Wer ein wenig genauer hingeschaut hat, den überrascht die erneute Kandidatur Kaster-Meurers nicht wirklich. Seitdem der Abgang ihres Lieblingskontrahenten Wolfgang Heinrich feststeht, wirkt die OB gelöster.
Die Pressetermine wurden mehr, ebenso die Mitteilungsfreudigkeit – Kaster-Meurer, die zeitweise zu sehr von der Bildfläche verschwunden war, tauchte und taute wieder auf. Langsam, aber sicher, so die Wahrnehmung, schaltete die OB auf Wahlkampfmodus.
Das lange Warten war sicher auch ein Stück weit Taktik. Der Dauerzweikampf mit Heinrich war belastend, nicht nur für die beiden Duellanten, sondern für die gesamte Stadtverwaltung.
Beide haben ihren Teil zum Nicht-Verhältnis beigetragen – das darf nicht vergessen werden. Die OB muss aber jetzt beweisen, dass Heinrich den Löwenanteil in diesem toxischen Kollegenverhältnis zu verantworten hatte. Klappt es nun auch zwischen OB und Neu-Bürgermeister Thomas Blechschmidt nicht, dann gäbe das zu denken.
Die Amtsinhaberin geht als Favoritin in die Wahl – auch wenn ihr politisch phasenweise bitterkalter Wind ins Gesicht geblasen hat. Eine Urwahl ist etwas völlig anderes als eine Wahl durch den Stadtrat. Sie ist quasi nicht vorhersagbar.
Die Leute auf den Straßen interessiert bei so etwas weniger politischer Guerillakrieg im Stadtrat, es interessieren auch keine verwaltungsinternen Fehler, die sie zweifellos gemacht hat, und auch keine Gewobau-Prüfberichte oder Prozesse vor dem Verwaltungsgericht, sondern konkrete Leistungen für die Stadt.
Diese Wahl wird spannend.
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