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Kreis Neuwied

Niedergermanischer Limes: Der Kreis Neuwied hat ein weiteres Welterbe

In Rheinbrohl ist die Freude über die Welterbe-Anerkennung besonders groß – mit der Römerwelt steht dort schließlich eine Erlebniswelt zum Thema. Astrid Weber bietet dort Führungen an.
In Rheinbrohl ist die Freude über die Welterbe-Anerkennung besonders groß – mit der Römerwelt steht dort schließlich eine Erlebniswelt zum Thema. Astrid Weber bietet dort Führungen an. Foto: Lamberz/Creativ (Montage)

Der Kreis Neuwied beheimatet seit Dienstag ein weiteres Unesco-Welterbe – zumindest einen kleinen Teil davon: Durch die Entscheidung des Welterbe-Komitees der Unesco zählt nun auch der Niedergermanische Limes zur viel beachteten Liste.

Lesezeit: 1 Minute
Nachdem die Diskussion über den Donaulimes als Teil der Grenze des Römischen Reiches am Vortag aus Verfahrensgründen einer Arbeitsgruppe übertragen werden musste, lief die Auszeichnung des Niedergermanischen Limes reibungslos. Im Rahmen des seriellen Welterbes „Grenzen des Römischen Reiches“ sind beide Abschnitte einzeln nominiert. Der rund 400 Kilometer lange Niedergermanische Limes ...
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Wird niedergermanischer Limes Weltkulturerbe? Rheinbrohl und Remagen hoffen

Rheinbrohl/Remagen. Der Niedergermanische Limes soll Weltkulturerbe werden. Einen entsprechenden Antrag reichen die Niederlande an diesem Donnerstag bei der Unesco in Paris ein. Dem Antrag werden gute Erfolgsaussichten eingeräumt. Wenn er positiv beschieden wird, wird Rheinbrohl zur Schnittstelle. Hier stießen der Obergermanisch-Raetische Limes und der Niedergermanische Limes quasi aneinander. Eine Erweiterung der dortigen Römerwelt ist seit Langem geplant. Und in Remagen als wichtiger Militärstandort am Niedergermanischen Limes könnte sich der touristische Schwerpunkt von der Brücke auf die Römer erweitern.

Der Niedergermanische Limes verlief zwischen der Nordsee bei Katwijk in den Niederlanden und Bad Breisig/Rheinbrohl und war eine der wichtigsten Außengrenzen des römischen Imperiums. Es war der Rhein in seinem damaligen Verlauf, deswegen wird die Grenze auch „nasser Limes“ genannt. Während in Nordrhein-Westfalen viele Spuren der Römer entlang dieser Grenze gefunden wurden und zum Teil heute noch sichtbar sind, ist in Rheinland-Pfalz Remagen als einziger Ort in den Welterbeantrag aufgenommen worden, wie das Landeskulturministerium auf RZ-Anfrage mitteilt. „Remagen war vom frühen 1. Jahrhundert bis in das 5. Jahrhundert ein wichtiger Militärstandort mit Kastell und zugehöriger Zivilsiedlung und damit ein wichtiger Teil der römischen Verteidigungsrichtlinie der Germanen“, sagt Sprecher Markus Nöhl. Er betont, dass deshalb Rheinland-Pfalz die Niederlande bei ihrem Antrag nicht nur unterstützt, sondern wie Nordrhein-Westfalen mit einem Team aus Wissenschaftlern auch aktiv daran mitgearbeitet habe.

Das Land schätzt die Erfolgsaussichten des Antrags bei der Unesco als „sehr gut ein“, sagt Nöhl. Es hofft, dass ein weiterer Welterbetitel seine kulturelle Attraktivität steigert und sich die römische Geschichte im Norden noch besser vermitteln lässt. Dafür haben die Römerwelt in Rheinbrohl und die Touristiker in Remagen bereits Pläne in der Schublade. Eine Erweiterung der Römerwelt mit dem Thema „Nasser Limes“ ist bereits seit einigen Jahren geplant, sagt Reiner W. Schmitz, Vorsitzender der zugehörigen Stiftung Caput Limitis. Ein Grund ist auch, dass die bisherige Ausstellungsfläche aus allen Nähten platzt, wie auch der neue Geschäftsführer des Museums, Frank Wiesenberg, bereits festgestellt hat. Geplant ist ein Antrag auf Fördermittel aus dem Investitionsstock des Landes. Über das Ranking, welches Projekt aus dem Kreis an welche Stelle bei dem Antrag an das Land gerückt wird, entscheidet allerdings die Kommunalaufsicht des Kreises. Nach Angaben von Schmitz war der Rhein in Rheinbrohl damals breiter als heute, die Wassergrenze und der Obergermanisch-Raetische Limes stießen deshalb wohl quasi etwas oberhalb des heutigen Rheinbrohler Rheinufers zusammen. Auch Schmitz geht von hohen Erfolgschancen des niederländischen Antrags aus. Massentourismus wie zum Beispiel in Xanten ist aus seiner Sicht deshalb nicht zu erwarten, aber eine rheinübergreifende touristische Vermarktung der römischen Spuren an geschichtsinteressierte Urlauber hält er für machbar. Darauf hofft auch Rheinbrohls Ortsbürgermeister Oliver Labonde, in den nächsten Wochen hat er zum Thema Vernetzung mit der anderen Rheinseite in Sachen Tourismus bereits einige Gespräche. Er wünscht sich, damit und mit dem Welterbetitel auch mehr Niederländer in die Region zu locken und so dafür zu sorgen, dass die Besucherzahlen der Römerwelt zumindest stabil bleiben. „Für Rheinbrohl wäre das wirklich eine tolle Geschichte“, sagt Labonde.

Für die Rheinbrohler „Grupp Jupp“, die ehrenamtlich die Spuren der römischen Vergangenheit erhält und „sprechen“ lässt, würde ein weiterer Welterbetitel nichts verändern, sagt Hansjörg Hausen. „Wir werden nicht auch noch auf der anderen Rheinseite aktiv“, sagt er. Mit der Pflege der rund zehn oberirdischen Limes-Relikte (größtenteils im Wald) haben sie genug zu tun.

Galt in Remagen bisher vor allem die Brücke von Remagen als Magnet, käme mit dem Welterbetitel ein weiterer Anziehungspunkt für Besucher hinzu, und dann wollen die Touristiker die Römer auch intensiv bearbeiten. In der Innenstadt soll ein Infozentrum entstehen, und das Römische Museum soll vergrößert werden, sagt Marcel Möcking, Touristikchef der Stadt. „Da man kein Produkt in der Hand hat, ist es schwer darzustellen“, erklärt Möcking die Herausforderung seiner Arbeit. Lösen möchten die Touristiker die mangelnde Sichtbarkeit des Niedergermanischen Limes anhand von Multimediagestaltungen, die die Fantasie der Besucher anregen sollen. Außerdem sollen QR-Codes in der Stadt verteilt werden, über die sich Besucher über die römische Geschichte informieren können. Aber die Pläne stecken noch in den Kinderschuhen, Fragen, wo etwa das Infozentrum genau stehen oder wie eine Museumsvergrößerung aussehen könnten, sind noch völlig offen. Mit einer Entscheidung der Unesco wird allerdings auch nicht vor Juli 2021 gerechnet.

Von unseren Redakteuren Yvonne Stock und Nicolaj Meyer
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