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Kreis Neuwied

Die alten Ortskerne drohen zu verfallen: Geht es auch ohne Neubaugebiete?

Von Yvonne Stock
Der ehemalige Edekamarkt in Rheinbrohl steht immer noch leer. Das hat auch mit einem Investitionsstau im Gebäude zu tun. Es liegt aber auch an den veränderten Einkaufsgewohnheiten. Für kleine Orte ist es eine Herausforderung, mit solchen leeren Ladenlokalen umzugehen und ihre Zentren attraktiv und belebt zu halten.
Der ehemalige Edekamarkt in Rheinbrohl steht immer noch leer. Das hat auch mit einem Investitionsstau im Gebäude zu tun. Es liegt aber auch an den veränderten Einkaufsgewohnheiten. Für kleine Orte ist es eine Herausforderung, mit solchen leeren Ladenlokalen umzugehen und ihre Zentren attraktiv und belebt zu halten. Foto: Heinz Werner Lamberz/Creativ

Ist das Ausweisen von Neubaugebieten wirklich der richtige Weg, um Orte langfristig zukunftsfest zu machen? Professor Peter Thomé würde dahinter zumindest ein Fragezeichen machen. Der Architekt von der Hochschule Koblenz, der zu Strategien im ländlichen Raum forscht, regt an, sich stattdessen lieber im alten Ortskern umzugucken, was dort möglich ist. Denn sonst droht oft der Donut-Effekt.

Lesezeit: 4 Minuten
Wenn eine Ortsgemeinde im nördlichen Kreis Neuwied ein Neubaugebiet ausweist, um damit Nachfrage von Familien aus Nordrhein-Westfalen gerecht zu werden, was hat sie eigentlich davon? Diese Frage ist für Thomé ganz zentral. Denn die Pendler erarbeiten ihre Wirtschaftsleistung im Nachbarland, gehen dort noch schnell einkaufen oder abends etwas essen oder ...
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Vorbild VG Wallmerod

Dass Orte ganz auf die Ausweisung von Neubaugebieten verzichten können, dafür ist laut Prof. Peter Thomé von der Hochschule Koblenz die Verbandsgemeinde Wallmerod das herausragende Beispiel. „Die haben vor über 15 Jahren entschieden, wir weisen keine Einfamiliengebiete mehr aus“, erzählt er.

Statt viel Geld in Bebauungspläne zu stecken, werden alle gefördert, die im Ortskern alte Häuser sanieren oder abreißen und neu bauen. „Die Strategie geht auf, die gewinnen an Einwohnern“, erzählt Thomé. Die VG koordinierte zudem alle rollenden Lebensmittelverkaufsläden so, dass sie gleichzeitig im Ort sind. „Dort findet Austausch und Begegnung statt.“ Und auch junge Familien siedeln sich an, sagt der Wissenschaftler – von denen man eigentlich vorher dachte, dass für sie nur ein Neubau in einem Baugebiet infrage kommt. „Der Charme, im Ort zu sein in einer gemischten Struktur, ist für die auch groß“, sagt Thomé. ys

Beispiel Rengsdorf

Dass es nicht immer mit der Zentrumsentwicklung klappt, auch wenn man keine Neubaugebiete ausweist, zeigt das Beispiel Rengsdorf. Innenstadtentwicklung und Baulückenschließung geht dort vor dem Neubaugebiet am Rand. Trotzdem weisen die Westerwaldstraße und der Ortskern leere Ladenlokale und Häuser auf.

Vier nicht mehr genutzte Immobilien sind inzwischen im Besitz der Ortsgemeinde. Sie sollen aber noch nicht abgerissen werden. Stattdessen wartet die Ortsgemeinde ab, was mit ebenfalls abrissreifen Nachbargebäuden passiert. Der Plan ist, dass größere Grundstücke entstehen, die dann im Sinne der Ortsgemeinde neu entwickelt werden könnten. Anfragen von Investoren hat Ortsbürgermeister Christian Robenek nach eigenen Angaben bereits vorliegen.
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