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Neuwied/Dierdorf

Fehlstunden fürs Klima? Schüler in Neuwied tun sich schwer

Von Lars Tenorth, Ulf Steffenfauseweh
Von Missbilligung bis Verständnis: So handhaben andere Schulen im Kreis Neuwied den Schülerwunsch nach Demo-Zeit Foto: Sascha Ditscher

Angeführt von der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg ist der Schulstreik für das Klima zur globalen Bewegung geworden. Besonders in Deutschland fällt das offensichtlich auf fruchtbaren Boden. Im ganzen Land haben im Februar und März große „Fridays for Future“-Demonstrationen stattgefunden – drei Mal auch in Koblenz, aber noch keinmal in Neuwied. Interessieren sich unsere Schüler etwa nicht für das Thema?

Lesezeit: 3 Minuten
Wir waren am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) und haben mit Schulleitung und Schülervertretern (SV) gesprochen. Die Antwort ist eindeutig: Der Umweltschutz steht auch bei den jungen Leuten in Neuwied ganz oben auf der Agenda – und das nicht nur theoretisch. Kontrovers diskutieren die Schüler dagegen die Frage, ob der Schulstreik das richtige ...
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Von Missbilligung bis Verständnis: So handhaben andere Schulen im Kreis Neuwied den Schülerwunsch nach Demo-Zeit

Nelson-Mandela-Schule: An der Nelson-Mandela-Schule, der Realschule in Dierdorf, hat eine Schülerin Kontakt zu den Lehrern aufgenommen, wollte an der Umweltbewegung teilnehmen. Doch im Kollegium einigte sich die Schule eindeutig, wenn Schüler freitags streiken anstatt zum Unterricht zu gehen: „Das wird als unentschuldigtes Fehlen eingetragen“, sagt Konrektorin Heiderose Fahr. Sie verstehe nicht, warum es lukrativ sein soll, ausgerechnet an einem Freitag zu streiken. Stattdessen empfiehlt sie den Jugendlichen, lieber „am Samstagmittag in die Koblenzer Innenstadt“ zu gehen und sich für den Klimaschutz einzusetzen.

Realschule plus Puderbach: Bisher gab es an der Realschule in Puderbach keine Schüler, die bei der Bewegung mitgewirkt haben, sagt Natanja Neitzert, Konrektorin der Schule. Über eine Veranstaltung in Koblenz war ich nicht informiert, erklärt Constantin Kotinsky, der zur Schülervertretung zählt und die neunte Klasse besucht. Grundsätzlich interessiere er sich sehr für die Umwelt, auch im Alltag: „Wir haben keine Plastikflaschen mehr im Haus und kaufen viel Bio ein.“ In der Schule sei immer wieder über die Umweltbewegung gesprochen worden. „Wir versuchen, die Schüler für den Klimaschutz zu sensibilisieren“, betont Neitzert. Grundsätzlich findet sie das Engagement gut, solange es fundiert sei und die Schüler etwas lernen. Sie würde sich darüber freuen, wenn jemand zu ihr käme und an der Bewegung teilnehmen möchte. Persönlich, nicht im Namen der Schule, ermutigt sie Kinder notfalls, auch mal unentschuldigtes Fehlen in Kauf zu nehmen und nicht derart angepasst zu sein, wenn es um eine solche Umweltbewegung geht: „Im Bewerbungsgespräch können die Schüler das dann auch begründen, warum sie gefehlt haben.“

Martinus-Gymnasium Linz: „Nicht massiv, aber spürbar“, so schildert Ralf Weißenfels, kommissarischer Erster Stellvertreter des Direktors am MGL, die Auswirkungen der Klimaproteste. An den beiden Freitagen, an denen bislang in Bonn Demos stattfanden, sei jeweils eine gewisse Anzahl an Schülern dem Unterricht ferngeblieben, um sich an den Protesten für eine konsequentere Klimapolitik zu beteiligen. „In einem meiner kleineren Oberstufenkurse fehlten drei Schüler“, berichtet Weißenfels. Dass sie damit unentschuldigte Fehlstunden in Kauf nehmen, sei den Schülern bewusst. Allerdings zeigt die Schule auch Entgegenkommen, da ein politisches Engagement ja grundsätzlich zu begrüßen sei. „Wir haben uns entschieden, an Freitagen, an denen eine Demo absehbar ist, keine Klassenarbeiten anzusetzen, um die Schüler nicht doppelt zu bestra- fen.“ ten/mif

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