Die Kassenärztliche Vereinigung hat in einem Positionspapier die Marschrichtung vorgegeben: Im Kampf gegen den Ärztemangel sei „ein Zusammenwirken aller gefragt. Auch mobile Menschen werden einen Beitrag leisten und zukünftig weiter zu medizinischen Einrichtungen fahren müssen“.
Es hätte „ ... NOCH weiter fahren ...“ heißen müssen. Denn der Bereitschaftsdienst in Meisenheim ist schon jetzt für 86 Ortsgemeinden zuständig.
Den Betriebswirten der KV ist auch das noch zu wenig. Die Dienstzeiten in Meisenheim sollen daher im kommenden Jahr um knapp zwei Drittel auf dann 37 Stunden gestrichen werden. Wer ansonsten krank wird, soll halt noch weiter fahren. Das trifft vor allem die Senioren hart.
Wie damit der Ärztemangel bekämpft und die Versorgung sogar noch verbessert wird, bleibt dem Laien ein Rätsel, und auch der Fachmann wundert sich. Wer behandelt denn die Patienten, wenn sie nach ihrer Rundfahrt endlich an anderer Stelle ankommen? Sind das keine Ärzte? Hausbesuche werden auch noch zugesagt. Doch schon die Hotline 116.117 ist auch ohne Corona-Krise chronisch überlastet, wie die KV selbst in ihrem Positionspapier einräumt. Wer schon das nicht besser hinkriegt darf sich nicht wundern, wenn seine Versprechen eher Skepsis denn Erleichterung auslösen.
Es ist ein zynisches Kalkül: Viele werden die weite Fahrt gar nicht erst antreten (können). Sie fallen nicht mehr zur Last, was bei mancher Erkrankung aber fatale Folgen haben kann. Und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass die KV der Meisenheimer Bereitschaft bald fehlende Fallzahlen nachweisen wird. Bei nur 37 Stunden Öffnungszeit ist das absehbar. Dann wird auch Meisenheim geschlossen wie zuvor Kirn, Rockenhausen und andere. Auf dem Land sind die Patienten eben nur in einem gleichgestellt: Ihre Krankenkassenbeiträge sind genauso teuer.
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