Ein bemerkenswertes Statement liefert der langjährige Fischbacher Pfarrer Reinhardt Müller. Er erinnert sich an eine morgendliche Andacht im Rahmen einer Kirchensendung des SWR im Jahr 1998. Damals hat er eine Menge böse Zuschriften bekommen, erinnert er sich.
In seiner Ansprache sagte er: „Nachdem Gott zunächst den Menschen als Mann geschaffen hatte und dieser sich in der Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren unverstanden, allein fühlte, heißt es gegen Ende der Erzählung: ‚Gott versetzte den Menschen in einen tiefen Schlaf, nahm eine seiner Rippen heraus und füllte die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe machte er eine Frau und brachte sie zu dem Menschen. Der freute sich und rief: Endlich jemand wie ich!‘ Die Beziehung zwischen Mann und Frau wird hier als eine Geschichte des freudigen Erkennens erzählt. ,Endlich jemand so wie ich!‘ Die liebevolle Fürsorge Gottes führt die Geschlechter zu einer Ergänzung, in der sie sich verstanden fühlen. Darauf läuft die Erzählung der zweiten Schöpfungsgeschichte der Bibel hinaus. Und das finde ich nachdenkenswert auch für die gegenwärtigen Diskussionen um Liebe: zwischen Männern und Männern, zwischen Frauen und Frauen: Müssen wir solche Diskussionen nicht zuallererst so führen, dass etwas von der liebevollen Fürsorglichkeit spürbar wird, wie sie in der biblischen Erzählung aufleuchtet? ‚Endlich jemand so wie ich!‘ Und ist es denn ein Widerspruch zur liebevollen Fürsorglichkeit Gottes, wenn solches Wiedererkennen sich zwischen Mann und Mann oder zwischen Frau und Frau ereignet und nicht nur zwischen Mann und Frau? Ja, wäre es nicht sogar an der Zeit, eine dritte Schöpfungsgeschichte zu schreiben: Um Gott die Ehre zu geben und nicht Mutter Natur ...?“ Vera Müller