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Idar-Oberstein

Sein Name war Alex: Trauerfeier findet nächste Woche in der Messe statt

Von Vera Müller
Ein Graffiti-Künstler, der anonym bleiben möchte, machte am Mittwoch in Idar-Oberstein Station und hat am Naheufer ein besonderes Kunstwerk geschaffen, das ewig an Alex W. erinnern soll.  Foto: Hosser
Ein Graffiti-Künstler, der anonym bleiben möchte, machte am Mittwoch in Idar-Oberstein Station und hat am Naheufer ein besonderes Kunstwerk geschaffen, das ewig an Alex W. erinnern soll. Foto: Hosser

Die Nachricht hatte sich schon vorab in den sozialen Netzwerken verbreitet: Am Donnerstag, 7. Oktober, um 17 Uhr wird es in der Messe Idar-Oberstein eine öffentliche Gedenkfeier für Alexander W. geben. Mit dieser Veranstaltung nehmen Angehörige und Freunde Abschied von dem 20-Jährigen, der am 18. September an der Tankstelle in der Hauptstraße erschossen wurde.

Lesezeit: 2 Minuten
Die Ausrichtung der Gedenkfeier wird von der Stadt Idar-Oberstein, der Messe und weiteren Akteuren unterstützt. Vonseiten der Stadtverwaltung heißt es auf Nachfrage unserer Zeitung: Oberbürgermeister Frank Frühauf habe im engen und vertraulichen Kontakt mit der Mutter des getöteten Schülers gestanden. Dabei sei deutlich geworden, dass Alex einen sehr großen Freundes- ...
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Vera Müller zur Trauerfeier in der Messe: Ein Forum zum Abschiednehmen

Es hätte jeden treffen können. Den Pizzabäcker, der mit Nachdruck auf die Corona-Regeln hinweist, die Blumenhändlerin, die darum bittet, in ihrem Geschäft doch die Maske anzuziehen. Vermutlich hätte es tatsächlich jeden treffen können, der dem Täter an jenem Samstagabend in die Quere gekommen wäre oder ihn in irgendeiner Form reglementiert hätte.

Es war keine gezielte Aktion auf eine bestimmte Person, keine Beziehungstat, kein tragischer Unfall. Es war eine Art Terrorakt der schrecklichsten Art. Die Tat eines überzeugten Querdenkers? Oder doch eher eines psychisch kranken Menschen? Das werden Gutachten ermitteln und letztlich die Gerichte bewerten. Auch wenn die Ereignisse an jenem 18. September womöglich zu schnell von vielen funktionalisiert und politisiert wurden.

Eine Tat mit gesellschaftspolitischer Relevanz, die eine ganze Stadt, eine ganze Region unter Schock stellt und bundesweit Reaktionen hervorruft: Von so etwas blieb Idar-Oberstein bislang Gott sei Dank verschont. Nun bietet die Stadtverwaltung ein Forum zur gemeinsamen, öffentlichen Trauer, zum Abschiednehmen und Gedenken. Man möchte fraglos ein Zeichen setzen, sicher auch die Familie und Freunde unterstützen, die jede nur mögliche Hilfe dieser Welt verdient haben: Gemeinschaft tut gut, auch unter Schock und in der Trauer. Andererseits droht am 7. Oktober ein gewaltiger Medienrummel, auch jener Journalisten, die wenig zimperlich und pietätvoll mit solchen Situationen umgehen. Und was ist mit jenen, die die Tat für sich funktionalisieren, menschenverachtend im Netz feiern? Wittern sie womöglich eine große Bühne in der Messe? Kann man das alles kanalisieren und steuern? Da sind Vorsicht und Weitsicht, derer sich Frühauf und seine Mitarbeiter sicher bewusst sind, angebracht.

Mit Blick auf einen ethischen Aspekt: Welchen Maßstab setzt man an? Gibt es eine objektive Skala für Tragik, Schicksal, Leid, Trauer, Fassungslosigkeit, die eine öffentliche Gedenkfeier rechtfertigt? Mit Sicherheit nicht. Da entscheiden das Gefühl und letztlich natürlich auch das Bedürfnis der Hinterbliebenen in einer nahezu unvorstellbaren Extremsituation. Hätte es Alternativen zu einer Trauerfeier im großen Stil gegeben? Wäre Stille die bessere Wahl gewesen? Alle stellen am 7. Oktober, 17 Uhr, eine Kerze in ihre Fenster, die Glocken läuten: Hätte nicht auch eine solche Aktion in Trauer und Gedenken verbinden können? Ein Richtig oder Falsch gibt es in dieser Frage nicht.

E-Mail an die Autorin: vera.mueller@rhein-zeitung.net

Tödlicher Tankstellenstreit: Idar-Oberstein trauert
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