Weinbau-Präsident Thomas Höfer: Authentizität und Zusammengehörigkeit gehen verloren
Dass die jährlichen Wintertagungen entfallen, wertet Präsident Dr. Thomas Höfer (Burg Layen) vom Weinbauverband Nahe als Zeichen der Zeit, empfindet es aber auch als einen Verlust. Ja, die Digitalisierung erlaube heutzutage die Weitergabe und Aufnahme fundierter Informationen, doch ersetze das Netzangebot nicht die „live“ erlebte Vortragsveranstaltung mit Informationen erfahrener Experten.
Für Dr. Höfer, der seit gut zwölf Jahren ehrenamtlich an die 800 Winzer vertritt, geht durch den Wegfall der Wintertagung ein Stück Authentizität und das Gefühl der Zusammengehörigkeit verloren, „wenn jeder immer nur alleine an seinem PC sitzt“. Damit verbunden sei die Generationenfrage: Jüngere Landwirte und Winzer seien mit dem Werkzeug Internet aufgewachsen und vertraut. Die seit einigen Jahren laufende Agrarreform forciere die Ausdünnung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum und seiner Beratungskapazitäten, so Dr. Höfer, aber: „Die Schrumpfung stößt an ihre Grenzen.“ Dabei wachse der Bedarf gerade an solchen Beratungen, etwa in Fragen der zunehmenden Dokumentationspflichten, zu kaufmännischen und versicherungstechnischen Themen oder zu Marketing und Hofnachfolge. „Winzer brauchen die Unterstützung von außen“, sagt der Präsident und nennt ein Beispiel: „Wem früher ein Wein nicht gefiel, der konnte mit einer Flasche nach Bad Kreuznach fahren und sich mit Fachleuten beraten. Ob ein Winzer künftig den Weg ins 51 Kilometer entfernte Oppenheim antritt?“, fragt sich Dr. Höfer. mz