Wie sieht die Schaffensphase eines Künstlers aus? Und wie fühlt er sich nach getaner Arbeit? Alexander Wöhrle beschrieb bei der Eröffnung seiner Ausstellung „Die Anderen und ich“ in den Räumlichkeiten von Markt 9 in Linz den Prozess so: „Dann befinde ich mich in einem krassen Gefühlskarussell, arbeite Nächte durch und vergesse alles, bis mein kleiner Hund mich wach rüttelt und meint: 'Hey, geh mal raus mit mir.' Da fließen viele Tränen, und wenn das Werk vollendet ist, bin ich glücklich. Wie befreit.“
Kunstwerke kommen gut an
Nur eine Stunde später klebten etliche rote Verkaufspunkte an den Bildern des Künstlers. „Ich verbinde gern Abstraktes mit Naturalismus“, so Wöhrle. Ein schreiendes Zebra, ein Gorilla und ein Nashorn sowie das Rotkehlchen mit dem Titel „Häuptling Rote Kehle“ gehörten zu den Ausgestellten. Aber auch seine Gesichter und Menschen beeindruckten, heißt es in einem Nachbericht: Das traurige Kind in grau-schwarz Tönen, das nach den Nachrichten aus dem Gazastreifen entstanden sei; der Fotograf, der mit seiner Kamera Verbotenes aufnimmt („Ich darf nicht!“) oder der Mann mit der Zigarette, der einen Gast an das französische Savoir-vivre denken ließ, eine andere Dame an Rudi Dutschke erinnerte und letztendlich wohl auch Züge von Wöhrles Großvaters zeigt.
Kunstwerke zum Schmunzeln und Nachdenken
Auch die Titel luden zum Schmunzeln und Nachdenken ein: „Ohne Titel dachte ich schon: 'Oh, cool gezeichnet.' Aber mit Titel bekam das Bild noch mal eine ganz neue Bedeutung, war viel personenbezogener. Einfach astrein gewählt“, zeigte sich Jan aus Linz begeistert. „Ich will nicht sagen, dass ich ein Fehler war“, steht etwa neben dem Zebra, dessen Körper durch verlaufene Pinselstriche selbst zu verlaufen scheint. Alexander Wöhrle ist 1982 im Ruhrgebiet geboren, im Münsterland aufgewachsen und schloss eine Ausbildung als Krankenpfleger ab. Es folgte ein Studium in Köln, das er mit Bestnote in praktischer Kunst abschloss. In Bonn gründete er das Café Lieblich, das er drei Jahre erfolgreich führte.
Kunstwerke voller Lebenskraft
Durch die Diagnose einer Multiple Sklerose wurde ihm die Endlichkeit des Lebens bewusst. Heute widmet sich Wöhrle voll und ganz der Kunst. „Ich fing an, jeden Tag vier bis sechs Stunden zu malen – ein halbes Jahr lang“, erklärte der Künstler beim Eröffnungsgespräch, das sein Cousin Andreas Barth mit ihm führte. Barth betonte, keine Ahnung von Kunst zu haben, sodass seine Fragen auch für Laien wunderbar nachvollziehbar waren. Der zukünftige Stadtbürgermeister Helmut Muthers gratulierte nicht nur zur Ausstellung, sondern regte eine Fortsetzung an. Denn zum Bedauern vieler Gäste lief die Ausstellung nur ein Wochenende.
Weitere Informationen auf www.alexwoehrle.de