Wohl dem, der was zu beißen hat. Wenn er dann noch das Richtige, das Gesunde isst, darf er sich als Sieger fühlen – in einer Konsumgesellschaft mit so vielen Verlierern.
Weltweit brachten sich im vergangenen Jahr elf Millionen Menschen mit falscher Ernährung um (mehr als durchs Rauchen). 255 Millionen, so die von Microsoft-Milliardär Bill Gates und seiner Frau Melinda finanzierte Studie weiter, erkrankten an miesem Essen, was global volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe anrichte. Alleine der ständig steigende Verzehr überzuckerter Lebensmittel lässt die Sozialsysteme, etwa die Krankenkassen, richtig bluten.
Umso besser, dass das Land mit der „Lafer-Mensa“ einst den Blick auf eine andere, gesündere Ernährung für Kinder und Jugendliche mit Strahleffekt auch auf die Eltern richtete. Dass sich der ernüchterte und wohl damals schon Stromburg-gestresste Sternekoch 2016 aus dem bezuschussten Röka-IGS-Prestigevorhaben verabschiedete, weil sich das populäre Projekt doch nicht rechnete, kennen wir nur zu gut: aus der Sterne-Gastronomie. Auch da legen die Restaurantbetreiber für hehre Zig-Gänge-Konzepte drauf, weil edle Zutaten und noch edleres Ambiente einen Haufen Geld verschlingen.
Im Kern geht es um eine realitätsbezogene Gesundheits- wie Betriebswirtschaftsphilosophie: Gibt es ein Essen, das gesund ist und das dem Erzeuger dennoch eine halbwegs ausgeglichene Kasse, von satten Gewinnen reden wir gar nicht erst, beschert? Die Berliner MenüPartner packen es im dritten Jahr an. Ja, sie kämpfen – um Standort und Akzeptanz. Und sie halten Wort, sprechen ständig mit Schülern, Eltern, Lehrern. Und sie kochen, dazu vertraglich verpflichtet, frisch. Doch auch sie müssen rechnen. Zwar stagniert die Zahl der Esser momentan noch bei rund 450, doch deren Resonanz ist deutlich: Berlin und Bad Kreuznach sind auf einem guten (Mensa-)Weg!
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