Ahrweiler/Kreis Neuwied

Landrat Hallerbach erneut im Krisengbiet: Was die Leute leisten, ist fantastisch

Die Feuerwehrleute haben in Ahrweiler mittlerweile einen eigenständigen Abschnitt südlich des Flusses übernommen und koordinieren die Arbeit in „ihrem“ Gebiet über die beiden Einsatzleitwagen, die am Kurpark und am ca. 20 Minuten entfernten Augustinum stehen. Foto: Jörg Niebergall
Die Feuerwehrleute haben in Ahrweiler mittlerweile einen eigenständigen Abschnitt südlich des Flusses übernommen und koordinieren die Arbeit in „ihrem“ Gebiet über die beiden Einsatzleitwagen, die am Kurpark und am ca. 20 Minuten entfernten Augustinum stehen. Foto: Jörg Niebergall

Die Zahl derer, die aus dem Kreis Neuwied hinüber ins Katastrophengebiet fahren, um zu helfen, ist beeindruckend. Was dort auf die Einsatzkräfte von überallher wartet, ist eine Mammutaufgabe. „Es läuft teilweise noch chaotisch. Aber es geht auch voran, und langsam kommt immer mehr Struktur herein“, schildert der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach seine Eindrücke, die er bei einem erneuten Besuch der Neuwieder Einsatzkräfte in Bad Neuenahr-Ahrweiler gesammelt hat, in einer Pressemitteilung.

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Bei aller Zerstörung und allem Verlust, ist die Stimmung in Ahrweiler nicht gereizt. „Im Gegenteil:Es gibt viel Solidarität und Gemeinschaftsgeist. Die Menschen reden miteinander und manchmal wird sogar gemeinsam gelacht“, berichtet Hallerbach und lobt zugleich alle Helfer: „Was die Leute vor Ort leisten, ist fantastisch.“

Die rund 300 Feuerwehrleute aus dem Kreis Neuwied, die im Ahrtal permanent im Einsatz sind, haben in Ahrweiler mittlerweile einen eigenständigen Abschnitt südlich des Flusses übernommen und koordinieren die Arbeit in „ihrem“ Gebiet über die beiden Einsatzleitwagen, die am Kurpark und am etwa 20 Minuten entfernten Augustinum stehen, heißt es in der Mitteilung der Kreisverwaltung weiter. Das THW sei im Dauereinsatz, die Neuwieder Stadtwerke (SWN) arbeiteten mit Hochdruck an der Wiederherstellung der Wasserversorgung.

Die vielen Kräfte vom Roten Kreuz und vom Malteser Hilfsdienst, die sich vor Ort um die oft alten Menschen kümmern, die alles verloren haben – von der Brille, über das Hörgerät bis zu den persönlichen Medikamenten. Unterstützt werden sie auch immer mehr von Betreuern und Seelsorgern, die, von der Kreisverwaltung koordiniert, als freiwillige Helfer hinzueilen, heißt es. „Hier können sich gern noch weitere Freiwillige melden“, ruft der Landrat auf.

Unverzichtbare Arbeit würden auch viele Unternehmer, Landwirte und „einfache“ Helfer leisten, die Wege räumen, Schlamm schieben und Wohnungen entrümpeln. „Es gibt viele Privatinitiativen, die die Häuser leer räumen und dabei von den Firmen unterstützt werden. Dabei habe ich auch zahlreiche bekannte Gesichter aus unserem Kreis gesehen und kann nur immer wieder danke sagen“, betont Hallerbach.

Eine der aktuellen Hauptaufgaben sei es, den in der Stadt auf vormals freien Flächen gesammelten Müll aus Häusern und Wohnungen wegzuschaffen. „Der muss da jetzt raus. Sonst gibt es weitere Probleme mit Ratten und Gestank“, weiß er und berichtet, dass gerade viele Gespräche laufen, wie die Sperrmüllmassen entsorgt werden können. „Das sind Tausende Tonnen. Deshalb haben wir unsere Deponie in Linkenbach als Zwischenlager für größere Mengen angeboten und auch teilweise schon mit der Entsorgung von Müll begonnen.“

Auch darüber hinaus arbeiteten Krisenstab und Neuwieder Kreisverwaltung in vielen Bereichen auf Hochtouren. So habe Hallerbach den Kollegen der Kreisverwaltung Ahrweiler, die teils technisch lahmgelegt und aufgrund direkter Betroffener personell ausgedünnt seien, Amtshilfe angeboten. Der Nachbarkreis werde nicht nur personell unterstützt, sondern in der Neuwieder Verwaltung würden auch konkrete Aufgaben übernommen. „Vor allem können die betroffenen Menschen aus Ahrweiler ab jetzt in der Deichstadt ihre Autos abmelden. Der Zugriff auf die entsprechenden Datenbanken ist zwischenzeitlich geregelt“, heißt es weiter. Ähnlich können sich Menschen aus dem Nachbarkreis im Oberhonnefelder Impfzentrum ihre Spritze gegen das Coronavirus geben lassen – „und machen davon auch schon regen Gebrauch“. „Es ist einfach eine große Gemeinschaftsaufgabe“, bilanziert der Landrat und appelliert erneut: „Die Zerstörungen sind so immens und eigentlich nicht vorstellbar, dass wir das nur meistern werden, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Und wir müssen den Menschen helfen, die alles verloren haben. Nur darum geht es jetzt.“