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Bad Kreuznach

Neuer Kornmarkt: Das Herz von Bad Kreuznach schlägt jetzt wieder

Von Harald Gebhardt
Ein wenig mediterran mutete das Flair des neuen Bad Kreuznacher Kornmarktes vor Tagen an: blauer Himmel, dazu eine die Nase kitzelnde Sonne. Da nahmen einige Gäste gern im Freien Platz. Die Plane um den Originale-Brunnen ist jetzt weg, der Sockel durch ein Gitter zu sehen.  Foto: Stefan Munzlinger
Ein wenig mediterran mutete das Flair des neuen Bad Kreuznacher Kornmarktes vor Tagen an: blauer Himmel, dazu eine die Nase kitzelnde Sonne. Da nahmen einige Gäste gern im Freien Platz. Die Plane um den Originale-Brunnen ist jetzt weg, der Sockel durch ein Gitter zu sehen. Foto: Stefan Munzlinger

Die Stadt hat ihr Herzstück wieder. Schon jetzt – früher als erwartet. Am Samstag und Sonntag wurde der neue Bad Kreuznacher Kornmarkt beim Herbstmarkt zum ersten Mal bespielt, am Dienstag kehrt der Wochenmarkt auf seinen angestammten Platz zurück. Seit Februar mussten die Marktbeschicker auf den Platz vor der Pauluskirche ausweichen. Denn nach dem närrischen Treiben begannen die Umbauarbeiten auf dem Kornmarkt.

Lesezeit: 2 Minuten
Anfang März rollten die Bagger an. Die ursprünglich kalkulierten zehn Monate Bauzeit brauchte man aber nicht. Schon Ende Oktober ist der Platz weitgehend fertig und nutzbar, wenngleich noch unvollendet: Die Bäume – insgesamt 18 Hopfenbuchen – können, je nach Witterung, erst Mitte Dezember angepflanzt werden, die Brunnentechnik, die Bepflanzung der ...
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Chronologie der Umgestaltung: Der lange und schwierige Weg zum neuen Kornmarkt

Bad Kreuznach. Lange ist es her, seit im Sommer 2005 der Ruf durch Bad Kreuznach hallte: Der Kornmarkt wird autofrei. Am 6. Oktober war es soweit: Einen Tag nach der Eröffnung des neuen Innenstadt-Parkhauses in der Mühlenstraße gab es auf dem Kornmarkt keine Fahrzeuge mehr. Seitdem ebbte die Diskussion darüber, wie der zentrale Platz in der Innenstadt gestaltet werden soll, nicht ab.

Der Kornmarkt, wie ihn die Kreuznacher die vergangenen zehn Jahre kannten: autofrei, aber auch unansehnlich und öde.  Foto: Stefan Munzlinger
Der Kornmarkt, wie ihn die Kreuznacher die vergangenen zehn Jahre kannten: autofrei, aber auch unansehnlich und öde.
Foto: Stefan Munzlinger
Die neue Leere wirkte auf Passanten zunächst befremdend, die dortigen Geschäfte beklagten einen Umsatzrückgang. Dennoch sollte der Platz frei bleiben, multifunktional nutzbar sein – so für den Wochenmarkt. „Den Leuten den Schrecken vor der Leere nehmen“, nannte der damalige Stadtplaner Bodo Zapp das Phänomen, das man bei dem leeren Kornmarkt zunächst beobachten konnte.

Den Slogan „Marktplatz statt Parkplatz“ für den Kornmarkt gab es schon Jahre zuvor: 1990. Formuliert hat ihn der Kreuznacher Architekt Heinz-Dieter Gerharz. Im Sommer 2005, kurz vor der Eröffnung des Innenstadt-Parkhauses, forderte er einen Ideenwettbewerb für den Platz. Für die Neugestaltung lohne sich ein Blick auf historische Aufnahmen vom Kornmarkt oder Bismarckplatz, wie er früher hieß, als Vorbild: eine Baumreihe zur Mannheimer Straße hin, der Brunnen in der Mitte.

So stellte sich das Bad Kreuznacher Architekturbüro „frankundfeil“ 2005 in seinem „Brückenschlag“-Konzept den neu gestalteten Kornmarkt vor.  Foto: frankundfeil
So stellte sich das Bad Kreuznacher Architekturbüro „frankundfeil“ 2005 in seinem „Brückenschlag“-Konzept den neu gestalteten Kornmarkt vor.
Foto: frankundfeil
Daran hat sich die Stadtplanung mehr als zehn Jahre später letztlich auch orientiert. Ebenfalls weitgehend einig war man sich, dass die Umgestaltung des Platzes nicht losgelöst vom „Brückenschlag“ gesehen werden dürfe, der verkehrsfreien Alten Nahebrücke und der Verkehrsführung der Mühlen- und Rossstraße.

Genau einen Tag, nachdem das neue Innenstadt-Parkhaus in der Mühlenstraße geöffnet hatte, verschwanden die Blechkarossen von dem zentralen innerstädtischen Platz. Es begann die große Leere. Sie dauerte länger, als es damals wohl jeder erwartet hatte. Das Herzstück der Stadt stand fast 13 Jahre lang still, bevor im Frühjahr 2018 die Bagger anrückten und die Bauarbeiten zur Umgestaltung des Platzes begannen.

