Alex Lewin, der. wie ein Foto des Lehrerkollegiums aus dem Jahr 1926 beweist – auch am Birkenfelder Gymnasium unterrichtete, wurde 1888 in Baden geboren. Nach Schule und Theologiestudium, das er wegen des Ersten Weltkriegs, in dem er schwer verwundet wurde, unterbrechen musste, wurde Lewin 1920 zum Landesrabbiner in der Provinz Birkenfeld ernannt. Schon unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis begannen die Repressalien gegen Lewin. Das ihm zustehende Staatsgehalt wurde nicht mehr ausgezahlt, kurz nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde er zunächst ins KZ Dachau eingewiesen, das er aber einen Monat später wieder verlassen konnte. Zusammen mit seinem Sohn Samson – seine Frau Lilie war bereits 1937 gestorben – emigrierte Lewin 1939 nach Frankreich. Nach dessen Besetzung durch die deutsche Wehrmacht wurde er aber erneut inhaftiert und ins KZ Drancy gebracht. Während
er seinem Sohn Samson noch die Flucht in die Schweiz ermöglichen konnte, wurde Alex Lewin selbst 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, wo er an einem unbekannten Datum ermordet wurde.
Für die Informationen über die Familie Stern konnten die Stolperstein-AG und ihre Lehrer nicht nur auf die Angaben im Archiv des Konzentrationslagers Auschwitz zurückgreifen, „zu dem wir bei unserem letzten Besuch Zugang bekamen“, wie Lehrerin Kerstin Schmitt erläutert, sondern wichtig war auch der Kontakt zu Margalit Lazar aus Wiesbaden. Sie ist die Tochter von Gerda Stern und hatte die Verlegung der Gedenkplaketten vor dem früheren Wohnhaus der Familie in Hoppstädten angeregt.
Dort lebte vor der Verfolgung durch die Nazis der Kaufmann Sigmund Stern mit seiner Frau Sophie, die zusammen insgesamt sechs Kinder hatten. Das Schicksal der Sterns zeigt beispielhaft, wie jüdische
Familien auseinandergerissen wurden. Die Eltern wurden ins KZ Auschwitz deportiert, wo sie 1942 starben. Auch die jüngste, 1923 geborene Tochter Lieselotte (genannt Lotti) überlebte den Holocaust nicht. Gerda, Arnold und Julius hingegen gelang die Flucht ins heutige Palästina. Dorthin wollte sich auch Margit in Sicherheit bringen. Doch sie kam zusammen mit rund 270 Menschen vor der Hafenstadt Haifa ums Leben, als ihr mit illegalen jüdischen Einwanderern besetztes Schiff, die MS Patria, durch eine Explosion zerstört wurde und sank. „Vor allem dieses Schicksal ist sehr berührend, denn sie hätte es ja fast geschafft“, sagt Annika Franzmann, eine der Schülerinnen in der Stolperstein-AG.
Die Familie Stern hatte noch eine weitere Tochter namens Elli. Sie zog mit ihrem Ehemann nach Berlin, von wo aus sie deportiert wurde. Nach der Yad-Vashem-Liste kam auch sie ums Leben. Da Gunter Demnig für Elli Stern bereits in der deutschen Hauptstadt einen Stolperstein verlegt hat, wird für sie keine Gedenkplakette in Hoppstädten ins Trottoir eingelassen. ax