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Neuwied

Das Ende einer wechselvollen Geschichte: Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein ist aufgelöst

Von Lieselotte Sauer-Kaulbach
An Gedenktagen wie dem 9. November – hier ein Archivbild von der Veranstaltung an der ehemaligen Synagoge – wird Dr. Jürgen Ries auch künftig Teile des jüdischen Gottesdienstes einbringen.
An Gedenktagen wie dem 9. November – hier ein Archivbild von der Veranstaltung an der ehemaligen Synagoge – wird Dr. Jürgen Ries auch künftig Teile des jüdischen Gottesdienstes einbringen. Foto: Jörg Niebergall (Archiv)

In der 2013 erschienenen Ausgabe Nr. 72 von „Schalom“, der Zeitschrift des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten, schrieb der Theologe Andreas Britz in einem Beitrag ausgesprochen optimistisch über die Synagoge in Saffig – und in diesem Zusammenhang über die 2008 von Dr. Jürgen Ries (viele Jahre Kantor der Koblenzer Gemeinde und in Neuwied als Orthopäde bekannt) ins Leben gerufene Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein unter der Überschrift „Neues jüdisches Leben in der Osteifel“. Britz sprach hier gar, einen Ausspruch von David Ben Gurion zitierend, von einem „Wunder“, das da geschehen sei. Sieben Jahre später steht zwar die Saffiger Synagoge, für deren Restaurierung sich seit den 1980er-Jahren ein engagierter Förderverein einsetzte, als Raum für religiöse und kulturelle Veranstaltungen nach wie vor zur Verfügung. Aber die als Verein gegründete Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein mit dem hebräischen Namen „Netivot Haschalom“ („Pfade des Friedens“) gibt es nicht mehr. Wir begeben uns auf Spurensuche.

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Der gewählte Name war Programm, bezog sich auf die erste deutsche, 1783 von dem bedeutenden jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn herausgegebenen Thora-Übersetzung und damit auf die Ideen der jüdischen Aufklärung. Dem entsprach auch die Tatsache, dass sich die Gemeinde als eine egalitäre verstand, an der Frauen gleichberechtigt teilnehmen sollten. Die Gründung von ...