Birkenfeld

„Heinrich-Hertz-Campus“: Fünf Partner vermarkten frühere Kaserne

Von Axel Munsteiner
Blick auf die frühere Bundeswehrkaserne in Birkenfeld: Ein Teil der in den 1960er-Jahren gebauten Gebäude muss aufgrund des schlechten Zustands abgerissen werden, wenn auf dem Gelände der „Heinrich-Hertz Campus“ entstehen soll.  Foto (Archiv): Wolfgang Herfurth
Blick auf die frühere Bundeswehrkaserne in Birkenfeld: Ein Teil der in den 1960er-Jahren gebauten Gebäude muss aufgrund des schlechten Zustands abgerissen werden, wenn auf dem Gelände der „Heinrich-Hertz Campus“ entstehen soll. Foto (Archiv): Wolfgang Herfurth Foto: Wolfgang Herfurth

Mit der geplanten Gründung einer Entwicklungsgesellschaft soll in Birkenfeld das Konzept zur künftigen Nutzung der früheren Kaserne unter dem Arbeitstitel „Heinrich-Hertz-Campus“ endlich wirksam forciert werden. Das rund 26 Hektar große Gelände soll demnach in seinen verschiedenen Bereichen in eine IT-Meile, einen Gewerbe- und Handwerkerpark, einen Gesundheitscampus und ein Sondergebiet mit großer Freiluftfotovoltaikanlage umgewandelt werden.

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Doch es gibt weiterhin noch einige offene Fragen bei dem Konversionsprojekt. Eine davon ist der Preis, den die geplante Entwicklungsgesellschaft an den Nocheigentümer der Ex-Garnison, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), zahlen muss. „Im Moment läuft noch eine neue Wertermittlung“, sagt Stadtbürgermeister Miroslaw Kowalski im NZ-Gespräch. 2,4 Millionen Euro standen bisher zur Debatte. „Es sind aber nun schon wieder zwei Jahre ins Land gegangen. Der Zustand der Gebäude hat sich seitdem verändert. Außerdem gibt es jetzt ein neues Nutzungskonzept“, sagt Kowalski. Das müsse für die künftige Verkaufspreisfindung von der Bima berücksichtigt werden.

Stadt ist Hauptgesellschafterin

An der geplanten Erschließungsgesellschaft trägt die Stadt Birkenfeld die Hauptanteile. Ihr gehören zudem laut Kowalski Kreissparkasse und Volksbank, das Kaiserslauterner Beratungsbüro Firu und die WVE Gmbh an. Letztere ist in der Kreisstadt auch in die Erschließung des Baugebiets „Haesgeswiesen“ involviert. Sobald die neue neue Entwicklungsgesellschaft Hertz-Campus Birkenfeld (ECGB) gegründet ist, soll für sie auch ein Geschäftsführer eingestellt werden. Dieser soll sich unter anderem um die Vermarktung des Geländes am Rand des Schönewalds kümmern.

Für die Umsetzung des Nutzungskonzepts ist es zudem erforderlich, dass die Infrastruktur des in den 1960er-Jahren errichteten Kasernenareals in Ordnung gebracht wird, also zum Beispiel Straßen und Kanalleitungen auf dem Gelände modernisiert werden. Dafür hat das Landeswirtschaftsministerium einen 80-Prozent-Zuschuss in Aussicht gestellt. Anders sieht es mit der Sanierung der bestehenden Gebäude aus. Diese Kosten müsste die Gesellschaft tragen, wobei dies laut Kowalski durch die erhofften Erlöse bei der Weiterveräußerung der Immobilien beziehungsweise Grundstücke auf dem Kasernengelände an Investoren finanziert werden soll. In den vergangenen Monaten habe es etliche Anfragen und auch Besichtigungen mit Interessenten gegeben, erklärt der Stadtbürgermeister. Für welchen Quadratmeterpreis verkauft wird, steht noch nicht konkret fest. „Das hängt auch davon ab, wie viel die Bima ihrerseits verlangen wird. Eine ungefähre Vorstellung haben wir aber schon“, sagt Kowalski. Einige Gebäude, die sich in keinem guten Zustand mehr befinden, sollen auch abgerissen werden.

