Der Schock legt sich nur in ganz kleinen Schritten. Es gibt ein wenig bessere – und es gibt sehr schlechte Tage, sagt Elke Matheis, Inhaberin der Aral-Tankstelle in der Obersteiner Hauptstraße, im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das Team sei nach wie vor traumatisiert, der Medienrummel ungebrochen und für sie ein Übel, das an den Nerven zerre. Zumal – und das sagte Matheis jüngst auch dem Team des ZDF-Politmagazins „Frontal“, das am Dienstagabend zu sehen war – man aus verschiedenen Gründen nicht zur Ruhe komme.
Immer wieder mal kämen Kunden, die ohne Maske den Laden betreten, darunter auch solche, die sichtlich provozieren wollen. Die klare und nur allzu verständliche Ansage an die Mitarbeiter: Es wird keine Aufforderung zum Maskentragen ausgesprochen. Wenige Tage nach der Tat gab es einen Anrufer, der zu einem Mitarbeiter gesagt habe: „Jetzt seid ihr dran. Und ich schieße euch eine Kugel in den Kopf.“ Natürlich habe man direkt die Polizei eingeschaltet. Der Anruf ließ sich auch mit den technischen Möglichkeiten der Polizei nicht zurückverfolgen. Von einem Streit zwischen Alex W. und dem Täter war in dem ZDF-Bericht die Rede.
„Das stimmt nicht. Da gab es kein Wortgefecht, wie das Video eindeutig zeigt“, stellt Matheis klar. Zudem habe aus ihrer Sicht die Analyse des Täterprofils vor dem Hintergrund eines bislang nicht gänzlich belegbaren politisch-extremistischen Hintergrund zu viel Raum eingenommen. Auch wird in der Sendung angegeben, der Tatort Tankstelle habe sich zu einer „Pilgerstätte gewaltbereiter Pandemieverweigerer“ entwickelt. Dem sei sicher nicht so. Für Familie Matheis ist der Wunsch nach ein wenig Normalität bei aller Trauer groß. Manche Stammkunden haben offenbar eine Hemmschwelle, die Tankstelle anzusteuern.
Elke Matheis betont: „Wir werden Alex nie vergessen, und wir trauern jeden Tag um ihn. Aber den Ablageort zum Gedenken neben dem Eingang werden wir nun nach der Trauerfeier am Donnerstag in der Messe freiräumen.“