Plus
Oberraden

Oberraden: Burschen entschuldigen sich für Liedtext

Von Ralf Grün
Die Burschen in Oberraden haben ein schönes Fest gefeiert. Das „Donaulied“ in der Festschrift sorgte allerdings für Unmut.  Foto: Tim Kosmetschke
Die Burschen in Oberraden haben ein schönes Fest gefeiert. Das „Donaulied“ in der Festschrift sorgte allerdings für Unmut. Foto: Tim Kosmetschke

Viele Vereine im Kreis Neuwied haben sich der Brauchtumspflege verschrieben. Das trifft auch auf die Burschen in Oberraden zu, deren Feste weithin bekannt sind und als Besuchermagnete wirken. Doch mit einem Platzhalter zwischen Anzeigen heimischer Unternehmen in der Festschrift zum 95-jährigen Bestehen des Vereins Frisch Auf haben sich die Burschen unbedacht, wie sie sagen, in Misskredit gebracht. Die Rede ist vom „Donaulied“, dessen in der Festschrift abgedruckter Text ziemlich unverhohlen die Vergewaltigung eines schlafenden Mädchens beschreibt.

Lesezeit: 2 Minuten
Das eigentliche Burschenfest ging Mitte Juni über die Bühne. Doch Leser der Festschrift haben sich bereits Ende Mai entsetzt an Doris Eyl-Müller, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises, gewandt. Diese wiederum schrieb im Namen aller Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Neuwied einen Brief an den Vorstand des Burschenvereins. Darin drückt sie ihr Unverständnis aus und ...
Möchten Sie diesen Artikel lesen?
Wählen Sie hier Ihren Zugang
  • 4 Wochen für nur 99 Cent testen
  • ab dem zweiten Monat 9,99 €
  • Zugriff auf alle Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
E-Paper und
  • 4 Wochen gratis testen
  • ab dem zweiten Monat 37,- €
  • Zugriff auf das E-Paper
  • Zugriff auf tausende Artikel
  • Newsletter, Podcasts und Videos
  • keine Mindestlaufzeit
  • monatlich kündbar
Bereits Abonnent?

Fragen? Wir helfen gerne weiter:
Telefonisch unter 0261/9836-2000 oder per E-Mail an: aboservice@rhein-zeitung.net

Oder finden Sie hier das passende Abo.

Anzeige

Kommentar: Die Tragweite ist eine ganz andere

Es gibt Kampagnen, bei denen vermeintlich große Männer über einen Sexskandal stolpern. Doch auch im alltäglichen Umgang fehlt vor allem uns Männern oft das Gespür dafür, wo Sexismus und damit eine Grenzüberschreitung anfängt. Der in der Festschrift abgedruckte Text des „Donauliedes“ ist so eine Grenzüberschreitung, wenn auch ohne bösen Willen geschehen, wie die Oberradener Burschen glaubhaft versichern.

Manche mögen den Aufschrei aller Gleichstellungsbeauftragten im Kreis belächeln und als prüde oder verklemmt abtun. Doch die Tragweite ist eine ganz andere: Wenn wir Männer mal wieder kleine Bemerkungen über (unsere) Frauen fallen lassen, die ihre Arbeit im Beruf, im Haushalt oder ihr Engagement für eine gute Sache herabwürdigen, dann manifestiert sich mindestens unbewusst ein Frauenbild in unseren Köpfen, das dann auch besungene Vergewaltigungen witzig erscheinen lässt. Doch witzig ist das „Donaulied“ ganz gewiss nicht. Das sollten sich die, die es immer noch singen, bewusst machen. Und in einer offiziellen Festschrift hat es nichts zu suchen. Da ist die Entschuldigung das Mindeste, was die Burschen tun können. Vielleicht steuern wir der vorhandenen sexualisierten Gewalt schon wirksam entgegen, wenn Männer ihre Frauen respektvoll behandeln, vor allem vor den Kindern. Dann wird hoffentlich ein anderes Frauenbild auf nachwachsende Generationen übertragen. Ralf Grün

Meistgelesene Artikel