Bis in die 1980er-Jahre fand im Oktober im Breitenthaler Gasthaus Braun die Quetschekirb statt – so auch 1981 oder 1982. Der erste Kerwetag war vorüber, und wer noch konnte, hielt bei Linni und Ernst am langen Tisch Frühschoppen.
Spätestens zum Mittagessen gingen die meisten zumindest für ein paar Stunden nach Hause – schließlich hatte der TuS am Nachmittag noch ein Heimspiel –, um danach wieder auf die Kerb zu pilgern. Die Gaststube leerte sich allmählich, nur drei Männer blieben. Der Drang nach Hause war gering, der Durst hingegen groß.
Gegen 15 Uhr kamen erste Unfugsgedanken auf. Zum Heimspiel der TuS sollte es gehen. Doch war der Sportplatz mindestens 400 Meter entfernt, und es ging auch noch bergauf. Diese Hürde konnte nur mit einem Taxi überwunden werden, das Wirtin Linni eigens aus Idar-Oberstein bestellte. Die arme Taxifahrerin hatte die Ortsgrenze noch nicht erreicht, das Taxameter noch nicht justiert, da schrien die drei schon wieder „Halt!“. Die Insassen gaben der verdutzen Frau 20 Mark, und der Fußballnachmittag konnte beginnen.
Nun muss man aber wissen, dass die drei Spezialisten noch nie als große Fußballfans in Erscheinung getreten waren. Doch auch am Sportplatz gab es genügend Alkohol, und das war schließlich die Hauptsache. Doch es dauerte nicht lange, da machte einer aus dem Trio den Vorschlag, bei ihm zu Hause weiterzutrinken. Doch bis dorthin war es noch weiter als die 400 Meter bis zum Sportplatz – also kaum machbar. Doch dann entdeckten die drei Fußballfans die Straßenwalze – dem TuS leihweise von der Firma Juchem überlassen. Dieses Vehikel hatten die drei Freunde ins Visier genommen. Sie schritten unbeobachtet an den Zuschauern vorbei zur Walze, die eilig – das der Zündschlüssel fehlte – kurzgeschlossen wurde.
Die drei Kumpane stiegen auf und traten die Heimreise an. Im Nu hatten sie die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich gezogen, das Fußballspiel geriet zur Nebensache. Wenig später walzten die drei Ausflügler mit dem Gerät über die Straße und dann über die Äcker zwischen Breitenthal und Oberhosenbach. Nach etwa 500 Metern war die Fahrt zu Ende. Einige TuS-Verantwortliche hatten die Walze eingeholt und konnten sie nach einigen Versuchen stoppen. Die Standpauke des TuS-Vorsitzenden Wolfgang Rieth war groß, doch von weiteren Schritten sah man ab. Auch die Bauern, denen sie ja einen gewissen Schaden zugefügt hatten, waren zu besänftigen. Es wurde keine Polizei verständigt.
Streit gab es später unter den drei Beteiligten dennoch – wegen des Artikels in der Nahe-Zeitung, in dem sie als Trunkenbolde beschrieben worden waren. Man war sich nicht einig: Das war doch übertrieben, oder hatte die Zeitung doch nicht so ganz unrecht? ni