Lange blieb der Kornmarkt der große Unvollendete. Unvollendet ist er noch immer, aber nur noch auf absehbare Zeit. Der Platz ist noch nicht komplett fertig. Er steht kurz vor der Vollendung: Im Dezember sollen die 18 Bäume – Hopfenbuchen, die das Stadtklima gut vertragen – gepflanzt werden, im Frühjahr dann die Beete bepflanzt, Bänke und Mülleimer aufgestellt, die Brunnentechnik installiert und auch die renovierten „Originale-Figuren“ am Brunnen in der Platzmitte angebracht.

2019: Der neue Kornmarkt soll ein Platz mit Flair werden – barrierefrei ausgebaut, mit vier Baumreihen und Brunnen in der Mitte. So sieht das Gestaltungskonzept aus, das jetzt umgesetzt wurde. Foto: Stadtverwaltung
2019: Der neue Kornmarkt soll ein Platz mit Flair werden – barrierefrei ausgebaut, mit vier Baumreihen und Brunnen in der Mitte. So sieht das Gestaltungskonzept aus, das jetzt umgesetzt wurde.
Foto: Stadtverwaltung
Warum sich die Neugestaltung so lange hinzog, hatte mehrere Gründe. Zurück ins Jahr 2005: Für eine groß angelegte bauliche Umgestaltung und einen höhengleichen Ausbau, wie es das „Brückenschlag“-Konzept des Bad Kreuznacher Architekturbüros „frankundfeil“ vorsah, war kein Geld da. Für das Frühjahr 2006 hatte die Stadt erst einmal kleinere Maßnahmen geplant, um den Platz attraktiver zu machen. So wurden die Betonkübel zur Mannheimer Straße hin entfernt.

Von Anfang an firmierte die Neugestaltung des Kornmarkts auch als Teil des Konzepts „Brückenschlag“ – mit dem Ziel, die komplette Innenstadt vom Bahnhof bis zum Holzmarkt zu beleben, Straßen, Plätze und Naturräume in der City miteinander zu verbinden und vor allem die Verbindung zur Neustadt, dem historischen Stadtkern, zu verbessern. Schon 2003 stellten die Kreuznacher Architekten und Stadtplaner Antonie Frank-Feil und Michael Frank ihr Konzept vor. Dazu musste auch die Verkehrsproblematik im Bereich von Ross- und Mühlenstraße, Kornmarkt und Alter Nahebrücke gelöst werden.

Und dann kam dem Kornmarkt-Vorhaben ausgerechnet der Brückenschlag, sprich die Sanierung oder ein Neubau der Alten Nahebrücke, in die Quere. Die Diskussion darüber setzte 2006/2007 ein, also nah zu dem Zeitpunkt, als der Kornmarkt autofrei wurde. Das Ganze fand seinen Niederschlag 2010 im Architektenwettbewerb für einen Neubau der Alten Nahebrücke. Wie sich bald zeigen sollte, war dies aber nur ein vorläufiger Schlusspunkt unter die Nahebrücke-Diskussion. Doch spätestens seit Anfang 2009 hieß das politische Credo: erst der Brückenschlag, dann der Kornmarkt. Der große innerstädtische Platz musste warten, stand Jahre leer. Der Kornmarkt blieb autofrei, aber öde. So mancher wünschte sich da den Parkplatz wieder. Bonjour Tristesse hatte Einzug gehalten, aus dem Provisorium drohte ein Dauerzustand zu werden. Ideen der Bürger inklusive eines Ideenwettbewerbs, zu dem die Verwaltung aufgerufen hatte, was man mit dem Platz machen kann, gab es reichlich: skurrile und utopische genauso wie realistische. Letztlich wanderten sie alle in die Tonne, sind in irgendeiner Verwaltungsschublade verschwunden.

Nach der geänderten Situation bei der Alten Nahebrücke – die Neubauvariante war vom Tisch zugunsten einer Sanierung der Brücke – rückte dann der Kornmarkt wieder mehr ins Blickfeld von Politik und Bürgern – allerdings nur für kurze Zeit. Schon im August 2012 betonte die neue Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer, wie schon ihr Amtsvorgänger Andreas Ludwig, die Prioritätenliste der Stadt, wonach das Kornmarkt-Projekt erst nach dem Brückenschlag an der Reihe sei.

Die Brückensanierung zog sich hin. 2012 beschäftigte dann das 70-Millionen-Euro-Projekt Neue Stadtmitte im Areal zwischen Salinenstraße und Stadtmauer der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück mit Multi Development die Stadtpolitik. Ein Jahr später, 2013, plante der holländische Projektentwickler Ten Brinke in Kooperation mit der Sparkasse Rhein-Nahe ein 20 bis 30 Millionen Euro teures Einzelhandelsprojekt an der Südseite des Kornmarkts inklusive einer Tiefgarage unter dem Platz. Das Vorhaben erhitzte die Gemüter – vor allem auch eine eventuelle Verkleinerung des Platzes dadurch, dass im Zuge des Neubaus die Häuserfront auf der Südseite (wo das frühere Café Kiefer war) ein paar Meter vorgezogen werden sollte. 2015 zog sich Ten Brinke von dem Vorhaben zurück.

Nach dem Abschluss der Brückensanierung rückt das nächste städtebauliche Großprojekt in den Blickpunkt: der Kornmarkt. Im Mai 2016 unternimmt die Stadtplanung einen neuen Anlauf für die Umgestaltung des Platzes. Und im November 2016 stellt Oberbürgermeisterin Heike Kaster-Meurer den Kreuznacher Bürgern die neuen Kornmarktpläne vor. Danach geht alles schnell. Der neue Kornmarkt wird sogar ein paar Monate früher fertig als geplant ...

Von unserem Redakteur Harald Gebhardt
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