Neuwieder Lehrer wird Diakon: Ein Begleiter für Menschen in Krisen
„Ich hatte das schon länger im Kopf“, sagt Dirk Mettler auf die Frage, warum er sich im Alter von 53 Jahren zum Diakon weihen lassen wird. Der Koblenzer ist Berufsschullehrer für Betriebswirtschaftslehre und katholische Religion an der Neuwieder Ludwig-Erhard-Schule wird ab dem 24. Juni neben seinem Schuldienst als „Ständiger Diakon mit Zivilberuf“ in der Pfarrei Vallendar St. Maria Magdalena arbeiten. Das teilt die bischöfliche Pressestelle Trier mit.
Zu Mettlers künftigen Aufgaben gehören diakonische und seelsorgliche Dienste sowie die (Mit-)Feier von Gottesdiensten. Er darf das Taufsakrament und die (Kranken-)Kommunion spenden, Paaren bei der Trauung assistieren und Predigtdienste sowie Beerdigungen übernehmen. Diakone begleiten zudem Sterbende und trauernde Angehörige. Welche Bereiche er übernehmen werde, entscheide sich in der Absprache mit den hauptamtlichen Seelsorgern, erklärt Mettler.
Die Begleitung Trauernder liegt ihm am Herzen
Wobei ihm besonders die Begleitung Trauernder im Allgemeinen und trauernder Eltern im Speziellen am Herzen liegt, die ihre Kinder während der Schwangerschaft verloren haben. Bereits während seiner Ausbildung zum Diakon hatte er Einblicke in diesen Bereich, der noch oft ein gesellschaftliches Tabuthema ist. „Vielleicht habe ich in Vallendar die Möglichkeit, dort noch einmal anzusetzen“, sagt der Vater von drei Söhnen, der mit seiner Familie im Koblenzer Stadtteil Arenberg lebt. „Ich möchte Menschen, die sich in Krisensituationen befinden, begleiten. Das ist ein ur-diakonischer Dienst.“
Ehefrau gab ihr „Go“
Bereits 2008 hat er sich intensiv mit dem Gedanken auseinandergesetzt, Diakon zu werden. „Doch dann wurde unser erster Sohn geboren, und es passte zeitlich nicht.“ Ehrenamtlich engagiert war er trotzdem, beispielsweise als Organist, Lektor, Kommunionhelfer, im Pfarrgemeinderat oder Kirchenchor. Vor drei Jahren war es ihm dann familiär und beruflich möglich, den dreijährigen Kurs zu beginnen. Ein „Go“ hatte er auch von seiner Frau bekommen. Bei verheirateten Diakonen müssen nämlich die Ehepartnerinnen ihr Einverständnis zur zeitintensiven Ausbildung geben, die neben eigentlichem Beruf und Familienleben stattfindet. „Meine Frau trägt das mit und ich war schon immer viel unterwegs. Sie kennt das nicht anders“, berichtet Mettler. Zudem habe sie viel Verständnis, da sie selbst Religionslehrerin sei.
An der Ausbildung habe ihm besonders der Dreiklang von Diakonie, Verkündigungsdienst und Liturgie gefallen: „Es geht darum, die Hinwendung von Gott zu den Menschen spürbar zu machen.“ Die Erfahrungen aus seinem Schulalltag hätten ihm gezeigt, dass Menschen immer etwas Konkretes mitnehmen wollen, etwas, das sie selbst betrifft: „Was hat das heute mit mir zu tun? Wo können sich Leute wiederfinden?“ Dies sei für seine Schüler ebenso relevant wie für Gottesdienstbesucher, glaubt er. Oft gelinge dies mit der Frage: „Welche Auswirkungen hat mein Handeln auf andere, aber auch auf mich selbst?“
Nun bereitet sich Mettler gemeinsam mit zwei weiteren angehenden Ständigen Diakonen auf seine Weihe am Samstag, 24. Juni, um 10 Uhr, im Trierer Dom mit Bischof Stephan Ackermann vor, um anschließend als Diakon für die Menschen in Vallendar ansprechbar zu sein.
Weitere Informationen gibt es bei Axel Berger, Ausbildungsleiter für Diakone im Haupt- und Zivilberuf, Telefon 0651/710 51 30, und unter www.wirglaubenandich.de/seelsorgeberufe/diakon
Diakonat: Durchgangsstation auf dem Weg zur Priesterweihe
Diakone gab es bereits im frühen Christentum. Im Laufe der Zeit wurde das Diakonat zur Durchgangsstation auf dem Weg zur Priesterweihe. Erst nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde das Ständige Diakonat wiederbelebt. Zu den beruflichen Voraussetzungen gehören neben einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mehrjähriger Bewährung in einem Beruf unter anderem der erfolgreiche Abschluss des theologischen Studiums. Dieses absolvieren die Teilnehmer während ihrer Ausbildung. Derzeit gibt es im Bistum Trier 186 Diakone, von denen 117 im aktiven Dienst sind. 30 üben das Amt haupt- und 87 nebenberuflich aus (Stand Juni 2023). Die Mehrzahl ist verheiratet und hat Kinder, einige haben den Zölibat als ehelose Lebensform gewählt.