Das war ein mehr als bitterer Abend für Stefan Worst, seine Enttäuschung muss riesig sein. Hoch anrechnen muss man ihm deshalb, dass er Simon fair gratulierte und auch noch ein Schlusswort zustande brachte.
Die SPD im Kreis Birkenfeld ist immer für Überraschungen gut: Mit diesem Schlag ins Gesicht des SPD-Kreisvorsitzenden, AfA-Kreisvorsitzenden, SGK-Regionalvorsitzenden, DGB-Kreisvorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Kreistags- und Idar-Obersteiner Stadtratsfraktion war nicht unbedingt zu rechnen. Dass man an Hans Jürgen Noss nicht vorbeikommen würde und auch nicht will, war im Vorfeld klar: An seinem erneuten Einzug in den Landtag zweifelt kaum jemand. Er ist eine rote Bank, wird letztlich vier Legislaturperioden für Beständigkeit gesorgt haben und wird parteiübergreifend wegen seiner ruhigen und sachlichen Art geschätzt. Da geht die SPD im Kreis Birkenfeld bewusst kein Risiko ein. Die Personalie Worst warf da von Anfang an schon mehr Fragen auf. Bereits seine Empfehlung durch den Kreisvorstand war nach Informationen unserer Zeitung lang nicht so eindeutig, wie man es verkaufen wollte: Für Worst sprachen sich sechs Mitglieder aus, gegen ihn fünf. Auch da hieß es schon, dass man die Kandidaturen von Angelina Huber und Yannick Simon begrüße, was aber nie offiziell kommuniziert wurde. Ahnte man da schon, dass es für Worst eng werden könnte? SPD-Kreisvorsitzender zu sein und automatisch als B-Kandidat nominiert zu werden, ist in Worsts Fall eben kein Selbstläufer, den man mal eben so hinter verschlossenen Türen besiegeln kann. Das sind genau jene verkrusteten Strukturen, die sich vor allem die jungen Sozialdemokraten nicht mehr bieten lassen wollen.
Respekt muss man Angelina Huber – mit Sicherheit eine SPD-Frau, die ihre Chance noch erhalten wird – zollen: Durch den taktischen Schritt, ihre Kandidatur zurückzuziehen, machte sie den Weg für Simon frei – einen jungen Mann, der durchaus Perspektive hat und den man schon jetzt als Hoffnungsträger der SPD bezeichnen darf. Seine Wahl ist richtungsweisend und ein klares Signal der SPD, jünger und dynamischer zu agieren und der CDU das Feld nicht kampflos überlassen zu wollen. Wobei: Worsts Niederlage ist sicher nicht nur damit verknüpft, dass er perspektivisch nicht mehr als zwei Legislaturperioden im Landtag mitgearbeitet hätte. Seine Art kommt nicht überall an, und vor allem die Idar-Obersteiner Delegierten verweigerten ihm wohl die Gefolgschaft. Das muss Worst doppelt schmerzen.
Inwieweit er persönliche Konsequenzen aus dieser Klatsche ziehen wird und womöglich den Kreisvorsitz abgibt, bleibt abzuwarten. Konsequent wäre es.
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