Ich kann es nicht mehr hören (oder besser lesen, vor allem bei Facebook): Wir alle werden seit einem Jahr von unfähigen Politikern eingesperrt, geknechtet in einer „Corona-Diktatur“. Dabei ist das Gegenteil der Fall: In Deutschland gelten und galten durchgehend deutlich weniger harsche Auflagen als in vielen Nachbarländern – Freunde in Frankreich, Italien und Spanien können da was erzählen bis hin zu Straßensperren und mit Maschinenpistolen bewaffneten Polizisten.
Während wir – zumindest tagsüber – einkaufen und spazieren gehen konnten und können, wurden viele europäische Nachbarn tatsächlich in den eigenen vier Wänden eingepfercht, die sie nur mit Attesten verlassen durften. Auch in Großbritannien haben nach anfänglichen groben Fehlern umfangreiche Eingriffe in die Freiheitsrechte stattgefunden und finden immer noch statt. Vor allem dort zeigt es sich, dass sich diese stringente Vorgehensweise in Kombination mit einer cleveren Impfstrategie lohnt. In Deutschland vermisst man derzeit leider beides. Und nun bröckelt es auch noch an der bislang wichtigsten Front bei der Pandemiebekämpfung: beim Mitziehen der großen Mehrheit der Gesellschaft. Ausgerechnet in einer Phase, in der es bei einer deutlichen aggressiveren Virusmutante darauf ankäme, Disziplin zu zeigen, geht den Deutschen offenbar die Luft aus.
Es ist nachvollziehbar, dass man nach mehr als zwölf Monaten Auf- und Ab-Lockdown Sehnsucht nach einem „Danach“, auf ein Leben in Normalität hat. Aber gerade jetzt heißt es: durchhalten. Und hoffen, dass der Spuk im Sommer, spätestens im Herbst eingedämmt ist – wenn wir denn endlich mal beim Impfen in die Pötte kommen.