Die Debatte um das Gelingen der Neustadt ist inzwischen so alt, dass sie kaum noch jemand hören kann oder will – am allerwenigsten wohl die Anwohner, die dort leben und denen es nicht egal ist, was mit ihrem Viertel passiert. Die Problemlagen sind vielfältig: kaputte Häuser, schlechter Wohnraum, Müll und die Probleme mit dem Lärm. Wer glaubt, die Struktur eines historischen Stadtkerns gänzlich zu verändern, der träumt mit offenen Augen. Die Neustadt wird immer ein Ort der Verwerfungen bleiben.
Verbesserungen sind dennoch möglich. Dazu ist aber vor allem eines nötig: Geld. Denn das müssen die Stadt, ihre Gesellschaften und auch die möglichen Eigentumskäufer haben, um in das dortige Wohnraumangebot Qualität hineinzubringen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Gewobau, die als Experte der einzige Akteur ist, der dort Schritt für Schritt Immobilien auf Vordermann bringen kann.
Alle 200 Objekte, die als sanierungsbedürftig gelten, zu kaufen, ist aber auch für die Gewobau utopisch. Das Vorgehen der Gewobau birgt aber auch Risiken. Das noble Ansinnen, heruntergekommene, aber stadtbildprägende Häuser durch Ankauf und Sanierung zu retten, könnte für zwielichtige Immobilienspekulanten ein nette Einnahmequelle werden: ein Haus in der Neustadt kaufen, Miete herauspressen, herunterkommen lassen und einfach darauf warten, bis die Stadt sich genötigt fühlt, dort zu handeln.
Die „Vier Arschbacken“ und das Brückenhaus am Ellerbach sind dafür beste Beispiele. Deren Besitzer haben sich jahrzehntelang einen Taubendreck darum geschert, was mit den Immobilien passiert, beim Verhandeln zeigen sie nun deutlich mehr Aktivität. Sie nun auch noch monetär dafür zu belohnen, ist moralisch fragwürdig, aber logischerweise der einzige Weg, der Sinn macht.
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