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Pleitersheim

Nach Hausgeburt schwerstbehindert: Juliettes Lächeln und die Grenzen der Inklusion

Von Gustl Stumpf

Juliette besucht die Bethesda-Schule der Bad Kreuznacher Diakonie – eine staatlich anerkannte Schule für Kinder mit motorischen und körperlichen Beeinträchtigungen. Eigentlich wäre die 15-Jährige viel lieber auf einer ganz normalen Schule, trotz ihrer Behinderung, aber da stößt die Inklusion an ihre Grenzen. Dabei ist Juliette ein intelligentes und interessiertes Mädchen, aber eben auf ganz spezielle Weise. Und auf die gilt es, sich einzulassen.

Lesezeit: 5 Minuten
Als ich die Familie in Pleitersheim besuche, lerne ich Juliette kennen. Im schicken Rollstuhl steht sie neben mir am Tisch und verfolgt das Gespräch, das ich mit ihrer Mutter, Isabelle Bodenseh, führe. Nach einer gewissen Zeit, es ist schon später Nachmittag, wird sie müde. Vater Manfred Christmann ist sofort zur ...
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Frollein Wonder und die Kraft der Musik

Bad Kreuznach. Deutsches Fräuleinwunder – voller Respekt registrierte die westliche Welt ein Phänomen, das die 1950er-Jahre prägte. Es stand für junge, attraktive, moderne, selbstbewusste und begehrenswerte Frauen des Nachkriegsdeutschlands. Das passt, denn die Damen, um die es in diesem Beitrag geht, verkörpern exakt diesen Typ: The Wonderfrolleins.

Seit zehn Jahren sind sie unterwegs und sorgen mit ihren Auftritten für Begeisterung: Isabelle Bodenseh, Andrea Paredes Montes und Lexi Rumpel. Und weil es ohne Männer nicht geht, verstärkt Rainer Rumpel am Schlagzeug das Trio.

Eine faszinierende Formation, die mit Witz, Charme und Temperament durch das deutsche Wirtschaftswunder der 1950er- und 60er-Jahre fegt. „Die Zeit von Connie und Catarina, von Caprifischern und Caprihosen, von Heimatfilmen und Halbstarken mit Wirtschaftswunderschlagern, Seefahrerromantik, mit italienischem Herzschmerz und heißem Rock 'n' Roll“, so die PR-Botschaft, die hält, was sie verspricht.

Kopf der Gruppe ist Isabelle Bodenseh. Sie genießt die Auftritte, die gekennzeichnet sind durch eine unbändige Spielfreude, die unbedingt erhalten bleiben soll. Deshalb sind die Arrangements für 2017 auf 50 begrenzt. An den allerersten Auftritt kann sie sich noch gut erinnern. Fast zehn Jahre ist das her: im Dezember 2008 beim Aidsball in Wiesbaden. „Die Leute waren aus dem Häuschen“, erinnert sich Isabelle Bodenseh an den Walking Act mit 1950er-Jahre-Flair.

Dass die Geschichte eine solche Entwicklung nehmen würde, war freilich kaum zu erwarten. Ein Glücksgriff einerseits, Tatendrang und Professionalität andererseits. Die Ladys jedenfalls füllen die Säle, schwimmen auf einer Erfolgswelle.

Isabelle Bodenseh bereitet es große Freude, die Leute auf diese Art glücklich zu machen. Und trotz ihrer Ausbildung zur Diplommusikpädagogin und diverser anderer Entfaltungsmöglichkeiten steht sie dazu und erklärt: „Ich bin auch Musikantin.“ Neben ihrer Tätigkeit als Honorardozentin an der Musikhochschule in Frankfurt am Main ist sie aber vor allem in Sachen Jazz unterwegs. Gerade erst ist ihre neue CD unter dem Titel „The Good Life“ – Jazz mit Flöte erschienen.

Mit ihrem Partner Lorenzo Petrocca, ein virtuoser Spitzengitarrist der Jazzszene, präsentiert die Flötistin Isabelle Bodenseh einen Soundmix, der auf vielschichtige Art und Weise trägt. Gespielt werden eigene Kompositionen und Jazzstandards, bei denen Isabelle Bodenseh ihre immense Erfahrung aus zahlreichen Projekten in Frankfurt, Los Angeles und Havanna einbringen kann.

Die Künstlerin macht aber keinen Hehl daraus: Leben kann sie von diesen Auftritten nicht. Gleichwohl geben sie ihr ein gutes Gefühl und Kraft – auch für zu Hause. „Eine Symbiose“, wie sie selbst es beschreibt. Zu Hause warten dann ganz andere Herausforderungen, ein anderer Beruf, mehr noch – eine Berufung: für Juliette da zu sein, ihre 15-jährige behinderte Tochter, mit allen Problemen, aber auch mit allen wunderbaren Momenten, weil Juliette „ein so freundlicher Mensch ist, der so viel zurückgibt“, schwärmt die Mutter Isabelle Bodenseh, die ihre Energie aus der Musik schöpft. gst

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