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Unkel

Nach Großbrand in Unkeler Seniorenheim: Technischer Defekt hat Feuer ausgelöst [mit Video]

Von Silke Müller
Als die Feuerwehr am Seniorenzentrum St. Pantaleon eintrifft, schlagen die Flammen bereits aus dem Dachstuhl. Foto: Heinz Werner Lamberz/Creativ
Als die Feuerwehr am Seniorenzentrum St. Pantaleon eintrifft, schlagen die Flammen bereits aus dem Dachstuhl. Foto: Heinz Werner Lamberz/Creativ

Es ist ein Mittwochabend, den die Unkeler wohl nicht so schnell vergessen werden: Als die gegen 21.15 Uhr alarmierte Feuerwehr am Seniorenzentrum St. Pantaleon ankommt, schlagen die Flammen aus dem Dachstuhl des Hauses Eibe hoch in den Nachthimmel. Bis in den frühen Morgen ziehen sich die Löscharbeiten. 130 Feuerwehrmänner sowie 60 Kräfte der Schnelleinsatzgruppen des Landkreises Neuwied und des Rhein-Sieg-Kreises kämpfen vereint gegen das Großfeuer.

Lesezeit: 4 Minuten
Und nicht nur das: Die Einsatzkräfte kümmern sich auch darum, die Bewohner des Hauses woanders unterzubringen. Die meisten werden von umliegenden Altenheimen aufgenommen, einige Bewohner kommen in einem der zwei weiteren Gebäude des Seniorenzentrums St. Pantaleon unter. Vier Menschen werden mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung zu einer Kontrolle in Krankenhäuser eingeliefert. Unkels ...
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Zivilcourage bewiesen: Scheurener retten Bewohner des Seniorenheims St. Pantaleon vor den Flammen

Unkel. Dank der schnellen Hilfe der Unkeler Bürger ist beim Großbrand im Seniorenzentrum St. Pantaleon eine noch größere Katastrophe verhindert worden. Das Altenheim stand am Mittwochabend gegen 21 Uhr lichterloh in Flammen. „Ein Gast hatte gerade die Gaststätte verlassen, kam kurze Zeit später zurück und berichtete, dass er über dem Altenheim einen Lichtschein gesehen habe“, erzählt Ralf Kessel, Inhaber des benachbarten Scheurener Hofs. Er habe sich sofort mit anderen Gästen auf den Weg gemacht. Die Flammen schlugen bereits hoch in den Nachthimmel. „Wir haben die Feuerwehr alarmiert und sind losgerannt, um die Leute rauszuholen“, berichtet er. Weitere Nachbarn gesellten sich dazu. „Wir sind rein, auch Mitarbeiter des Altenheims waren schon zur Stelle, und wir haben angefangen die Bewohner zu retten“, berichtet Kessel weiter.

Der Dachstuhl von Haus Eibe ist nur noch ein Gerippe. Bis in den frühen Donnerstagmorgen löschte die Feuerwehr Glutnester.  Foto: Sabine Nitsch
Der Dachstuhl von Haus Eibe ist nur noch ein Gerippe. Bis in den frühen Donnerstagmorgen löschte die Feuerwehr Glutnester.
Foto: Sabine Nitsch

„Wir haben zuerst totalen Lärm gehört und gedacht, es randaliert jemand auf der Straße“, erzählt Karl-Heinz Behrens, wie er und seine Frau Almut, die neben dem Altenheim wohnen, auf den Brand aufmerksam wurden. „Wir sind raus und haben gesehen, dass der ganze Dachstuhl in Flammen stand“, fährt er fort.

Die ganze Nachbarschaft sei herbeigeeilt. Auch Behrens hat mitgeholfen. „Da gab es keine Gaffer. Alle haben sofort angepackt“, sagt Behrens, der erstaunt ist, überhaupt keinen Feueralarm gehört zu haben. „Sonst hört man mindestens einmal im Monat einen Feueralarm aus dem Altenheim, weil irgendein Rauchmelder angegangen ist. Der Alarm wird im Altenheim zentral gemeldet, sodass man ihn über die Straße hinweg hört. Das waren immer Fehlalarme, weil zum Beispiel jemand geraucht hat. Diesmal haben wir gar nichts gehört“, wundert er sich.

