Einigkeit herrschte bei dem Spaziergang über die dramatischen Schäden im 257 Hektar großen Leubsdorfer Forst. Rund 40 Prozent der Fläche sind beziehungsweise waren mit Nadelhölzern, überwiegend Fichten, bepflanzt, die bereits ganz überwiegend der Trockenheit der vergangenen Jahre und der folgenden Borkenkäferplage zum Opfer fielen. „Jetzt kommt es darauf an, wie wir die Weichen für die nächsten 100 Jahre stellen“, meinte Ziesling. „Wählen wir die falsche Strategie, erwartet uns in 20 Jahren das ‚Waldsterben 3.0‘“.
Ziesling und die Initiative „Waldwende jetzt!“ lehnen nach Angaben der Grünen Modelle nach dem Motto „Klotzen statt Kleckern“ ab, die unter anderem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) vertritt: „Mal eben eine Milliarde Euro raushauen und auf Teufel komm raus überall schnell aufforsten, ist der falsche Weg“, wird der Forstwirt in der Mitteilung zitiert. Als Beispiel wies Ziesling auf eine Neupflanzung mit Douglasien in Leubsdorf hin, die keinen Erfolg hatte. Ziesling empfahl stattdessen, die betroffenen Flächen sich zumindest einige Jahre lang selbst zu überlassen und auch das abgestorbene Holz nicht „auszuräumen“, um damit vielleicht noch einen kleinen kurzfristigen Gewinn zu erwirtschaften: „Stehendes Totholz ist das beste Kapital für kommende Generationen“, wird er in der Mitteilung weiter zitiert.
Überlässt man die abgestorbenen Waldteile für einige Zeit sich selbst, wachsen dort laut der Mitteilung zuerst niedrige Pflanzen wie zum Beispiel Roter Fingerhut, dann Büsche und der sogenannte Vorwald, wobei sich auf natürliche Weise die zum jeweiligen Standort am besten passenden Pflanzen durchsetzen: „Etwas später, nach der ersten natürlichen Sukzession, lassen sich Vorwälder am besten steuern“, ist Ziesling überzeugt. Alle Beteiligten der Exkursion waren sich einig, dass kein generelles Konzept, das für jeden Fall anwendbar wäre, umsetzbar ist. „Jede Gemeinde muss für sich entscheiden, was für sie speziell das wichtigste Ziel ist: Geht es um Hochwasserschutz? Oder um Klimaschutz? Um Biodiversität? Oder darum, sich mit Holz einzudecken? Man kann nicht alles haben, Multifunktionalität ist kein Konzept für die Entwicklung des Waldes in der Zukunft – jeder muss sich entscheiden“, meint der Forstwirt.