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Rheinbrohl/Remagen

Niedergermanischer Limes: Welterbetitel ist Startschuss für viele Projekte am Rhein

Von Yvonne Stock
Auch in Rheinbrohl ist die Freude über den Titel groß, stoßen hier doch quasi die beiden Grenzen aneinander.
Auch in Rheinbrohl ist die Freude über den Titel groß, stoßen hier doch quasi die beiden Grenzen aneinander. Foto: Creativ/Lamberz (Montage)

Die Freude in der Region über den zweiten Welterbetitel fällt angesichts der Flutkatastrophe ein wenig verhalten aus. Aber bei einer alten römischen Grenze wie dem Niedergermanischen Limes ist zum Glück keine Eile geboten. Und die Auszeichnung ist ohnehin weniger ein Endpunkt denn ein Startpunkt für ein Erlebbarmachen dieser Grenze.

Lesezeit: 4 Minuten
Frank Wiesenberg, Geschäftsführer der Römerwelt in Rheinbrohl, war als Teil der wegen der Umstände sehr klein ausgefallenen Limes-Delegation in Mainz. Dort wurde zeitgleich die Auszeichnung der Schum-Stätten gefeiert. „Beide Anträge sind in rekordverdächtiger Schnelle ohne Anmerkungen und ohne Nachfragen durchgekommen“, freut sich der Museumschef. 1000 Seiten war der Antrag dick, ...
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Land freut sich über weiter wachsende Zusammenarbeit – Freude auch in NRW

Das Land Rheinland-Pfalz hat sich erfreut gezeigt über den neuen Welterbetitel. „Das römische Erbe ist von ganz besonderer Bedeutung für Rheinland-Pfalz, wie nicht zuletzt die Römerbauten in Trier und der Obergermanisch-Raetische Limes bezeugen, die bereits mit dem Welterbestatus ausgezeichnet sind“, wird der für das Kulturelle Erbe des Landes zuständige Innenminister Roger Lewentz (SPD) in einer Mitteilung des Landes zitiert. „Mit der Aufnahme des Niedergermanischen Limes in die Unesco-Welterbeliste wird der hiesigen Geschichte die Wertschätzung entgegengebracht, die sie verdient.“

Der Limes ist auch für die Generaldirektion Kulturelles Erbe des Landes eine spannende Welterbestätte, weil die internationale Zusammenarbeit immer größere Kreise zieht, freut sich Generaldirektorin Heike Otto. Ihre Erfahrung, wenn es um den Erhalt und die Vermittlung des römischen Erbes geht, will ihre Behörde nun auch am „nassen Limes“ einbringen.

In römischer Zeit war der Rhein die Grenze zwischen Römern und Germanen. Dieser Niedergermanische Limes hat eine Gesamtlänge von rund 385 Kilometern zwischen dem niederländischen Katwijk und Bad Breisig/Rheinbrohl. Der Limes war das militärische Grenzsicherungssystem der Römer, das sich ihrem Herrschaftsgebiet entsprechend durch Europa, Vorderasien und Nordafrika zog. Schritt für Schritt sollen alle Teile zum Welterbe erklärt werden. Mit der Anerkennung des Niedergermanischen Limes ist ein weiteres Stück geschafft. An ihm sind 27 Fundplätze des römischen Militärs in Deutschland erfasst.

„Das ist eine großartige Nachricht“, sagte beispielsweise Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) nach Bekanntwerden der Entscheidung. „Bonn ist sich der Bedeutung seines römischen Erbes bewusst, und wird diese Verpflichtung auch bei künftigen Entscheidungen, die das Umfeld der Bodendenkmale betreffen, angemessen berücksichtigen“, wird die OB in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert. Aus der länderübergreifenden Kooperation ergeben sich nach ihrer Ansicht auch zusätzliche touristische Ansatzpunkte, „die wir gerne gemeinsam mit den Partnern nutzen werden“. Einmal mehr zeige sich bei diesem Projekt, dass grenzüberschreitende, enge Zusammenarbeit zum Erfolg führt. „Mein Dank gilt dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Landschaftsverband Rheinland für die Bündelung der Interessen. Bonn wird gern weiter daran mitwirken, dieses gemeinsame kulturelle Erbe sichtbar zu erhalten“, versprach Dörner.

Das Römerlager Bonn war der mit Abstand am längsten genutzte römische Stützpunkt des Niedergermanischen Limes und hatte deshalb im Rahmen des Nominierungsantrages besondere Bedeutung. Das ehemalige Legionslager liegt im Stadtteil Bonn-Castell. Grundriss und Straßenführung des Römerlagers sind dort bis heute im modernen Stadtbild erkennbar, erklärt die Stadt weiter.

Das Gemeinsame betonte auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erklärte: „Eine alte Grenze wurde zum grenzüberschreitenden Gemeinschaftsprojekt.“ Dass der Niedergermanische Limes nun Weltkulturerbe sei, sei eine große Anerkennung für die Arbeit und eine Auszeichnung für diese einzigartige Kulturlandschaft.

Die antike Grenze, die dem damaligen Verlauf des Rheines entspricht, war mehr als 400 Kilometer lang. Die neue Welterbestätte besteht aus 44 Teilabschnitten von Rheinbrohl/Remagen bis ins niederländische Katwijk. „Die Überreste der Legionslager und Kastelle, Häfen, Aquädukte und Tempel sind für unser Verständnis des Lebens am Limes von unschätzbarem Wert“, erklärte die Unesco. Der Grenzabschnitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederlanden. In NRW liegen 220 Kilometer zwischen Bonn und Kleve.

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) verwies darauf, dass der Limes zugleich Teil der bereits bestehenden seriellen und länderübergreifenden Unesco-Welterbestätte „Grenzen des Römischen Reiches“ ist. Es sei ein gemeinsames Vermittlungskonzept für die Fundplätze geplant.

Nordrhein-Westfalen hat nun sechs Welterbestätten. Zu dem illustren Kreis gehören schon der Aachener und der Kölner Dom, Schloss Augustusburg in Brühl bei Köln, die Zeche Zollverein in Essen und Kloster Corvey in Höxter.

Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, meinte, der Rhein als „nasse“ Außengrenze im Nordwesten des Römischen Reiches, sei bis heute die Lebensader, die auf die Römer zurückgehende urbane Zentren verbinde. „Entlang des Rheins entwickelten die Römer Kastelle und Siedlungen, aus denen große Städte wie Köln, Bonn und Nijmegen erwachsen sollten“, sagte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) verwies darauf, dass Köln über drei Bodendenkmäler des Limes verfügt: unter anderem die Residenz des Statthalters und das Kastell der Rheinflotte. Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) sagte, die Stadt sei stolz, nun ein Ort des Welterbes der Menschheit zu sein. Für das Archäologische Museum der Stadt erklärte dessen Leiterin Jennifer Morscheiser, die Welterbe-Präsentation auf dem Außengelände und im Haus solle künftig erweitert werden.

Die Aufnahme des Niedergermanischen Limes ins Weltkulturerbe soll eine Lücke zwischen zwei bereits geschützten Abschnitten schließen – dem Obergermanisch-Raetischen Limes, der zum Teil durch den Kreis Neuwied verläuft, sowie dem Hadrianswall und einem weiteren in Großbritannien.

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