In der nächsten Sitzung des Stadtrats am Dienstag, 25. Mai, 18 Uhr, in der Jahnturnhalle soll ein Beschluss zur Weiterführung des Bebauungsplanverfahrens im Sinn des neuen Nutzungskonzepts gefasst werden. Eine Zustimmung kann als sicher gelten. Denn die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses haben vor einigen Tagen unisono eine entsprechende Empfehlung gegeben. Bei diesem Treffen hatte Christine Guth vom mit dem Bebauungsplanverfahren beauftragten Büro BBP aus Kaiserslautern Grundzüge des Konzepts vorgestellt.

Geplanter Standort für neue Kita

Auf der IT-Meile sollen sich Unternehmen aus dieser Branche, aber auch andere Unternehmen aus dem Bereich Schulung und Bildung oder aus dem Verwaltungsbereich mit Büros ansiedeln. Im Herzen der Liegenschaft ist der Gesundheitscampus geplant. Dort soll ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Aber auch ein Altenheim und der Neubau eines Kindergartens, der künftig die Platznot in den Birkenfelder Kitas beheben könnte, sind angedacht. Der südliche Teil der Ex-Garnison mit den Hallen und früheren Werkstattgebäuden eignet sich aus Sicht der Planer gut für einen Gewerbe- und Handwerkerpark und damit für die Ansiedlung entsprechender Firmen. Im nordöstlichen Bereich der einstigen Kaserne soll in einem ausgewiesenen Sondergebiet Solarenergie mittels einer großen Fotovoltaikanlage erzeugt werden.

Ein Problem, das Holger Noß ansprach, bleibt jedoch. „Der Erfolg der Vermarktung steht und fällt mit der Verkehrsanbindung“, betonte der SPD-Politiker. Er wollte wissen, was diesbezüglich der neueste Stand ist.

Guth musste einräumen, dass in der bisherigen Planung die Zufahrt über die Schönenwaldstraße erfolgen soll. Genau dies wird schon lange von vielen Anwohnern, etwa aus den Straßen „Auf Ellenborn“ oder Gollenberger Weg, kritisch gesehen. Sie fürchten, dass sich die ohnehin schon hohe Verkehrsbelastung, die unter anderem aus der Erschließung des Neubaugebiets „Haesgeswiesen“ resultiert, noch einmal deutlich verstärkt, wenn die Kaserne wieder neu belebt wird. Dass mit spürbar mehr Verkehr gerechnet werden muss, sei richtig, so Guth. Man müsse aber bedenken, dass schon zu früheren Zeiten „Tausende Bundeswehrsoldaten“ den Zufahrtsweg über die Schönenwaldstraße genutzt hätten. „Die Situation wird also ähnlich wie damals sein“, sagte Guth.

Man bemühe sich, ein neues Verkehrskonzept für diesen Teil Birkenfelds zu entwickeln, sagte Kowalski. Dazu gehört möglicherweise auch der Bau eines fünfarmigen Kreisels im Bereich „Auf Ellenborn“/Schönenwaldstraße.

Verkehrsanbindung wird schwierig

Eine direkte Anbindung der Kaserne zur B 41, die vom Nordtor der Ex-Garnison zum Schmißberger Eck führt, sei mit großen Schwierigkeiten verbunden. Denn sie würde durch den Schönewald und damit ein wichtiges Naherholungsgebiet für die Birkenfelder führen. Außerdem hat zum Beispiel das Forstamt diesbezüglich seine klare Ablehnung zur Umsetzung solcher Pläne bekundet. Eventuell, so Kowalski, könnte aber auf einem anderen Weg ein Teil des Verkehrs zum „Heinrich-Hertz-Campus“ führen beziehungsweise abfließen. Der Stadtchef nannte dies „Nordanbindung“. Gemeint ist damit die Strecke, die schon in der Phase, als die Ex-Kaserne 2015/2016 Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende war, genutzt wurde. Dies ist der inzwischen asphaltierte Weg, der vom Nordtor der Kaserne aus, links hoch führt und in der scharfen Kurve auf die Kreisstraße 7 nach Gollenberg trifft.

Von unserem Redakteur

Axel Munsteiner