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Idar-Oberstein

Ernüchterung nach purer Euphorie in Idar-Oberstein: Kämmerei setzt auf Weitblick

Von Vera Müller
Durch die Mehrerträge bei den Gewerbesteuereinnahmen stellen sich für die Kämmerei der Stadtverwaltung Idar-Oberstein ganz neue Herausforderungen. Oberstes Gebot bleibt Sparsamkeit. Foto: Hosser (Archiv)
Durch die Mehrerträge bei den Gewerbesteuereinnahmen stellen sich für die Kämmerei der Stadtverwaltung Idar-Oberstein ganz neue Herausforderungen. Oberstes Gebot bleibt Sparsamkeit. Foto: Hosser (Archiv)

Immer arm wie eine Kirchenmaus, hoch verschuldet: Und nun ist Geld da – Mehrerträge bei den Gewerbesteuereinnahmen von rund 214 Millionen Euro wurden Ende des vergangenen Jahres verbucht. Die NZ fragte bei der Kämmerei der Stadtverwaltung nach, wie sich das anfühlt und was es nun zu beachten gilt.

Lesezeit: 2 Minuten
Kämmerer Carsten Stützel und sein Stellvertreter Sascha Hahn geben gern Auskunft: „Das Aufstellen der Haushalte gestaltete sich immer sehr schwierig. Nach Einreichen der Mittelanmeldungen durch die Fachämter musste ein sehr hohes Defizit so weit wie möglich verringert werden. Nur in enger Zusammenarbeit mit den Fachämtern konnten dann genehmigungsfähige Haushalte aufgestellt ...
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Wohin mit dem Geld? So sehen es unsere Leser

Idar-Oberstein. Unsere Leser haben Ansätze und Ideen, was die Stadt Idar-Oberstein und ihre weitere Entwicklung betrifft – auch vor dem Hintergrund verbesserter finanzieller Möglichkeiten. Wir hatten jüngst darum gebeten, uns diese Gedanken mitzuteilen.

Sonja Redmer schreibt: „Als Allererstes fällt mir ein, dass man jetzt auch mal an die kleinen Vereine denken sollte, die finanziell nicht so gut dastehen. Wenn man als nichtkommerzieller Verein – zum Beispiel im Stadttheater und in der Göttenbach-Aula – Veranstaltungen durchführt, kommen eine Menge Nebenkosten auf diesen zu. Angefangen von Hallenmiete über Kosten zur Plakataufhängung, Zuzahlung zum eventuell nicht ausgelasteten Parkhaus …“

Kommerzielle Veranstalter steckten das gut weg, die kleineren Vereine nicht. Auffällig sei, dass die Plakate dieser kommerziellen Veranstalter dann noch monatelang hingen, während die Vereine verpflichtet seien, diese so bald wie möglich zu beseitigen. Die Begeisterung für den möglicherweise zu planenden Schrägaufzug könne sie nicht teilen. Im Mai 2019 sei von den städtischen Gremien beschlossen worden, dass die Obersteiner Altstadt so bleiben solle, wie sie sei: „Es wurde ein umfangreiches Konzept vorgelegt, um den Erhalt der charakteristischen Siedlungsstruktur sowie der historischen Straßen- und Platzsituation zu gewährleisten.

Darunter fallen auch Maßgaben, dass nicht so ohne Weiteres Häuser und andere Gebäude abgerissen werden dürfen. Hat man daran einfach nicht mehr gedacht? Ich finde, das Geld sollte man in sinnvollere Projekte investieren – zum Beispiel ist die untere Hauptstraße in einem desolaten Zustand, was mir immer wieder auffällt, wenn ich mit dem Rad in die Stadt fahre“, sagt Redmer.

Ralf und Alexandra Hering kommentieren: „Es gibt keine Not, nach Projekten zu suchen, um das Geld auszugeben. Den Investitionsstau gibt es ja bereits. Die Sanierung der Gewerbehallenbrücke in Idar wurde, so hieß es vonseiten des Bauamtes, wegen Geldmangel nicht in Angriff genommen. Seit Jahren ist die Brücke deswegen nur in eine Richtung befahrbar.“

Thomas Bohsung schreibt uns: „Ich sehe die Stadt Idar-Oberstein aus mehreren Blickwinkeln. Erstens Mitte der 1980er-Jahre als Soldat, später nur als Durchfahrer, und seit 1989 ist die Stadt meine Heimat. Als ehemaliger Vorsitzender des Verschönerungsverein Kirchenbollenbach weiß ich nur zu gut: Egal, welche Entscheidung, welche Projekte in Angriff genommen wurden, wurden unsere Taten von vielen schlechtgeredet. Nörgler und Schwarzseher sterben nie aus.“

Die Pforten der Stadt müssten sauber sein: Blumen an den Brücken anbringen und Patenschaften, wie es an den Kreiseln geschehen ist, einrichten, für das bessere Aussehen der tristen Fabrikgebäude und der privaten Häuser wie rechts und links der Nahehochstraße – egal, ob man vom Bahnhof in die Fußgängerzone kommt oder die Mainzer Straße lang fährt: Dort sehe es alles andere als einladend aus. Gebäude um das Schloss zu erwerben, zu sanieren und zu beleben, Gastronomie oben am Schloss anzusiedeln und diese zu subventionieren: Das seien Ansätze.

Bohsung spricht sich für den Schrägaufzug aus: „Solche Attraktionen sprechen sich rum und bringen Touristen in unsere Stadt. Wenn Touristen in die Stadt kommen und das Freizeitangebot stimmt, wird sich das auch bezahlt machen.“ Das gelte auch für eine Wiederbelebung des Bades „Im Kammerwoog“.

Gerhard Kuhn sagt: „Wenn man unbedingt einen Schrägaufzug bauen sollte, was ich für völlig überflüssig halte, sollte man zuerst die Schlossanlagen und den Fußweg zum Schloss wieder begehbar machen. Das Schlosshotel könnte restauriert werden, damit die Gäste auch vernünftig speisen können. Dann sollte unbedingt der Schlossweiher wieder attraktiv gestaltet werden. Auf der Wiese hinter dem alten Schloss, wo in meiner Jugendzeit eine große Wippe stand, könnte ein Spielplatz gebaut werden. Es sollten auch regelmäßige Stadtführungen angeboten werden. Vielleicht auch unter dem historischen Aspekt in alten Kostümen.“

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