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Kreis Bad Kreuznach

Satire bei der Landratswahl: Störfall oder Sahnehäubchen?

Von Stefan Munzlinger

Was soll, will, darf Satire? Muss sie sich einmischen in einen Wahlkampf – beispielsweise der Kandidaten für den Landratsjob? Und wenn ja: Sollte Satire dabei eine externe Position einnehmen – oder sollte einer ihrer Akteure selbst antreten?

Lesezeit: 2 Minuten
Aktuell geht es um die Landratskandidatur der Satire-Formation „Die Partei“, die 2004 von Redakteuren des Magazins „Titanic“ gegründet wurde, bundesweit aktiv ist und auch über einen Kreisverband an der Nahe verfügt. Ihre Mittel sind begrenzt, ihre Ideen nicht: Denkwürdig, als sie zum Martinsumzug zu Ehren ihres Mitbegründers Martin Sonneborn, seit ...
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Satire naht von allen Seiten

Carsten Zillmann kann der Satire-Kandidatur einiges abgewinnen

Bettina Dickes (CDU) und Hans-Dirk Nies (SPD) befürchten, dass Die Partei die Landratswahlen lächerlich macht und das Amt beschädigt. Dazu hat es die Satiriker nicht gebraucht. Die beiden Volksparteien haben das längst geschafft.

An der Landratswahl 2009 hat nur ein Drittel der Wahlberechtigten teilgenommen. Warum wohl? Der Kreis darf über höchstens 0,4 Prozent seiner Ausgaben selbst entscheiden. Nies' SPD regiert seit 1991 im Land und hat nie für Entlastung der Kommunen gesorgt. Diese Machtlosigkeit macht Kreistag und Landrat lächerlich. Dickes lädt im Wahlkampf den islamo- und homophoben Rechtsausleger Hans-Jürgen Irmer ein und möchte dann nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden. Zum Schießen!

Die Partei wird niemanden von der Urne fernhalten. Im Gegenteil: Sie wird einige Wähler zur Urne holen, die auf die Realsatire der Großen keine Lust mehr haben. Das ist gut, denn bei der Demokratie geht es ums Mitmachen, nicht ums Gewinnen.

E-Mail: carsten.zillmann@rhein-zeitung.net

Verfahren: Satire in der Sackgasse

Stefan Munzlinger kann der Satire-Kandidatur wenig abgewinnen

Die Jungs und Mädels der Partei sind schon 'ne Nummer. Im Ernst: Ich könnt mich wegschmeißen, wenn ich an die Kandidatur Philipp Dietrichs denke. Die wissen alle ganz genau, wie sie, in titanischem Übermut und immer hart am Wind der Erkenntnis, agieren müssen – wenn nur dieser krass-verwirrende Widerspruch nicht wäre: Sie begeben sich in ein System hinein, bringen es auf stolze 289 Unterschriften, um genau diesem System hernach den Rücken zu kehren.

Verändern? Nein! Die Anderen im Landratsgefecht witzig der Lüge, des Gefasels überführen? Nein! Die Partei macht auf Satire, wählt dafür aber die falsche Ebene, nämlich die der etablierten Konventionen. Stupide Kandidatenpräsentationen in leeren Hinterzimmern mit pfiffigen Aktionen enttarnen, ob auf der Straße oder im Internet: Das wär's! Stattdessen – nehmen wir ein abgefahrenes Bild – kämpfen sie wie wild um den Führerschein und erklären dann das Auto zum Teufelswerk. Schade! Denn einen ernst zu nehmenden Farbtupfer bräuchten wir so dringend in einer Welt der grauen Parteigranden.

E-Mail: stefan.munzlinger@rhein-zeitung.net

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