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Weil der Vater ein Schläger war: Idar-Obersteiner Patrick Schindler berichtet offen über eine traumatisierende Kindheit

Von Vera Müller
Patrick Schindler (39) bewegt sich gern in der Natur. Hier schöpft er Kraft. Eine traumatisierende Kindheit hat tiefe Spuren hinterlassen, die unter anderem in zwei Suizidversuchen mündeten.
Patrick Schindler (39) bewegt sich gern in der Natur. Hier schöpft er Kraft. Eine traumatisierende Kindheit hat tiefe Spuren hinterlassen, die unter anderem in zwei Suizidversuchen mündeten. Foto: privat

Was kann ein Mensch ertragen? Was macht das mit der Seele und dem Körper eines hilflosen Kindes, wenn der Vater ein Säufer, ein Schläger, ein Tyrann ist? Kindheit und Jugend von Gewalt, Schmerz und Verlust geprägt sind? Und dass alles unter einem Dach in Idar-Oberstein passiert, keiner etwas bemerkt? Darüber kann Patrick Schindler, der am 27. Juli 40 Jahre alt wird, ein Buch schreiben – ein Buch, das traurig und wütend macht.

Lesezeit: 7 Minuten
Der klare Blick aus blau-grauen Augen, die kurzen Haare, ein sympathisches Lächeln, schlanke, sportliche Figur, das fällt einem zuerst auf, wenn man den jungen Mann sieht. Und dann erzählt er – ganz mutig, ganz ehrlich. Auch in einem Blog, den er vor Jahren geschrieben hat, auch auf Facebook, was ihm ...
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Von Klinik zu Klinik:Therapiemarathon begann als Jugendlicher

Seit dem Tod seines älteren Bruders im Jahr 1996 hat Patrick Schindler zweimal versucht, sich das Leben zu nehmen: einmal im Alter von 16 Jahren und ein weiteres Mal 2017.

Er war mit 16 und 17 Jahren in der Psychiatrie in Idar-Oberstein untergebracht, 2012 für drei Wochen in der Psychosomatischen Fachklinik Hochgrat im Allgäu, 2013 für acht Wochen in der Psychosomatischen Fachklinik Panorama-Klinik Scheidegg im Allgäu, worüber auch das Magazin „Spiegel Wissen“ berichtete, 2014 dort nochmals für vier Wochen, 2018 fast sechs Monate in der Psychiatrie in Kempten im Allgäu, 2020 für acht Wochen in der Psychiatrie in Idar-Oberstein und jetzt aktuell vorerst für zwölf Wochen in der Psychosomatischen Fachklinik St.-Franziska-Stift in Bad Kreuznach.

Dort absolviert Schindler eine Traumatherapie wegen einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung, chronifizierter Depression mit ständigen schweren depressiven Phasen mit Suizidalität und einer Essstörung.

„In der Psychiatrie Idar-Oberstein habe ich eine Serie von insgesamt acht Elektrokrampftherapie-Behandlungen erhalten, da bei mir in all den Jahren der pharmakologischen wie auch psychotherapeutischen Therapie nichts angeschlagen oder geholfen hat. Bei der Elektrokrampftherapie wird man unter Kurznarkose gesetzt und erhält Mittel zur Muskelrelaxation in Spritzenform. Dann wird ein schwacher Stromstoß ins Gehirn geleitet, der eine Art epileptischen Anfall auslöst. Diese Therapieform hat mich zumindest aus der Suizidalität und dem ganz tiefen Loch geholt, damit ich nun erstmals eine Traumatherapie in Bad Kreuznach machen kann“, berichtet Schindler. vm

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