Kreis Birkenfeld

Verunreinigtes Trinkwasser: Abkochgebot für fast ganzen Kreis Birkenfeld gilt bis mindestens Dienstag

Von Stefan Conradt
Trinkwasser
Leitungswasser sollte bis auf Weiteres im Landkreis Birkenfeld abgekocht werden. Entwarnung gibt es frühestens am Dienstag. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Illustration

Nachdem am Donnerstag in der Kita Sien bei einer Routinebeprobung eine Verunreinigung des Leitungswassers mit dem Bakterium Clostridium perfringens entdeckt worden war und bei einer weiteren Beprobung am Freitag der gleiche Keim im Hochbehälter Fischbach festgestellt wurde, hat das Gesundheitsamt ein Abkochgebot für Leitungswasser im größten Teil des Nationalparklandkreises verhängt.

Lesezeit: 2 Minuten
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  • Video: Foto Hosser/Christian Schulz. Im Interview zu sehen sind: Bruno Zimmer (stellvertretender Landrat) und Friedrich Marx (Bürgermeister von Idar-Oberstein)

Ausgenommen sind nur wenige Ortschaften in der VG Birkenfeld und der „Alt-VG“ Rhaunen, die ihr Wasser nicht aus dem Netz des Wasserzweckverbands (also aus der Steinbachtalsperre), sondern aus eigenen Quellen erhalten.

Schon am Karfreitag hatte der Wasserzweckverband weitere Beprobungen – auch in der Aufbereitungsanlage an der Talsperre in Katzenloch – angeordnet und mit vermehrten Chlorgaben und erhöhtem Leitungsdurchsatz Gegenmaßnahmen ergriffen. Die Ergebnisse der Proben lagen am Ostermontag vor und waren ohne Befund. Da Entwarnung grundsätzlich erst nach zwei negativen Proben in Folge gegeben werden kann, ist mit einer Freigabe des Leitungswassers nicht vor Dienstag zu rechnen.

Lange Schlangen vor Getränkemarkt

Entsprechend war am Samstag die Nachfrage in den Getränkemärkten der Region gewaltig: Am Globus gab es schon morgens um 8 Uhr lange Schlangen, in einigen kleineren Märkten war Mineralwasser in Flaschen schon um die Mittagszeit ausverkauft.

Clostridium perfringens ist ein weit verbreiteter Keim, der sich häufig in der Darmflora von Menschen und Tieren findet. Zur Verunreinigung von Oberflächenwasser kann es zum Beispiel kommen, wenn Starkregen Dünger von Ackerflächen ab- und in Trinkwasserreservoirs einträgt. Da es aber im Landkreis seit vielen Tagen nicht geregnet hat, scheidet diese Möglichkeit aus.

Beim Abkochen ist zwingend zu beachten, dass dieser Keim kurzzeitig Temperaturen von 100 Grad überleben kann – das Wasser sollte also mehrere Minuten sprudelnd gekocht werden, das Gesundheitsamt empfiehlt fünf Minuten.

Trinkwasser abkochen

Keime im Trinkwasser kann zu Magen- und Darmerkrankungen führen. Deshalb raten Experten und Einsatzkräfte, das Wasser mindestens fünf Minuten lang sprudelnd zu kochen. Dadurch werden die betreffenden Keime abgetötet. Das Abkochgebot gilt vor allem dann, wenn das Wasser zum Trinken oder zur Zubereitung von Nahrung, zum Abwaschen von Speisen und zum Spülen von Gefäßen, in denen Lebensmittel aufbewahrt werden, verwendet werden soll. Ebenso sollte zum Zähneputzen nur abgekochtes Wasser verwendet werden.

Seit Donnerstag informiert das Gesundheitsamt und der Wasserzweckverband auf allen Kanälen über die Lage, am Karfreitag fuhren zusätzlich Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr durch die Ortslagen, machten Lautsprecherdurchsagen und verteilten Handzettel, zum Teil wurde sogar an den Haustüren geklingelt, um die Menschen mündlich zu warnen.

Gesundheitliche Folgen möglich

Laut dem Ersten Kreisbeigeordneten Bruno Zimmer und dem Vorsteher des Wasserzweckverbands, Friedrich Marx, die sich in Interviews mit der Nahe-Zeitung und dem Südwestfunk zu Wort meldeten, können durch die Verunreinigung gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht ausgeschlossen werden – daher soll Leitungswasser bis auf Weiteres für die Nutzung bei Speisen und zum Trinken vorher abgekocht werden.

Bei der Trinkwasserversorgung für Haustiere und Vieh sowie für die Toilettenspülung ist laut Gesundheitsamt kein Abkochen nötig. Auch die Körperpflege (Waschen, Duschen, Baden) kann weiterhin mit nicht abgekochtem Wasser erfolgen, sofern darauf geachtet wird, dass das Wasser nicht getrunken wird oder auf offene Wunden gelangen kann.

Folgende Orte sind betroffen:

das gesamte Stadtgebiet Idar-Oberstein;

die gesamte Verbandsgemeinde Baumholder;

folgende Orte der VG Birkenfeld: Dambach, Ellweiler, Gimbweiler, Hattgenstein, Hoppstädten-Weiersbach, Meckenbach, Rötsweiler-Nockenthal, Schwollen, Siesbach, Wilzenberg-Hußweiler;

folgende Ortschaften der VG Herrstein-Rhaunen: Bergen, Berschweiler, Dickesbach, Fischbach, Gerach, Griebelschied, Herborn, Herrstein, Hettenrodt, Hintertiefenbach, Kirschweiler, Mackenrodt, Mittelreidenbach, Mörschied inklusive Hafenmühle, Asbacher Hütte, Niederhosenbach, Niederwörresbach, Oberreidenbach, Oberwörresbach, Schmidthachenbach, Sien, Sienhachenbach, Sonnschied, Veitsrodt, Vollmersbach, Weiden, Wickenrodt.

Das Gesundheitsamt hat eine spezielle Trinkwasser-Hotline eingerichtet, die mit der Corona-Hotline 06781/516 33 00 gekoppelt. Dort erhalten Einwohner des Landkreises Informationen zum Störfall.