Corona: Schneider wendet sich erneut an die Bürger
Landrat Schneider bittet um Verständnis für Corona-Maßnahmen : „Infektionen keimen vor allem in den Familien“

Ist weiterhin krankgeschrieben: Landrat Matthias Schneider

Stefan Conradt

Kreis Birkenfeld. Landrat Matthias Schneider wendet sich erneut an die Bürger des Nationalparklandkreises und bittet um Verständnis für die Corona-Maßnahmen. Gleichzeitig macht er Hoffnung, dass die Ausgangssperre am 14. Februar enden könnte – aber nur, wenn die Inzidenz bis dahin deutlich gesunken ist. Danach sieht es aber derzeit überhaupt nicht aus.

Lesezeit 3 Minuten

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Kreisverwaltung hat vor einer Woche eine Allgemeinverfügung aufgrund der sehr hohen Corona-Inzidenzwerte in unserem Landkreis erlassen und damit das öffentliche Leben weiter eingeschränkt. Dies hat bei dem ein oder anderen viel Unmut erzeugt. Dies ist für mich nachvollziehbar und auch verständlich, da die seit nunmehr fast einem Jahr geltenden Einschnitte in unser Leben uns allmählich zermürben und der schleichende Prozess der kulturellen und moralischen Auszehrung um sich greift.

Kinder bekommen kaum mehr Bildung, Eltern verlieren ihren Job und Selbstständige ihre Existenzgrundlage. Umso wichtiger ist es, dass wir angesichts mutierter Virusformen alles daransetzen, die Infektionsgefahr so weit wie möglich herunterzudrücken, um in einem aggressiveren Infektionsgeschehen mehr Puffer nach oben zu haben, bevor wir wieder weitere massive Einschränkungen im Frühjahr hinnehmen müssten.

200er-Wert gilt nicht mehr

Der Landesgesetzgeber hat diese Überlegung in einer veränderten Fassung der Corona-Bekämpfungsverordnung vorgezeichnet. Er stützt sich dabei nicht mehr auf den Sieben-Tage-Inzidenzwert 200 als maßgebliches Kriterium, sondern gibt nun im veränderten Paragraf 23 der 15. CoBeLVO vor, dass die Landkreise mit besonders hohen Inzidenzwerten bis zum 14. Februar notwendige Schutzmaßnahmen zu ergreifen haben, um eine Inzidenz von höchstens 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner pro Woche zu erreichen.“ Laut Schneider ist dies ein „sehr sportliches Ziel“. Einige Landkreise kämen diesem Ziel bereits sehr nahe, „und auch wir sollten es auf jeden Fall in unserem eigenen Interesse erreichen. Diese Vorgabe macht Sinn, um ein wirtschaftliches, kulturelles und moralisches Ausbluten zu vermeiden und im nahenden Frühjahr wieder aus den Einschränkungen herauszukommen. Nach den momentanen statistischen Hochrechnungen der Universität des Saarlands würden wir erst Anfang März die 50er-Inzidenzschwelle erreichen.

Wir müssen uns vom Eindruck des vergangenen Jahres lösen, als wir in der ersten Pandemiewelle fast ungeschoren davonkamen. Das Gesundheitsamt beobachtet mit großer Sorge, dass heute die individuelle Gefahr einer Ansteckung viel größer ist als im Frühjahr 2020. Gleichzeitig beobachten wir immer häufiger, dass die Krankheit sich erst spät nach 10 bis 14 Tagen beim Betroffenen nachweisen lässt. Ein schreckliches Dilemma. Aus diesem Grund räumt die Allgemeinverfügung unserem Gesundheitsamt erweiterte Befugnisse ein, um die Infektionsketten nachzuverfolgen. Es geht also nicht nur um eine nächtliche Ausgangssperre, sondern auch um einen erweiterten Instrumentenkasten für unser Gesundheitsamt.“

Keine Mutante in Göttschied

Mittlerweile stehe fest, dass an dem heftigen Ausbruch im Seniorenheim in Göttschied kein mutiertes Virus schuld war. „Das derzeitige Infektionsgeschehen hat sich auch vom Seniorenheim gelöst: Es ist diffus, in der Fläche drin und keimt vor allem in den Familien auf. Eine Analyse der Infektionsmeldungen lässt nach Rücksprache mit Fachärzten den Schluss zu, dass wir uns im privaten Bereich immer noch einem viel zu hohen Besuchsrisiko aussetzen. Die Heftigkeit des Infektionsgeschehens im Seniorenheim offenbart aber, wie stark die Ansteckungsgefahr auch ohne Mutationen geworden ist. Das komplette Ausmaß können wir noch nicht einschätzen, auch wenn das Gesundheitsamt mit allen Kräften an der Eingrenzung arbeitet.

Um voreilige Schnellschüsse mit dem Erlass der Allgemeinverfügung auf das gesellschaftliche Leben zu vermeiden, haben wir in engem Kontakt mit dem Gesundheitsministerium die Entwicklung der Lage sehr sorgfältig beobachtet und uns dann für die angeordneten Maßnahmen nach intensiver Abwägung aller Belange entschieden.

Die Allgemeinverfügung wird noch bis zum 14. Februar wirken. Ich hoffe, dass dann auch unser Landkreis in greifbare Nähe der 50er-Inzidenz gekommen ist. Vielleicht lösen am 15. auch Bund und Länder einen Teil der verhängten Maßnahmen. Die weitere Entwicklung wird dann vor allem im sorgsamen Umgang miteinander und der Einhaltung der Hygieneregeln an uns selbst liegen. Ich bin für das Frühjahr sehr zuversichtlich, dass wir es schaffen werden, da dann voraussichtlich auch das Impfgeschehen deutlich vorankommen wird.“

Top-News aus der Region