Stefan Conradt kommentiert: Der Fluch der guten Tat
Wir geben es zu: Auch die Nahe-Zeitung trägt eine Mitschuld am anhaltenden Zahlenwirrwarr bei den Corona-Statistiken, der viele Bürger und Leser immer wieder verunsichert. Mit Beginn der Pandemie haben wir, aber auch zum Beispiel der Idar-Obersteiner Oberbürgermeister Frank Frühauf darauf gedrängt, dass die Kreisverwaltung tagesaktuell die Zahl der Infizierten (und später auch der Toten) sowie die Verteilung auf die Kommunen liefert, damit die Öffentlichkeit über die Corona-Entwicklung auf dem Laufenden gehalten werden kann. Was auch gut funktioniert. Wegen gesetzlicher Vorgaben (dass erst bei Vorliegen des Totenscheins eine Fallmeldung ans LUA gehen kann) und unterschiedlicher „Deadlines“ (der Zeitpunkt, an dem die Tagesstatistik als abgeschlossen gilt und weiterübermittelt wird), sind Diskrepanzen in der Corona-Statistik nicht nur nicht ausgeschlossen, sondern systembedingt unausweichlich.
Wenn das Landesuntersuchungsamt jetzt sagt, in anderen Kreisen gebe es diese großen Diskrepanzen nicht, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn wenn die Zahlen der Kreisverwaltungen mit denen des LUA identisch sind, heißt das schlicht und ergreifend: Sie sind nicht tagesaktuell. Vielleicht ja, weil vor Ort niemand darauf drängt, dass Leser und Bürger aktuell und umfassend über die lokale Entwicklung der Pandemie informiert werden. Und das kann keiner wollen.
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