Man kann Annette Bauer und Initiativen wie Klein-Venedig Bohème oder die Kreuznacher Fissemanten nicht oft und hoch genug loben. Es ist toll, was zwei Hände voll Ehrenamtlicher (fast ausschließlich Frauen) immer wieder für Ideen haben – und auch umsetzen. Wie jetzt wieder mit der Aktion „Frühstück bei Tiffany“. Ohne sie sähe es in der Neustadt wahrlich noch weitaus trostloser aus als ohnehin schon.
Das besondere Flair, das Bohème-Milieu, die Mischung aus Kunst, Kultur und historischen Sehenswürdigkeiten allein reichen aber nicht aus. Die Stadt muss engagierten Neustadtbewohnern endlich richtig unter die Arme greifen – auch mit Manpower und nicht nur mit halbherzigen Lippenbekenntnissen: um das brachliegende große Potenzial um Salz- und Eiermarkt aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.
Die Stadt hat das historische Stadtviertel sicher nicht aus den Augen verloren. Doch der Brückenschlag – verkürzt vom Kornmarkt zum Eiermarkt – funktioniert nicht. Um die Schätze der Neustadt ansprechend zu präsentieren, muss man keine Millionensumme in die Hand nehmen. Oft helfen schon der Wille und kreative Ideen: etwa die mittelalterliche Stadtmauer am Jahnhallen-Parkplatz zu befreien, ins rechte Licht zu rücken (also anzustrahlen) oder Hinweisschilder auf Sehenswürdigkeiten. Doch das alles fehlt, fängt bei den Brückenhäusern auf der Nahebrücke an und hört mit dem Verfassungszimmer im Fausthaus auf.
So schön und lebendig der neue Kornmarkt auch ist: In seinem Schatten verkümmert die Neustadt. Wie es die Stadt seit Jahrzehnten schafft, die Sehenswürdigkeiten im Bereich des historischen Stadtviertels so schlecht zu vermarkten, ist einfach traurig. Es ist an der Zeit aufzuwachen – bevor die Neustadt ganz tot ist!
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