Zwei potenzielle Standorte im Heimbacher Wald fallen weg - Vier Anlagen würden links und rechts des Welterbes Limes liegen
Wenn Windkraft auf Denkmalschutz trifft: Welterbe Limes durchkreuzt Pläne der Stadtwerke Neuwied
Windkraft trifft auf Denkmalschutz im Heimbacher Wald
Beim gemeinsamen Termin stand der Schutz des Welterbes Limes und die Vereinbarkeit mit den Windkraftplänen in Neuwied im Mittelpunkt. Für (von links) Michael Schröder (Caeli), Timo Land (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz), Josephine Niggemeier (Caeli), Jennifer Schamper (GDKE) und Julian Scherhag (Stadtwerke Neuwied) hieß das: Köpfe zusammenstecken und Karten abgleichen. Foto: Stadtwerke Neuwied/Gerd Neuwirth
SWN/Gerd Neuwirth

Neuwied. Da die Karten mit den Schutzzonen bislang fehlten, musste nun wieder eine Begehung im Heimbacher Wald stattfinden - dabei stellte sich heraus: Zwei der Anlagen würden sich in unmittelbarer Nähe zum Welterbe befinden.

Aktualisiert am 31. Juli 2024 15:00 Uhr

Im Heimbacher Wald hat sich laut Stadtwerke Neuwied (SWN) die Zahl der möglichen Windräder erneut um zwei reduziert. Grund dafür ist der Limes. Denn das Unesco-Welterbe genießt besonderen Schutz.

Treffen der Experten

Am Parkplatz „Heidengraben“, wo sonst Spaziergänger und Wanderer in den Wald starten, haben sich vor Kurzem Vertreter des Denkmalschutzes, der Windkraftplaner und der Stadtwerke Neuwied getroffen. Für Josephine Niggemeier, Projektentwicklerin von Caeli, und ihren Kollegen Michael Schröder ist es die zweite Begehung. „Wind, Gelände, Infrastruktur und andere Parameter waren Teil der ersten Betrachtung, ob ein Grundstück geeignet ist. Konkretisiert wird bei einer Begehung, auch nach den Vorgaben der Eigentümer“, erklärt Niggemeier. Dazu gehörten Waldqualität, Zuwegungen und Geländebeschaffenheit, die die Zahl der möglichen Standorte in und um Neuwied von 50 auf 31 reduzierte. „Karten mit den Schutzzonen des Limes fehlten uns bisher.“

Die Karten hatten Jennifer Schamper und Timo Lang von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) im Gepäck. Schamper machte bei dem Termin deutlich, worum es geht: „Zum einen sind Windräder weder in der Kern- noch in der Pufferzone möglich. Zum anderen ist zu prüfen, ob die Zufahrten zu den Standorten den Limes beeinträchtigen könnten.“

Längstes Denkmal Europas

Der obergermanisch-raetische Limes, zu dem auch der Abschnitt im Heimbacher Wald gehört, ist mit 550 Kilometern Länge das längste Denkmal Europas. Zusammen mit dem Hadrianswall und dem Antonine-Wall in Großbritannien ist er seit 2005 Unesco-Welterbe. Zwar wurde mit der Änderung des Landesentwicklungsplans der Windkraft mehr Raum gegeben, zugleich ist der Schutz des Limes aber klar festgeschrieben.

Mit den Karten der GDKE wurde schnell klar: Vier Anlagen liegen in der Pufferzone, quasi ein Schutzbereich links und rechts des Limes. Zwei Standorte können noch verschoben werden, für die anderen zwei bedeutet es das Aus: „Wie wir auch verschieben: Das Gelände ist zu steil, oder wir sind in einem Gebiet mit besonderem Artenschutz“, so Niggemeier. Positiv für alle Seiten: Für die verbliebenen Standorte können existierende Zufahrtswege genutzt werden. „Die bestehende Hauptstraße eignet sich sehr gut für den Transport, Verbreiterungen sind nicht gänzlich ausgeschlossen, wenn auch in einem geringen Umfang.“ Nur hier und da muss etwas aufgeschottert werden.

Sechs Anlagen auf städtischem Grund

Für Schamper und Niggemeier Kleinigkeiten, die einer Durchfahrt nicht entgegenstehen. Beide sind zufrieden. Zufrieden mit dem Verlauf des Termins, aber weniger mit dem Ergebnis ist Julian Scherhag, der für die SWN die Windkraftpläne koordiniert. „Die beiden verschobenen Anlagen liegen jetzt auf Privatgrund, die beiden anderen hatten wir als SWN auch im Blick. Damit wird es für uns natürlich schwieriger, aus eigener Kraft den künftig benötigten Strom zu erzeugen“, wird er in einer Pressemitteilung zitiert. Insgesamt bleiben den SWN aktuell sechs Anlagen, die auf städtischem Grund liegen.

Mit der Prüfung am Limes kann nun jedoch die Ausschreibung über Caeli starten, auf die sich Anlagenbauer bewerben können. „Die Interessenten schätzen es, wenn im Vorfeld möglichst viele Fragen bereits geklärt sind“, so Niggemeier. „Es bleiben ihnen dann natürlich die zahlreichen Prüfungen und Gutachten, die für einen Genehmigungsantrag gefordert sind.“

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