Als Eltern im Corona-Winter ihre Kinder vor Infektionen schützen und auf eigene Kosten Luftfilteranlagen beschaffen wollten, lehnten Landrätin Bettina Dickes und der Kreistag dies ab. Auch die Selfmade-Variante des Max-Planck-Instituts für Chemie kam nicht gut an. Sie sei nicht effektiv genug, und außerdem wolle man keine Neiddebatte. Kinder von weniger wohlhabenden Eltern dürfe kein Nachteil entstehen, hieß es damals.
Nun aber geschieht genau das, was die Landrätin eigentlich vermeiden wollte: eine Ungleichbehandlung der Schüler. Die finanziell gut ausgestattete Verbandsgemeinde Rüdesheim versieht alle ihre Schulen mit Luftfiltern, während in der Stadt noch geplant wird und der monetär extrem klamme Kreis Schwierigkeiten bekommen dürfte, selbst nach Abzug der Fördermittel von 80 Prozent das Geld für die Anlagen aufzubringen.
Mit anderen Worten: Nicht mehr der schmale Geldbeutel der Eltern sorgt für Nachteile der Schüler, sondern die unterschiedliche Ausstattung der einzelnen Kommunen, Kreise und Verbandsgemeinden. Es stellt sich die Frage, ob dann nicht das Land in der Verantwortung steht, solche finanziellen Probleme abzufedern.
Dass die Luftfilteranlagen wirksam sind, muss dabei vorausgesetzt werden. Der Bund fördert schließlich nichts, von dessen Effektivität er nicht überzeugt ist. Dass es in der VG Rüdesheim und in der Stadt Luftfilteranlagen geben wird, sorgt hoffentlich wenigstens dort für einen sicheren Schulbetrieb. Der nächste Winter kommt bestimmt, der übernächste auch. Wohl dem, der gewappnet ist.
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