Neuwied

Neuwieder Programmkino im Februar: Sehenswerte Streifen von der Komödie bis zum Drama

In der Schauburg (hier ein Archivbild aus der Zeit des Lockdowns) heißt es wieder "Mittwochs ins Kino".
In der Schauburg (hier ein Archivbild aus der Zeit des Lockdowns) heißt es wieder "Mittwochs ins Kino". Foto: Rainer Claaßen

Von der Komödie bis zum Drama haben die Macher des Programmkinos „Mittwochs ins Kino“ (Minski) im Februar wieder einen abwechslungsreichen Spielplan zusammengestellt. Gezeigt werden die Filme in der Schauburg, Heddesdorfer Straße 84, in Neuwied.

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Das Neuwieder Programmkino wird seit 2004 jährlich vom Land Rheinland Pfalz ausgezeichnet. Im Februar sind folgende Filme auf Leinwand zu sehen:

Intensives Drama

„Das Ereignis“: Mittwoch 1. Februar, 20 bis etwa 22 Uhr, an zwölf Jahren, gemeinsamer Vorschlag der Gleichstellungsbeauftragten, des Minski-Teams. Die begabte französische Schülerin Anne aus einfachen Lebensverhältnissen bereitet sich 1963 auf ihr Examen vor. Dies soll ihr die Möglichkeit für ein Studium eröffnen. Doch eine ungewollte Schwangerschaft kommt dazwischen und droht ihre Pläne zu durchkreuzen. Denn Mitte der 60er-Jahre sind in Frankreich – wie in vielen anderen Ländern –Abtreibungen nur in Ausnahmefällen möglich und werden strafrechtlich verfolgt.

In dem intensiven Drama, das auf der Grundlage des autobiografischen Romans der Nobelpreisträgerin Annie Ernaux basiert, konzentriert sich dabei ohne Wertungen auf das Dilemma der jungen Frau, ihre beruflichen Ambitionen als ledige Mutter begraben zu müssen, oder das Risiko einer illegalen Abtreibung in Kauf zu nehmen. Der Film schildert eindringlich die Zwangslage und Isolation der Schülerin und betont zugleich die bleibende Aktualität des Themas. Mit einer tollen Hauptdarstellerin Anamaria Vartolomei. Der Film wurde in Venedig 2021 mit dem Goldenen Löwen als bester Film ausgezeichnet.

Über Freundschaft, Liebe und Neuanfänge

„Da kommt noch was“: Mittwoch, 8. Februar, 20 bis etwa 22 Uhr, frei ab zwölf. Viele kennen sicher solche Situationen. Helga, eine Frau knapp über 60 und in wohlhabenden Kreisen und seit einiger Zeit von ihrem Ehemann getrennt lebend. Sie ist bis in Maßen kulturbeflissen, ihr Leben zeichnet sich durch eine gewisse Sorglosigkeit und phasenweise Langeweile aus. Und die Liebe ist universell, und sie gerät manchmal in Vergessenheit. Und dies genau geschieht Helga – deren Fuß gebrochen ist, auf die Hilfe des polnischen Arbeiters Ryszard zurückgreift, der für ihre Putzfrau Hella einspringt, weil diese im Urlaub ist.

Das Dumme ist nur, dass Ryszard überhaupt kein Deutsch und sie keine andere Sprache spricht. Doch Schritt für Schritt entwickeln beide Gefühle füreinander und ihre Verbindung ist für Helgas Freundeskreis ein Dorn im Auge. Der Film ist eine inspirierende Geschichte über Freundschaft, Liebe und neue Anfänge, wie sie nur das Leben schreibt – egal, in welcher Phase man sich befindet.

Preisgekrönte Komödie

„Ein Triumph“: Mittwoch 15. Februar, 20 bis etwa 22.10 Uhr, frei ab zwölf Jahren. Der leidenschaftliche Schauspieler Étienne (gespielt von Kad Merad), der kaum mehr Rollenangebote bekommt, übernimmt die Leitung der Theatergruppe eines Gefängnisses, um ihr zu neuem Schwung zu verhelfen. Denn schlimmer als Arbeitslosigkeit kann es ja nicht mehr werden. Zudem liegt es ja auch nahe, dann das Stück „Warten auf Godot“ mit den Häftlingen einzustudieren, denn wenn Häftlinge eines gelernt haben, dann das. Étienne ist überrascht, welches schauspielerische Talent in seinen Gefängnisschützlingen schlummert, dabei muss er zu Beginn all seine Kraft aufbringen, um sie zu motivieren.

Ja, und wenn alles funktioniert, dann winkt gar eine Tournee außerhalb der Gefängnismauern, wenn da nicht das zu gewinnende Wohlwollen der Gefängnisdirektorin wäre, was ja auch noch gewonnen werden muss. Resozialisierung einmal anders. Der Film wurde als beste Komödie mit dem Europäischen Filmpreis 2020 ausgezeichnet.

Melancholisches Familiendrama

„Come on, come on“: Mittwoch, 22. Februar, 20 bis etwa 22 Uhr, frei ab sechs Jahren. Besucherwunsch Joaquin Phoenix, der in der Rolle des in New York lebenden Radiojournalisten Johnny Material für ein neues Projekt sammelt. Er führt in den USA an verschiedenen Orten mit Kindern und Jugendlichen ernsthafte Interviews über ihr Hoffnungen und Ängste mit Blick auf Gegenwart und Zukunft. Deren Antworten sind bemerkenswert reflektiert.

Mitten in diesem Arbeitsprozess erreicht ihn ein telefonischer Hilferuf seiner Schwester Viv, die ihrem depressiven Ex-Mann, einem Dirigenten beistehen will. Johnny willigt ein, sich kurzzeitig um seinen neun-jährigen Neffen Jesse zu kümmern, denn seine Gespräche kann er auch in LA führen. Johnnys Neffe ist hochintelligent, ausgesprochen sensibel, verwöhnt und selbstbewusst. Er denkt darüber nach, dass er keine gleichaltrigen Freunde habe, der er deren Sprache nicht spreche. Dies wiederum habe damit zu tun, dass er meist mit Erwachsenen zusammen ist. Und er ist eine Nervensäge. Auf der gemeinsamen Reise der beiden nach Detroit, New York und New Orleans gelingt Regisseur Mike Mills eine unterhaltsame intelligent und teils melancholische Familienaufstellung. red

Eintritt, Tickets und Programm
Eintritt: Erwachsene 7, Schüler/Juleica 4 Euro. Karten auch unter www.kinoneuwied.de. Ausgewählte Filmvorführungen für Schulen nach vorheriger Vereinbarung. Kritiken, Anregungen und Filmvorschläge mittwochs sind möglich bei Michael Mertes unter Tel. 02631/802366.