Rückruf-Aktionen: Wir kennen sie zur Genüge, vor allem aus der Dieselskandal-überführten Automobilbranche.
Kaum ein Tag, an dem nicht ein „Sensationspreis“-Modell zurückgerufen wird, weil Kühlflüssigkeit austritt, Lenkung, Bremsen oder sonstige Systeme versagen könnten. Mittlerweile nicht anders bei den Lebensmitteln, etwa mit Salmonellen in Bio-Eiern von Discountern – jede Woche wird bundesweit vor wenigstens drei Produkten gewarnt.
An Vielem sind wir selber schuld, wenn es um unsere Ernährung geht: Auf der Jagd etwa nach dem billigsten Batzen Fleisch verlieren wir völlig aus dem Blick, dass Lebensmittel einen Wert haben müssen – vor allem, wenn sie im „Soo Nahe“-Land aufwendig erzeugt und nicht von irgendwoher angekarrt und fast zum Nulltarif unters Volk geschüttet werden.
Da scheint die Rückruf-Aktion der kleinen Bockenauer Landmetzgerei Scholl ins Bild zu passen. Doch Vorsicht: Rückruf ist nicht gleich Rückruf. Bei den Scholls ist es kein Verstoß gegen Hygiene- oder andere Produktionsvorgaben, bei ihnen ist es einfach nur Pech, dass es sie traf – mit einem Bakterium, dass man nicht sehen, schmecken, riechen kann. Zwar meldete sich nur ein einziger Kunde, andere haben die Räucherwürste schadlos verspeist. Doch rief die Metzgerei sofort ihre Reh- und Hirschknacker zurück, verständigte treue Käufer.
Wie heißt es auf dem Holzschild über der Theke der Scholls: „Ein Metzger, der auf Ehre hält, kauft bestes Vieh für gutes Geld. Mit schlechtem Fleisch und Schleuderpreis verdirbt man nur den Kundenkreis.“ Sätze, deren Sinn auf alle Branchen übertragbar ist.
E-Mail: Stefan.Munzlinger@rhein-zeitung.net