Bilanz: Auch 2021 starb ein Mensch auf den Straßen im Birkenfelder Land - Zahl der Kollisionen mit Wildtieren steigt stark an
2021er-Bilanz der Birkenfelder Polizei: Schwarze Serie der tödlichen Unfälle hält an
An der Unfallstelle zwischen Leisel und Siesbach wird von Angehörigen und Freunden an die junge Frau erinnert, die dort am 14. September 2021 ums Leben kam. Sie war im vorigen Jahr das einzige Todesopfer, das es laut Bilanz bei insgesamt 817 Unfällen im VG-Gebiet gegeben hat. Foto: Reiner Drumm
Reiner Drumm

VG Birkenfeld. In der wichtigsten Kategorie steht leider – wie schon 2018, 2019 und 2020 – auch diesmal nicht die Null, sodass die schwarze Serie anhält. Auf den Straßen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion (PI) Birkenfeld hat im Jahr 2021 erneut ein Mensch sein Leben verloren.

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Die tödliche Kollision einer erst 21 Jahre alten jungen Frau mit einem entgegenkommenden Pkw auf der L 175 zwischen Leisel und Siesbach am 14. September 2021 war einer von insgesamt 817 Unfällen, die im vorigen Jahr im Gebiet der Verbandsgemeinde registriert wurden. Das sagt die aktuell vorgelegte Verkehrsstatistik der hiesigen PI aus, deren Kennzeichen vor allem ein signifikanter Anstieg der Wildunfälle ist. Sie machen mehr als die Hälfte aller erfassten Kollisionen aus.

Im Vergleich zum ersten Corona-Jahr 2020, als vor allem im ersten Lockdown monatelang sozusagen gezwungenermaßen deutlich weniger Verkehrsteilnehmer unterwegs waren und lediglich 660 Unfälle registriert wurden, ist 2021 die Gesamtzahl der Kollisionen mit 817 um 157 Fälle angestiegen. Das bedeutet eine Erhöhung um 23,78 Prozent.

Zum Vergleich: Im Gesamtbereich des Polizeipräsidiums Trier, dem die Birkenfelder Dienststelle untergeordnet ist, kletterte die Unfallzahl 2021 gegenüber dem Vorjahr um lediglich 5,3 Prozent. Mit der aktuellen Bilanz von 817 Unfällen auf den Straßen im Birkenfelder Land bewegt man sich nun wieder auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahrs 2019, als 810 Unfälle registriert worden waren.

2021 gab es im VG-Gebiet 53 Unfälle, bei denen Personen verletzt wurden. Dabei wurden 21 Menschen schwer verletzt, was im Vergleich zu 2020 mit zwölf Betroffenen ebenfalls ein deutlicher Anstieg ist. „Als schwer verletzt gilt laut statistischer Erfassungsvorgabe jeder Verkehrsteilnehmer, der nach einem Unfall mindestens 24 Stunden in einem Krankenhaus aufgenommen wird“, erläutert dazu die Polizei. Die Zahl der Leichtverletzten ging ebenfalls nach oben. 47 Betroffene fielen 2021 in diese Rubrik. Im Jahr davor waren es lediglich 37 gewesen.

Bei acht Verkehrsunfällen 2021 waren laut Polizei Kinder involviert. Drei von ihnen wurden schwer verletzt, vier trugen leichtere Verletzungen davon. An 19 Unfällen waren 2021 Motorradfahrer beteiligt, was gegenüber 2020 (13 Unfälle) auch einen Anstieg bedeutet. Zwölf Zweiradfahrer wurden bei diesen Stürzen verletzt, davon neun schwer, berichtet die Polizei und weist darauf hin, dass die Hauptursache bei diesen Kollisionen überhöhte Geschwindigkeit gewesen sei.

Im ländlich geprägten und waldreichen Revier der PI Birkenfeld ist es auch 2021 dabei geblieben: Die größte Gefahr, dass es zu einem Unfall kommt, geht von Rehen, Wildschweinen und Co. aus. 415 Wildunfälle wurden registriert. Sie machen also fast 51 Prozent aller erfassten Kollisionen aus. Im Vergleich zum Vorjahr (303) hat es 2021 insgesamt 116 Wildunfälle mehr gegeben, was einen Zuwachs um knapp 37 Prozent entspricht.

