Kommentar: Die Tragweite ist eine ganz andere
Es gibt Kampagnen, bei denen vermeintlich große Männer über einen Sexskandal stolpern. Doch auch im alltäglichen Umgang fehlt vor allem uns Männern oft das Gespür dafür, wo Sexismus und damit eine Grenzüberschreitung anfängt. Der in der Festschrift abgedruckte Text des „Donauliedes“ ist so eine Grenzüberschreitung, wenn auch ohne bösen Willen geschehen, wie die Oberradener Burschen glaubhaft versichern.
Manche mögen den Aufschrei aller Gleichstellungsbeauftragten im Kreis belächeln und als prüde oder verklemmt abtun. Doch die Tragweite ist eine ganz andere: Wenn wir Männer mal wieder kleine Bemerkungen über (unsere) Frauen fallen lassen, die ihre Arbeit im Beruf, im Haushalt oder ihr Engagement für eine gute Sache herabwürdigen, dann manifestiert sich mindestens unbewusst ein Frauenbild in unseren Köpfen, das dann auch besungene Vergewaltigungen witzig erscheinen lässt. Doch witzig ist das „Donaulied“ ganz gewiss nicht. Das sollten sich die, die es immer noch singen, bewusst machen. Und in einer offiziellen Festschrift hat es nichts zu suchen. Da ist die Entschuldigung das Mindeste, was die Burschen tun können. Vielleicht steuern wir der vorhandenen sexualisierten Gewalt schon wirksam entgegen, wenn Männer ihre Frauen respektvoll behandeln, vor allem vor den Kindern. Dann wird hoffentlich ein anderes Frauenbild auf nachwachsende Generationen übertragen. Ralf Grün