Mancher mag sich fragen: Warum so viel Aufhebens um einen Platzverweis? Deshalb ist es wichtig festzuhalten: Es geht nicht nur darum, dass die Büroleiterin die nötige Empathie und das erforderliche Maß an Fingerspitzengefühl vermissen ließ, als sie den Kreisbeigeordneten aufforderte, den Stuhl inmitten des Kreistags freizumachen.
Das Problem ist vielmehr der Umgang mit diesem Fehlverhalten. Erst dadurch ist die Sache eskaliert, was leicht zu vermeiden gewesen wäre. Spätestens als Peter Simon den Saal verließ, hätte sie erkennen müssen, dass ihr Vorgehen zumindest diskussionswürdig war. Doch anders als der Landrat, der sich gleich bei Peter Simon für ihren Affront entschuldigte, den er gar nicht zu verantworten hatte, reagierte sie erst zwei Wochen später: Nämlich erst, nachdem der Bericht in der Nahe-Zeitung erschienen war. Auch das Angebot, sich in diesem Rahmen dazu zu äußern und möglicherweise ihr Bedauern auszudrücken, nutzte sie nicht.
Ihre Aussagen in dem Schreiben an die Kreistagsmitglieder lassen darauf schließen, dass sie nach wie vor kein Unrechtsbewusstsein zu haben scheint und sich voll und ganz im Recht wähnt. Ihre Lesart lautet: Peter Simon durfte nicht dort sitzen. Also hat sie sich auch nichts vorzuwerfen. Punkt. Das deutet darauf hin, dass es für sie oberste Priorität hat, sich selbst reinzuwaschen.
Ihr tut es nicht leid, wie sie sich verhalten hat, sondern nur, dass sich dadurch ein verdienter Kommunalpolitiker verletzt gefühlt hat – ein feiner, aber entscheidender Unterschied. Bei der Darstellung des Vorfalls steht jetzt Aussage gegen Aussage. Es bleibt somit jedem selbst überlassen, wem er eher glaubt...