Kreis Neuwied

Knotenpunkt Großmaischeid: Versorger stellen Weichen für die Versorgung mit Wasserstoff

Wasserstoff
Mitten durch den Westerwald soll in naher Zukunft ein Wasserstoffkernnetz verlaufen, an das sich heimische Industriebetriebe anschließen lassen können. Symbol Foto: Christophe Gateau/dpa

Wird der Kreis Neuwied bald von Großmaischeid aus mit Wasserstoff versorgt? Die Unternehmensgruppe Energieversorgung Mittelrhein (evm-Gruppe) stellt die Weichen für den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in der Region. Das geht aus einer Mitteilung des Versorgers hervor.

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Nicht zuletzt für das produzierende Gewerbe, das für seine Herstellungsprozesse auf gasförmige Energieträger angewiesen ist, will die evm-Gruppe die Wasserstoffversorgung sicherstellen. „Durch die Nutzung von Wasserstoff können Unternehmen ihre CO2-Emissionen reduzieren und mithelfen, die Klimaschutzziele zu erreichen“, erklärt Hendrik Majewski, Geschäftsführer der evm-Tochter Energienetze Mittelrhein (enm). Um die Netzplanung auf die Bedürfnisse der Betriebe in der Region ausrichten zu können, startet die enm in wenigen Wochen mit einer Bedarfserhebung bei Großverbrauchern, heißt es weiter.

Anschluss ans Wasserstoffkernnetz geplant

Im Rahmen einer gut besuchten Informationsveranstaltung haben laut Mitteilung Vertreter der enm sowie des Essener Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE) Großkunden mit den Wasserstoffplänen vertraut gemacht. „Wir möchten die Transformation unserer Gasinfrastruktur gemeinsam gestalten“, betonte Hendrik Majewski. „Hervorragende Möglichkeiten“, an das künftige deutsche Wasserstoffnetz angeschlossen zu werden, biete hierbei der Verlauf des künftigen Wasserstoffkernnetzes.

Eine große Transportleitung verläuft durch den Westerwald, wie Marc Koopmans von OGE informierte. In Großmaischeid, Ransbach-Baumbach und Dernbach könnte dann von 2032 an Wasserstoff von der großen Pipeline in das örtliche Netz der evm-Gruppe eingespeist werden. Von dort aus könne es dann zu Verbrauchern auch außerhalb des Westerwalds gelangen, die entsprechenden Wasserstoffbedarf haben. Vorgesehen ist darüber hinaus der Bau einer neuen Wasserstoffleitung in der Eifel.

Das Kernnetz, das durch unser Netzgebiet verläuft, ermöglicht damit den direkten und einfachen Zugang zu Wasserstoff, der für industrielle Prozesse genutzt werden kann.

Tobias Eberhardt von der enm

Die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber haben laut evm-Gruppe Mitte November den Entwurf für dieses Wasserstoffkernnetz dem Bundeswirtschaftsministerium übermittelt. Es werde eine Gesamtlänge von 9700 Kilometern haben und überwiegend aus umgestellten Erdgasleitungen bestehen. „Vorhandene Infrastruktur kann also genutzt werden“, berichtete Tobias Eberhardt, der bei der enm für die Gasnetztransformation zuständig ist. „Das Kernnetz, das durch unser Netzgebiet verläuft, ermöglicht damit den direkten und einfachen Zugang zu Wasserstoff, der für industrielle Prozesse genutzt werden kann“, so Eberhardt.

Nach Auskunft von Marc Koopmans wird nach entsprechender Genehmigung durch den Bund das Kernnetz voraussichtlich im Frühjahr 2024 final feststehen und von den Fernnetzbetreibern sukzessive errichtet. Mit dem Bau wollen sie bestenfalls im kommenden Jahr direkt starten.

Es ist jetzt entscheidend, dass sich Industriekunden intensiv mit ihrer Energieversorgung beschäftigen und abschätzen, welche Wasserstoffbedarfe sie erwarten.

Tobias Eberhardt

OGE-Experte Koopmans betonte, dass das Kernnetz das Rückgrat der Wasserstoffversorgung in Deutschland sei, es aber am Ende auf lokale Lösungen ankomme: „Jedes Versorgungsgebiet ist anders. Daher sind die örtlichen Verteilnetzbetreiber wie die Energienetze Mittelrhein entscheidend für den Wasserstoffhochlauf.“ Deshalb startet die enm im Januar eine Bedarfsabfrage, um die Netzplanungen gestalten zu können.

Um große Ankerkunden herum könnten nach Worten von Eberhardt örtliche Wasserstoffnetze entstehen, an die sich weitere Kunden anschließen lassen können. „Es ist jetzt entscheidend, dass sich Industriekunden intensiv mit ihrer Energieversorgung beschäftigen und abschätzen, welche Wasserstoffbedarfe sie erwarten. Denn nur wenn eine Nachfrage besteht, kann Infrastruktur rechtzeitig errichtet und gemeinsam die nachhaltige Energieversorgung garantiert werden“, so Eberhardt. Und Majewski sagte: „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit den kommunalen Partnern und unseren Kunden die klimafreundliche Energiewirtschaft in der Region zu gestalten.“ red