Kreis Neuwied/Ahrweiler

Mit Schaufel, Eimer – und ganz viel Herz: Wie Helfer aus dem Kreis Neuwied an der Ahr anpacken

Von jn/rcl/ys/tim
Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.
Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr. Foto: Jörg Niebergall

Die Hilfe für die von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen an der Ahr wird immer handfester – im Wortsinn: Immer mehr Freiwillige aus Stadt und Kreis Neuwied machen sich auf, um tatkräftig mit anzupacken.

Lesezeit: 4 Minuten
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Am Freitag starteten die ersten von der Kreisverwaltung organisierten Busse mit Helfern in Neuwied, weitere werden folgen. Wir sprachen mit den Freiwilligen über ihre Motivation und Erwartungen – und mit vielen weiteren Helfern, die bereits Erfahrungen im Katastrophengebiet gesammelt haben.

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

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Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

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Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Jung und Alt traf sich am Freitagmorgen am Neuwieder Bahnhof und fuhr per Shuttlebus der Kreisverwaltung zum Hilfseinsatz an die Ahr.

Jörg Niebergall

Daniel Hartzmann war einer der ersten Helfer, die am Freitagmorgen vor dem Neuwieder Bahnhof eintrafen. Er trifft auf eine bunte Truppe, von Schülern bis zu Rentnern sind viele Altersgruppen vertreten. „Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir ist betroffen, und eine Bekannte aus der Eishalle wohnt ebenfalls dort“, nennt der Niederbieberer seine Beweggründe. „Da habe ich mir auf der Arbeit einen Tag Urlaub genommen – und jetzt bin ich dabei.“ Auch Andrea Weißenfels möchte einfach nur helfen: „Das ging mir schon sehr nahe, wenn ich die Videos und Fotos gesehen habe“, sagt die 51-jährige Neustädterin, die lange in Bad Hönningen lebte. „Ich war froh, dass ich einen Platz im Bus bekommen habe.“ Für Jörg Leclerc aus Heimbach-Weis ist es eine Selbstverständlichkeit, sich zu engagieren: „Die Leute brauchen einfach jetzt Unterstützung.“

Auch am Samstag und Sonntag rollen Helferbusse zur Ahr

Auch an diesem Wochenende können Helfer mit Shuttlebussen von Neuwied aus ins Krisengebiet fahren und anpacken.

Samstag: Die Firma „Becker Classics“ bringt ab 7 Uhr Busse Richtung Ahrweiler auf den Weg. Treffpunkt wird der Neuwieder Kirmesplatz sein. Anmeldungen unter Tel. 02631/358.000.

Sonntag: Die Busse der Firma Zickenheiner fahren wieder um 9 Uhr am Neuwieder Bahnhof ab. Die Rückfahrt ist gegen 17 Uhr vorgesehen. Helfer sollen auf jeden Fall Gummistiefel und Handschuhe, falls vorhanden auch Schaufeln et cetera mitbringen und zudem für ihren Eigenbedarf an Wasser und Essen sorgen. Anmeldungen per E-Mail: helferbus@kreis-neuwied.de

Marin Klauck aus Rengsdorf hat sich den Aufruf von Ortsbürgermeister Christian Robeneck zu Herzen genommen und steigt gemeinsam mit Robeneck in den Bus: „Im vergangenen Jahr sind wir mit dem Rad noch durchs Ahrtal gefahren“, meint der Zweite Beigeordnete der Ortsgemeinde Rengsdorf. „So etwas wie diese Flut habe ich noch nie erlebt, auch wenn wir mit unserem Verein in Lützel auch schon einmal vom Hochwasser betroffen waren.“ Sebastian Wann ist extra aus Mainz angereist, übernachtet drei Tage lang auf einem Campingplatz und will gleich drei Tage lang mit anpacken. „Ich habe Bekannte aus der Region, das hat mich schon betroffen.“ Mit seinen 20 Jahren ist Aaron Hardt einer der jüngsten Helfer; mit Schaufel, Gummistiefeln und Eimer „bewaffnet“ ist der Niederbreitbacher gemeinsam mit einem Bekannten in Neuwied angekommen. „Vielleicht sind wir am Samstag noch einmal dabei“, blickt er voraus.

Der Vorteil der Busse: Hier wird der Einsatz der Helfer im Krisengebiet koordiniert – die Behörden bitten weiterhin darum, nicht auf eigene Faust ins Katastrophengebiet zu fahren. Die Organisation in Ahrweiler wird von freiwilligen Helfern gleistet, feste Strukturen gibt es für einen Einsatz wie diesen nicht, wie Ulf Steffenfauseweh den Helfern berichtet, der den Einsatz für die Kreisverwaltung organisiert. So erfahren die Beteiligten: Sie werden auf zwei Stellen in Ahrweiler verteilt, wo sie dann von Anwohnern zu den jeweiligen Einsätzen eingeteilt werden.

Während der Fahrt gibt es dann angeregte Gespräche: Es geht um die jeweilige Eigenmotivation, um Probleme beim Katastrophenschutz, um Menschenfänger, die die Katastrophe für ihre eigenen Zwecke instrumentalisieren wollen. Insgesamt herrscht in dem mit 56 Fahrgästen voll besetzten Bus eine positive Stimmung. Die braucht es auch bei den Eindrücken, mit denen die Freiwilligen schließlich im zerstörten Ahrtal konfrontiert werden.

Jenny Geil hat diese Erfahrung bereits vor Tagen gemacht: „Ich musste erst noch arbeiten, aber ich hatte einfach keine Ruhe“, erzählt die Rheinbrohlerin. Ihre Schwägerin half bereits auf dem Nürburgring beim Spendensortieren, dort war Geil dann am Samstagabend nach der Arbeit auch im Einsatz. Am nächsten Morgen fuhr sie wieder mit einer Freundin hin, aber die Situation war „chaotisch und unstrukturiert“. Stattdessen fuhren sie dann bei einer Kolonne mit, die Hilfsgüter wie Lebensmittel, Hygieneartikel und Kleidung in kleine Orte brachte. Aber so viel wurde gar nicht mehr benötigt, war ihre Erfahrung. „Die Kommunikation vor Ort ist schwierig“, sagt Geil. „Jede Gemeinde macht da ihr Ding.“ Nachvollziehbar, wenn man sehr lange vergeblich auf Hilfe von außen warten muss. Geil hat Verständnis für das allgemeine Chaos: „So eine Situation hat es noch nie gegeben.“ Wenn sie durch die Orte fuhr und sah, wie der Schlamm bis im zweiten Obergeschoss steht, dann ging ihr das sehr nah, erzählt sie, genau wie alle Vermisstenaufrufe. „Man bangt mit, ob die gefunden werden.“

Am Dienstag haben sie und ihr Lebensgefährte in Ahrweiler mit angepackt. Er schüppte Schlamm, und sie sortierte mit der Bewohnerin, „was noch zu retten ist. An vielen Dingen hängt ja das Herz.“ Aber der Ort ist aus ihrer Sicht „schon sehr, sehr weit für die Katastrophe“. Eine Katastrophe, wie man sie ansonsten nur aus dem Fernsehen kennt. „Aber jetzt fahre ich über den Rhein und bin da.“

Beeindruckt ist die 26-Jährige von den Menschen, die sie dort getroffen hat: „Die können noch lachen, trotz der Tragödie. Die sind so stark.“ Am Wochenende will sie mit einer großen Gruppe wieder mit anpacken – wo, das entscheiden sie spontan, je nachdem, was in der Hilfeapp gerade gepostet wird. „Nichts zu tun, das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.“

jn/rcl/ys/tim