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Thalfang/Birkenfeld

Ranger zeigen „Rote Karten“: Radfahrer werden zu Buhmännern im Wald

Von Christoph Strouvelle            
Solche Schilder hat die Nationalparkverwaltung mittlerweile an allen Traumschleifen im Schutzgebiet angebracht. Strouvelle
Solche Schilder hat die Nationalparkverwaltung mittlerweile an allen Traumschleifen im Schutzgebiet angebracht. Strouvelle Foto: Christoph Strouvelle

Das Nationalparkamt verbannt Radfahrer von Wanderpfaden im Park. Das sorgt in Radlerkreisen für Unmut. Mountainbiker wollen die Natur erfahren. Mit dem Rad, über Stock und Stein, am liebsten im naturbelassenen Wald auf schmalen Pfaden. Das tun sie zum Teil schon viele Jahre. So wie Gavin Pfeiffer aus Breit im Hunsrück. Er ist mit seinem Rad gerne auf Traumschleifen unterwegs. Auch im Nationalpark (NLP). Doch jetzt vermiesen ihm Verbotsschilder den Spaß.

Lesezeit: 4 Minuten
Auf seiner „Haus- und Hofstrecke“, der Traumschleife „Gipfelrauschen“ auf dem Erbeskopf, sind seit kurzem Verbotsschilder für Radfahrer angebracht. Nicht nur hier, sondern auch auf allen anderen Traumschleifen im Nationalpark. Die Wege sind für Radler gesperrt, schreibt er auf einem vielbeachteten und oft kommentierten Post im sozialen Netzwerk Facebook. „Als es ...
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Die „Rote Karte“ des Nationalparkamts

Die „Rote Karte“, die das Nationalparkamt seit einigen Wochen Bikern aushändigt, die auf verbotenen Wegen unterwegs sind, hat folgenden Inhalt: „Sehr geehrte Besucher des Nationalparks, der Nationalpark Hunsrück-Hochwald steht für sanften Tourismus. Daher sind insbesondere durchs Gelände führende Mountainbiketouren und das Befahren von gesperrten Wegen strengstens verboten. Das Radfahren ist im Nationalpark auf ausgewiesen Radwegen, Straßen und Wegen erlaubt.

Wir freuen uns, wenn Sie auf diesen Wegen die Schönheiten des Nationalparks erleben. Maschinenwege, Rückeschneisen, Gliederungslinien der Betriebsplanung sowie Fußwege und Fußpfade sind keine Waldwege und dürfen laut rheinland-pfälzischem Landeswaldgesetz nicht befahren werden. Wir bitten Sie, künftig diese Regeln zu beachten. Im vorliegenden Fall sehen wir von einer weiteren Verfolgung ab, werden jedoch im Wiederholungsfall ein Bußgeldverfahren einleiten. Wir bitten um Ihr Verständnis.“

Kommentar von Stefan Conradt: Der völlig falsche Weg

Die Nationalparkverwaltung hat mit ihrer Vorgehensweise Probleme geschaffen, die es vorher nicht gab. Die meisten Mountainbiker sind auch Wanderer, beide Freizeitgruppen haben ähnliche Ziele: in der frischen Luft die Natur genießen, abschalten vom Alltag. Beide lieben schöne Aussichtspunkte und spannende Wege. Wer viel auf den Traumschleifen oder anderen Wanderpfaden unterwegs ist, weiß, dass es bei uns im Hunsrück noch keine erwähnenswerten Probleme gibt: Die paar Wanderer und Biker verlieren sich in weitläufigen Wäldern. Und wenn sie sich begegnen, gehen sie respektvoll miteinander um – so wie es unter zivilisierten Menschen sein sollte. Ausnahmen bestätigen leider die Regel...

   Wenn irgendwann einmal derart viele Wanderer und Biker auf den Wegen unterwegs sein sollten, dass es tatsächlich Probleme gibt, dann hätte es die Tourismusregion Hunsrück tatsächlich geschafft – bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, und heute sollte man froh sein über jeden Wanderer und jeden Biker, egal ob Einheimischer oder Tourist. Und wenn es denn diese Probleme tatsächlich in ferner Zukunft geben sollte, wäre es besser, Abhilfe zu schaffen etwa in Form von ausgewiesenen Bikestrecken, statt einseitig auf Konfrontation zu setzen und Biker auf langweilige Forstautobahnen zu verweisen.

   Für einen abgelegenen und touristisch unterentwickelten Landstrich wie den Hunsrück, der sich ja auf den Weg machen will, „Bikeregion“ zu werden, ist es jedenfalls nicht besonders clever, einer Nutzergruppe wie den Mountainbikern, die touristisch immer wichtiger wird, den schwarzen Peter zuzuschieben und sie als „Rowdys“ zu brandmarken – zumal es dafür keinerlei Belege gibt. Gemeinsam ist man stärker – das gilt auch beim Tourismus – die Touristiker wissen das auch ganz genau. Schade, dass diese Denke im Nationalparkamt noch nicht angekommen ist.

E-Mail an stefan.conradt@rhein-zeitung.net

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