Die Zahlen sprechen Bände: 2022 kamen allein doppelt so viele Ukrainer in den Kreis Neuwied als insgesamt Flüchtlinge während der großen Welle im Jahr 2015 (von denen übrigens die meisten noch da sind). Es stellt sich schon die Frage: Wo sollen die Menschen denn alle hin?
Hut ab vor den Bürgern, die geflüchtete Familien bei sich aufgenommen haben und ebenso vor den Ehrenamtlern und Verwaltungen, die in Wahnsinnsgeschwindigkeit Sammelunterkünfte auf die Beine gestellt haben. Aber irgendwann ist der (preisgünstige) Wohnraum im Speckgürtel zwischen Koblenz und dem Köln-Bonner Raum auch mal belegt.
Nun haben wir das Dilemma, dass die Kommunen nicht mehr wissen, wo sie neu zugewiesene Flüchtlinge unterbringen sollen – mittlerweile wieder mehr Syrer, Iraner und Afghanen als Ukrainer. Und dann kommt das Problem der Anschlussunterbringung oben drauf, dass so mancher Ukrainer bald wegen der „harten Konditionen“ des Jobcenters nach einem einjährigen Vertrag mit den Verbandsgemeinden nicht mehr bei einem privaten Vermieter untergebracht sein könnte.
Wer ist schuld?
Und wer ist schuld? Die Vermieter, die das nicht mitmachen wollen? Das Jobcenter, das sich an die strengen Vorgaben von oben hält? Die Topografie des Kreises, da manche Gemeinden nicht mehr wachsen und somit Wohnraum schaffen können? Ich glaube eher, dass es einen Fehler im System gibt. Das Wichtigste wäre zunächst eine bessere Verteilung der Flüchtlinge in der EU sowie in Deutschland, sodass am Ende nicht die Kommunen die Gelackmeierten sind und in Überforderung resignieren.
Was man bei diesem Themenkomplex auch nicht vergessen darf, auch wenn es gerade akut um ukrainische Flüchtlinge geht: Es gibt im Kreis noch andere Menschen, die von Leistungen des Jobcenters leben. Was auf keinen Fall geschehen darf, ist eine Ungleichbehandlung nach Nationalität. Wenn man an der Finanzierung anpackt, dann für alle!
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