Aufklärungsquote: 52 Prozent

„Unfallflucht ist eine Straftat“, so der explizite Hinweis der Birkenfelder Polizei. 2021 haben sich solche Delikte in ihrem Dienstgebiet 94-mal ereignet (2020 waren es 86). Die Aufklärungsquote lag 2021 bei rund 52 Prozent. Das bedeutet gegenüber 2020 mit 46,5 Prozent zwar eine Verbesserung, die Ermittler räumen aber selbstkritisch ein, dass in diesem Bereich „noch Handlungsbedarf besteht, um dem berechtigten Interesse der Geschädigten gerecht zu werden“.

Was die Unfallursachen angeht, verweist die Polizei mit Blick auf ihre Statistik auf drei Hauptfaktoren, die für insgesamt 279 Kollisionen verantwortlich waren. 109-mal führten Wendemanöver oder Rückwärtsfahren zu Unfällen, zu geringer Abstand zum vorausfahrenden Auto war 104-mal der Grund, und wegen zu hohem Tempo kam es 66-mal zu einer Kollision.

Von sechs (2020) auf zehn (2021) ist laut Polizei die Zahl der Verkehrsunfälle gestiegen, bei denen nachweislich Alkohol oder Drogen im Spiel waren. In diesem Zusammenhang seien bei den daraus resultierenden Kollisionen zwei Personen schwer und drei Personen leicht verletzt worden. „Frühe Aufklärung und Prävention, aber auch konsequente Kontrollmaßnahmen hinsichtlich von Alkohol und Drogen im Straßenverkehr werden weiter ein wichtiger Bestandteil der polizeilichen Arbeit sein“, betonen die Birkenfelder Beamten klar und stellen zugleich mahnend klar: „Bei Fehlverhalten drohen den Verantwortlichen neben Versicherungsproblemen auch ein Fahrverbot, die MPU sowie Geld- und im äußersten Fall noch Freiheitsstrafen. Darüber sollte sich jeder Fahrer bewusst sein, bevor er sich hinters Steuer setzt.“

Junge Fahrer zwischen 18 und 24 Jahren gelten aus polizeilicher Sicht als „Risikogruppe“ unter den Verkehrsteilnehmern. Sie waren 2021 an 171 Unfällen beteiligt gewesen, was gegenüber 2020 (135 Unfälle) gleichfalls eine Steigerung bedeutete. Neben der 21-Jährigen, die zwischen Leisel und Siesbach ums Leben kam, zogen sich 2021 bei Kollisionen elf junge Menschen schwere Verletzungen zu. 16 junge Männer und Frauen wurden leicht verletzt. „Geschwindigkeit ist bei dieser Gruppe immer noch eine der Hauptunfallursachen. Aus diesem Grunde wird die polizeiliche Präventionsarbeit hieran ausgerichtet werden“, betonen die Birkenfelder Beamten.

Einen abschließenden Blick werfen sie in ihrer aktuellen Bilanz auch auf Senioren, also Verkehrsteilnehmer über 65 Jahren. Sie waren 2021 an knapp 15 Prozent aller Unfälle, nämlich konkret an 119 Kollisionen beteiligt. Im Jahr davor waren Verkehrsteilnehmer aus dieser Gruppe in 89 Kollisionen involviert gewesen. Eine spezielle Hauptunfallursache sei zwar nicht zu erkennen, es falle aber auf, dass sich die meisten Unfälle mit deren Beteiligung donnerstags zwischen 9 und 15 Uhr ereignet hätten.

Rat an ältere Autofahrer

„Ein Grund hierfür könnte im Einkaufsverhalten der Senioren liegen. Mit zunehmendem Alter können sich viele Gesundheitsbeeinträchtigungen einstellen. Typisch hierfür sind Verminderung von Seh- und Hörkraft sowie eine Reduzierung der Reaktionsfähigkeit und Beweglichkeit, was nicht alles durch die Vielzahl von Fahrassistenten kompensiert werden kann. Kampagnen der Polizei, der Verkehrswacht, der Automobilklubs und des Fahrlehrerverbandes geben hier entsprechende Hinweise zur Aufrechterhaltung einer sicheren Mobilität“, betont die Birkenfelder PI.

Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt steht übrigens leider fest, dass auch in der 2022er-Bilanz mindestens ein Verkehrsunfall mit Todesfolge stehen wird. Denn am 3. Februar starb im Zufahrtsbereich der Wasserschieder Straße zu den Einkaufsmärkten von Lidl und Wasgau eine 57-jährige Fußgängerin, die von einem Lastwagen überrollt worden war. Zwischen 2013 und 2017 hatte es hingegen keine tödlichen Unfälle auf den Straßen im Birkenfelder Land gegeben. red/ax

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