Wasch mich, aber mach mich nicht nass! Der alte Spruch passt bei der Hausarztdiskussion in Kirn wie die Faust aufs Auge. Der Mangel war schon vor zehn Jahren absehbar, wurde an runden Tischen und mit Projekten von Land und KV propagiert. Und verlief im Sande. Ganz plötzlich schlug es dann in Kirn auf. Dr. Wischmann hörte auf, 1500 Patienten standen im Regen.
Drei Jahre zuvor machte man sich in der Stadt noch über Hochstetten-Dhaun lustig, wo der Rat einstimmig (!) der Idee folgte, zu investieren, einen Arzt zu überzeugen und aufs Land zu holen und zu binden, für ihn eine Praxis nach Maß einzurichten. Die Investition trägt sich. Heute lacht keiner mehr. Hausärzte fehlen landesweit, beklagt die KV, die eigentlich die Verteilfunktion gegen „Ärzteschwemme“ hat und sich im Umkehrschluss keine fertigen Mediziner „backen“ kann. Zumal nicht solche wie es Heribert Schöll mit nahezu 2000 Scheinen einer war, der Tag und Nacht für Patienten unterwegs war. Heute macht das keiner und keine mehr. Ärztinnen könnten das mit Familie und Kindern nicht, nimmt Dr. Peter Jungblut die Kolleginnen in Schutz.
Denen sagen viele nach, sie hätten nur ihre Work-Life-Balance“ im Sinn und nicht das Patientenwohl. Wer es sich aussuchen kann, wann und wo er praktiziert, der tut's. Da kann man in Kirn noch so sehr beklagen, Hausärzte vom alten Schlag würden aussterben. Ja, sie tun's.
Bei Thomas Jung und Frank Ensminger laden Bürger ihren Frust ab, beklagen: Ihr tut nix! Beide sollen Versäumnisse ihrer Vorgänger jetzt schnellstens bereinigen. Das funktioniert nicht mit Schnellschüssen aus der Hüfte. Da sind alle gefordert, die gewählt sind. Dass Informationen spärlich flossen, ist Fakt. Aber es gab sie teils schlichtweg nicht.
So erfuhr Thomas Jung am Dienstag nebenbei: Es sind nicht 2,5 sondern drei freie Hausarztstellen, übermorgen vielleicht 3,5 oder 4. Der Rat hat das Recht, zu fragen, klar. Einer wie Jörg Schäfer, der als Landwirt seine Kalkulation genau kennt, ehe er investiert, darf und muss knallhart nachfragen. Jetzt ist Druck auf dem Kessel. Der wird mit Krankenhausdebatte und Rettungswache noch steigen. Gemeinsam mit der Kommune was schaffen, wünscht sich KV-Betriebswirtin Otten.
Für mich gehört die Diakonie mit ins Boot. Sie hat einst das Krankenhaus für 1 Mark übernommen. Von 15 Millionen Euro Landeszuschüssen ist die Rede. Das Krankenhaus aber wurde ausgedünnt, von der Bürkle-Stiftung bezahlte Geräte gingen nach Kreuznach. Die Diakonie braucht das Kirner Haus jetzt als „Parkplatz“, wenn in Kreuznach saniert werden muss.
Das reicht den Kirnern nicht. Die Diakonie hätte mit dem Abriss des baufälligen alten Verwaltungsgebäudes, wo die Bereitschaftsdienstzentrale fünf Jahre lang saß, eine schnelle Lösung. Vielleicht gelingt der Kommune, VG und dem Kreis mit der Diakonie ein Modell: Altbau abreißen, Container wie am Kirner Bahnhof aufstellen, Rettungswache ausbauen, Bereitschaftsdienstzentrale einrichten (wie von Diakonie angeboten), MVZ einrichten, Parkplätze schaffen. Alles klar? Klingt einfach. Zu einfach.