Günter Wieland wohnt im Ortsteil Heister. „Wir hörten hier die Sirene, als dann aber das Telefon klingelte und Freunde aus Scheuren anriefen, um zu berichten, dass es brennt, war klar: Es ist ernst. Ich bin gelernter Sanitäter. Sie baten mich, sofort zu kommen und zu helfen“, sagt Wieland, der zum Großbrand raste und zusammen mit der Feuerwehr dort eintraf. „Wir haben Türen eingetreten, die Bewohner rausgetragen oder im Rollstuhl rausgeholt, andere wurden mit dem Bett rausgefahren. Es musste alles schnell gehen. Die Feuerwehr war dann schon mit schwerem Atemschutz zur Stelle und auch Polizei war am Einsatzort“, erzählt er.

Die meisten Bewohner hätten zu dem Zeitpunkt noch nichts von dem Brand bemerkt. „Wenn die Nachbarschaft und alle anderen nicht sofort so beherzt geholfen hätten, wäre wohl viel Schlimmeres passiert“, ist Wieland überzeugt.

Immer wieder sei das ganze Haus und jedes Zimmer von oben bis unten abgesucht worden, um keinen Bewohner zu vergessen, bis das Feuer weitern Zugang unmöglich machte. Die Rauchentwicklung sei stark gewesen. „Wir sind auch auf Leute getroffen, die noch mit den Aufzug nach unten fahren wollten. Wir haben sie davon abgehalten. Viel zu gefährlich. Wir konnten alle noch über die Gänge retten“, erzählt Wieland weiter.

„Wir können nur froh sein, dass die Leute hier so schnell reagiert und geholfen haben. Wer weiß, was sonst passiert wäre. So ist es wohl vor allem Sachschaden. Den kann man ersetzen“, sagt eine Anwohnerin aus Unkel, deren Tochter in der Pflegeeinrichtung wohnt. „Wir wissen noch nicht, ob irgendwas aus ihrem Zimmer gerettet werden kann. Wir dürfen noch nicht rein“, berichtet sie. Ihre Tochter ist jetzt erst einmal im Scheurener Hof untergekommen.

Peter Zimmermann, seit Jahren Mitarbeiter im Seniorenzentrum, war schon zu Hause in Unkel, als er die Rauchschwaden am Nachthimmel über Scheuren sah. Er fuhr sofort zurück zu seiner Arbeitsstelle. „Das Feuer war schon von weitem zu sehen. Die Flammen schlugen hoch über dem Haus“, erzählt er, was er beobachtet hat. Nicht nur die Mitarbeiter hätten sich um die Bewohner gekümmert, auch viele Familienangehörige seien nach und nach gekommen, um zu helfen, sodass die alten Leute sich sehr schnell wieder beruhigt hätten, meint er.

„In der Cafeteria im Hauptgebäude, wo die Sammelstelle eingerichtet ist, haben sie gerade auf einen Geburtstag angestoßen. Sieht aus, als wären die Leute trotz allem sehr gelassen“, berichtete Bürgermeister Karsten Fehr erleichtert, als er kurz nach 24 Uhr aus dem Hauptgebäude kam, wo er sich ein Bild von der Lage gemacht hatte.

Am Donnerstagvormittag sind die Feuerwehrmänner des Löschzugs Unkel immer noch vor Ort. „Wir sind seit der Alarmierung hier. Wir haben die Brandschutzwache gestellt und immer wieder bis etwa 8 Uhr morgens Brandnester gelöscht und die Brandsicherheitswache für das gesamte Altenheim gestellt“, erläutert Einsatzleiter Georg Schober, dem ebenso wie seinen Leuten, die lange anstrengende Nacht anzusehen ist. Sie hofften darauf, gegen Mittag abziehen zu können. „Dann ist unsere Arbeit aber noch nicht zu Ende. Die Fahrzeuge müssen gewartet und die Geräte gepflegt werden“, sagt Schober.

Von unserem Reporterin Sabine Nitsch
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