Erzeugermarkt in Bad Honnef: Regionales gibt es auch unverpackt
Die Suche nach regionalen Produkten erleichtert nun auch der neue Erzeugermarkt „Rheinquatier“ in Bad Honnef. Der Markt, der erstmals im Oktober am Rhein öffnete, erweckt zunächst den Eindruck einer wohnlichen Scheune. Strohballen stehen neben Oldtimerlastwagen, auf denen Obst und Gemüse in Holzkisten gestapelt sind. Die Flucht der Markthalle bietet einen Überblick über Weine, Kühlvitrinen und Holzregale und mündet an einem runden Tisch mit Sessel und Sofa. Hier soll es nicht um den schnellen Einkauf zwischen Tür und Angel, sondern ums Verweilen und Entspannen gehen, erklärt der Marktleiter, Lothar Bock. Er sieht, dass gerade durch den Lockdown die Lust am bewussteren Einkaufen zugenommen hat. „Die Menschen haben mehr Zeit zu Hause verbracht und wollten es sich dort schön machen. Dazu gehört auch ein gutes Essen. Und so hat ein Umdenken stattgefunden: Es ist nicht immer gut, alles und viel davon zu haben. Und die nahen Lebensmittel sind gesünder als die von Fern.“
Im Rheinquatier sollen nur Lebensmittel aus der Nähe angeboten werden. Regionalität definiert Lothar Bock innerhalb eines Umkreises von 100 bis 120 Kilometern um den Erzeugermarkt. So bietet er in dem Markt Weine aus Leutesdorf bis Königswinter und von der Ahr an, Spirituosen aus der Grafschaft, Honig und Säfte aus dem Westerwald, Fleisch und Wurstwaren aus dem Siebengebirge, Eier aus Bruchhausen, Obst und Gemüse aus Bornheim und Bonn oder Seifen aus Aegidienberg. „Holly Food“ in Bad Hönningen stellt für den Bad Honnefer Markt zudem Marmeladen, Pesto, Öle oder Kuchen aus regionalen Produkten her. Die Wege der Lebensmittel bis zum Verkaufsstandort in Bad Honnef bleiben so relativ kurz. Bock sucht zudem nach weiteren Händlern, um das Sortiment aufzustocken. Er sieht aber auch: „Manche Produkte gibt es nicht lokal, wie etwa Paprika. Ich hadere noch mit mir, ob ich es von Fern dazukaufen soll, möchte aber lieber drauf verzichten und stattdessen Saisonales anbieten.“ Das wären im Winter dann eher Weißkohl, Grünkohl, Möhren oder Petersilienwurzel.
Für Bock sollte das Lokale über der Sortimentvielfalt stehen. „Es ist natürlich schön, wenn alles da und schön bunt ist, aber das geht nun mal nicht immer.“ Auch dieser Aspekt gehört zum Umdenken und bewussteren Einkaufen dazu. Und dann wäre da noch der Verpackungsmüll. Der Bad Honnefer Erzeugermarkt bietet viele trockene Lebensmittel wie Linsen oder Bohnen unverpackt an. Sie werden in großen Behältern aufbewahrt und können vom Kunden in Glasbehälter abgefüllt werden. Das Obst und Gemüse wird in Pfandkisten angeliefert, die wieder zum Bauern zurückkehren. Bock überlegt zudem, Papiertüten der Hennefer Firma Creapaper in den Markt einzuführen, da diese aus Gras hergestellt werden. „Natürlich ist es etwas komplizierter, unverpackt einzukaufen. Man braucht die richtigen Behälter, damit die Lebensmittel zuhause halten, und man sollte nicht zu viel auf einmal einkaufen, denn dann kann auch nicht viel kaputtgehen“, erklärt Lothar Bock.
In ihm finden die Kunden einen Menschen, der vier Jahrzehnte Erfahrung mit Lebensmitteln mitbringt. Der heute 55-Jährige hat mit 15 eine Lehre als Koch begonnen. „Mit 12 Jahren wusste ich schon, dass ich Koch werden möchte“, erzählt Bock, der in Bayern groß geworden ist, inzwischen aber in Oberdollendorf wohnt. 40 Jahre lang arbeitete er in der gehobenen Gastronomie und das weiterhin aus Leidenschaft. „An Lebensmitteln fasziniert mich, dass sie sich stetig entwickeln und keines dem anderen gleicht. Und so gleicht auch der Geschmack niemals dem vorherigen“, sagt Bock, der im Verkauf lokaler Lebensmittel eine neue Passion gefunden hat.