Bad Kreuznach

Hilfe zur Selbsthilfe für Familien mit Frühgeborenen: „Bunter Kreis Rheinland“ unterstützt auch in Kreuznach

Am 26. April 2020 kamen die Drillinge Elif, Eliz und Ebru auf die Welt und konnten erst drei Monate später nach Hause.  Foto: Diakonie
Am 26. April 2020 kamen die Drillinge Elif, Eliz und Ebru auf die Welt und konnten erst drei Monate später nach Hause. Foto: Diakonie

Nichts deutete auf eine Frühgeburt hin. Simone Schneider (Namen von der Redaktion geändert) und ihr Mann waren nicht darauf vorbereitet, dass ihre Tochter zu früh geboren wird. Es war die 27. Schwangerschaftswoche, als Maja per Kaiserschnitt im Diakonie Krankenhaus Bad Kreuznach zur Welt kam. Sie wog 920 Gramm.

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Sieben Wochen lag das kleine Mädchen auf der Intensivstation für Frühgeborene. Ängste und Unsicherheiten begleiteten die kleine Familie, als Maja dann mit einem Gewicht von 2200 Gramm nach Hause konnte. „Das Team im Diakonie Krankenhaus hat uns in dieser schweren Zeit zur Seite gestanden“, erzählt Mutter Simone.

Unterstützung in ersten Wochen

Nach der Entlassung bekam die Familie Beratung und Unterstützung durch die sozialmedizinische Nachsorge des „Bunten Kreises Rheinland“. Die Organisation bietet Eltern mit früh geborenen oder kranken Kindern einen begleiteten Übergang von der Klinik bis ins Kinderzimmer und unterstützt sie in den ersten Wochen zu Hause. Zwei Jahre nach Maja kam Sohn Yannik zur Welt – in der 25. Woche – und wieder ohne Vorwarnung. Er wog 730 Gramm. Von Anfang an betreute Kinderkrankenschwester und Case Managerin Martina Brodam den neuen Erdenbürger.

Martina Brodam, seit 2019 nebenberuflich Mitarbeiterin des Bunten Kreises Rheinland, war nicht nur im Krankenhaus, sondern auch während der kommenden Monate zu Hause für Familie Schneider da. „Der Bunte Kreis liefert Hilfe zur Selbsthilfe in der häuslichen Umgebung. Wir planen und koordinieren Termine und notwendige ambulante Therapien, kümmern uns bei Bedarf um Entlastungsangebote wie etwa eine Haushaltshilfe oder beraten bei medizinischen und sozialrechtlichen Fragen“, erklärt Brodam. „Vieles kann auch schon während des Aufenthaltes im Diakonie Krankenhaus geklärt werden – wie die Kontrolltermine im Sozialpädiatrischen Zentrum.“ Im SPZ der Stiftung Kreuznacher Diakonie werden Kinder mit einer Entwicklungsverzögerung oder einer Behinderung ambulant behandelt.

Yannik ist heute 17 Monate alt. „Es geht ihm gut – es ist wie ein kleines Wunder. Wir sind froh, dass wir ihn nun zu Hause haben.“ Und Simone Schneider ist dankbar über die lückenlose Nachsorge, die der Familie Sicherheit, Hilfe und Zutrauen gab.

Mit dem Koblenzer Team des „Bunten Kreises Rheinland“ hat die Stiftung Kreuznacher Diakonie seit Juli eine Kooperation besiegelt. Damit wird eine Versorgungslücke in der Region für Eltern mit einem kranken, beeinträchtigten oder zu früh geborenen Kind geschlossen. Das Nachsorge-Team Bad Kreuznach besteht aus Standortkoordinatorin Ana-Lucia Hahn, Martina Brodam und Tanja Lohr. Alle Drei sind Kinderkrankenschwestern. Zum multiprofessionellen Team gehören auch eine Psychologin, eine Sozialpädagogin und Sozialarbeiterin Anne Heidrich. Letztere kommt einmal in der Woche nach Bad Kreuznach, um über Themen wie Elterngeld, Pflegeleistungen oder die Absicherung des Lebensunterhalts zu beraten. Gemeinsam bereiten sie die Familien auf die neue Lebenssituation vor und stehen während regelmäßiger Hausbesuche unterstützend und beratend zur Seite. In den ersten Wochen sind die erfahrenen Mitarbeiterinnen zentrale Ansprechpartnerinnen für alle Fragen, Nöte und Sorgen. Davon schwärmt auch Filiz Nergiz. Am 26. April 2020 kamen die Drillinge Elif, Eliz und Ebru auf die Welt und konnten erst drei Monate später nach Hause. Schon im Perinatalzentrum gab Martina Brodam ihr notwendige Informationen und Tipps. „Ich hatte alle Infos und konnte jederzeit anrufen, wenn ich Fragen hatte. Auch jetzt noch“, so Filiz Nergiz.

Gute Vorbereitung für Eltern

„Unser Ziel ist es, die Eltern schon im Krankenhaus aufzufangen und vorzubereiten. Wir wissen trotzdem, dass es wichtig ist, die Familien auch nach der Entlassung eng zu begleiten. Durch die Kooperation mit dem Bunten Kreis Rheinland können wir die stationäre und ambulante Versorgung jetzt noch besser vernetzen und so Eltern noch mehr Sicherheit geben“, erläutert Dr. Christoph von Buch, Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin am Diakonie Krankenhaus.

Das sozialmedizinische Angebot für Eltern mit chronisch und schwer kranken sowie früh- und risikogeborenen Kindern gab es bisher nicht. Es schließt den weißen Fleck zwischen Mainz, Kaiserslautern und Koblenz. Auf die Zusammenarbeit mit den Netzwerkpartnern, zu denen die Frühen Hilfen, Hospize, Therapeuten und Ärzte gehören, freut sich das Kreuznacher Nachsorge-Team. Diese professionelle Hilfe ist kostenlos und kann für zwölf Wochen beantragt werden. Der Antrag für die sozialmedizinische Nachsorge kann auch noch bis sechs Wochen nach dem Krankenhausaufenthalt vom Kinderarzt bei der Krankenkasse gestellt werden.

Das Nachsorge-Team Bad Kreuznach ist unter Telefon 0671/605 23 01 zu erreichen.