Kreis Birkenfeld. Eine Schlüsselrolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie kommt den Impfzentren zu. Jenes in der Messehalle Idar-Oberstein, finanziert vom Land und organisiert und koordiniert vom Landkreis, verabreicht in den acht Monaten vom 7. Januar bis zum 9. September den Kreiseinwohnern rund 47.000 Impfdosen, darunter am Finale die ersten Dritt- bzw. Boosterimpfungen.
Zwar erstattet das Land Rheinland-Pfalz die Kosten, aber um einen geeigneten Standort und das Personal hatte sich die Kreisverwaltung zu kümmern. Als ideale Örtlichkeit sieht Landrat Matthias Schneider die Messehalle Idar-Oberstein an – und betraut die designierte „Change-Managerin“ des Landkreises, Sina Leyendecker, mit der Leitung. Um sie herum wächst binnen kurzer Zeit ein Team zusammen, das zum einen aus fest angestellten Bürokräften und zum anderen aus auf Honorarbasis beschäftigten Ärzten, Apothekern, Medizinisch- und Pharmazeutisch-Technischen Assistenten besteht.
Erleichtert sind die Verantwortlichen, dass sich in den Datenbanken der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landesapothekerkammer etliche erfahrene Fachleute registriert haben, die von der ersten Stunde an bei dieser Pionierarbeit helfen.
Ein Auf und Ab prägt die acht Monate: Zunächst mangelt es an Impfstoff, dann erhöht sich das Pensum auf mehr als 500 Impfungen am Tag. Im Frühjahr herrscht Hochbetrieb auf den beiden Impfstraßen: Der Rekord liegt bei 841 Impfungen am 27. April.
Im Sommer sinkt die Nachfrage in den zweistelligen Zahlenraum. „Eine schöne, aber auch intensive Zeit“ mit Dienst an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen sei zu Ende gegangen, resümiert Leyendecker.
Insbesondere in der Anfangszeit zeigen sich viele – vor allem ältere – Menschen dankbar für die Impfdosis und bringen zum Teil sogar Geschenke für die Mannschaft mit. „Drängler“ oder Personen, die mit akrobatischen Begründungen das umstrittene Vakzin von Astrazeneca umgehen wollen, beißen bei der Crew auf Granit: Nur in begründeten Ausnahmefällen geben die beratenden Ärzte ihre Zustimmung.
Weder verbale Attacken noch gutes Zureden beeindrucken Leyendecker & Co.: „Wir haben immer Objektivität walten lassen.“ Einmal erwischt die Koordinatorin auch zwei Honorarkräfte, die sich gegenseitig impfen – und sofort den Laufpass bekommen.
Insgesamt werden im Impfzentrum über 24.000 Erst- und nahezu 23.000 Zweitimpfungen verabreicht. Bei gut drei Viertel der Erst- und fast 90 Prozent der Zweitimpfungen kam das Biontech-Serum zum Einsatz, der anfänglich in tiefgefrorenem Zustand aufzubewahren ist und zudem von einem Apotheker verdünnt werden muss. Ab April steigen auch die Arztpraxen ins Impfgeschehen ein, was das Impfzentrum entlastet – und schließlich entbehrlich zu machen scheint.