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Döttesfeld/Kreis Neuwied

Behörde kontrolliert illegale Wasserentnahme um Neuwied: „Lage ist für Flüsse und Bäche sehr gefährlich“

Von Lars Tenorth
Jürgen Schneider (links) und Michael Vogel von der Unteren Wasserbehörde gehen Hinweisen der illegalen Wasserentnahme am Holzbach in Döttesfeld nach.
Jürgen Schneider (links) und Michael Vogel von der Unteren Wasserbehörde gehen Hinweisen der illegalen Wasserentnahme am Holzbach in Döttesfeld nach. Foto: Lars Tenorth

Pumpen Menschen im Kreis Neuwied Wasser für ihre eigenen Gärten aus den Bächen? Die Untere Wasserbehörde kontrolliert das zurzeit – und findet gleich mehrere Verstöße.

Lesezeit: 5 Minuten
Jürgen Schneider und Michael Vogel von der Unteren Wasserbehörde gehen Hinweisen zur illegalen Wasserentnahme in Döttesfeld nach. Sie laufen langsam am Holzbach entlang und nähern sich dem ersten markierten Punkt auf ihrem ausgedruckten Kartenabschnitt. Plötzlich bleibt Schneider stehen, er entdeckt die erste Stelle. Zunächst sehen beide einen Schlauch, der in ...
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Große Sorge: Anlieger im Kreis Neuwied pumpen illegal Wasser aus Bächen

Der Erste Kreisbeigeordnete betont die besondere Problematik bei aktuell niedrigen Wasserständen. Er übt scharfe Kritik und kündigt vermehrt Kontrollen an.

Seit Wochen sorgt die Trockenheit für niedrige Pegelstände der Gewässer im Kreis Neuwied: „Bäche sind teilweise ausgetrocknet“, sagt der Erste Kreisbeigeordnete Michael Mahlert. Verschärft wird diese Problematik durch Anlieger, die illegal Wasser aus Bächen und Flüssen pumpen, um es für den Eigenbedarf zu verwenden: „Durch Hinweise und die eigene Recherche sind wir auf die hohe Wasserentnahme aufmerksam geworden“, erklärt Mahlert. Allein in der vergangenen Woche habe es drei Hinweise gegeben. Er befürchtet dadurch weitreichende Konsequenzen – für Flora und Fauna.

„Das hat verheerende Folgen für die Wasserökologie“, betont der Erste Kreisbeigeordnete. Die Wasserentnahme schadet den Gewässern: „Je weniger Wasser es gibt, desto schneller erwärmt es sich und verdunstet“, erläutert Michael Vogel von der Unteren Wasserschutzbehörde. Laut der Unteren Wasserschutzbehörde sorgt die Wasserentnahme nicht nur dafür, dass die Wassertemperaturen steigen, sondern auch die Sauerstoffwerte abnehmen. Zudem sei die Durchgängigkeit für Bachlebewesen in trockengefallenen Bereichen gefährdet: „Wasserlebewesen sterben“, sagt Mahlert.

Große Sorge

„Wir sind voller Sorge, dass uns die Bachläufe austrocknen“, hebt Mahlert hervor. Wenn dies natürlich durch die Trockenheit passiere, sei es das eine, aber es „sollte nicht zusätzlich dazu beigetragen werden“. Vogel berichtet unter anderem von Fällen an der Wied, dem Rhein und auch dem Krumbach im Asbacher Bereich. Anlieger stauen gar das Wasser auf und pumpen es dann ab, erklärt er.

Grundsätzlich ist für die Wasserentnahme im Wasserhaushaltsgesetz geregelt, was Anlieger an Gewässern dürfen und was nicht. Erlaubt ist es demnach, Wasser nur mit Handschöpfgeraten – wie einer Gießkanne und einem Eimer – zu entnehmen und etwa damit den eigenen Garten zu bewässern. Ohne explizite Genehmigung ist es jedoch verboten, Wasser durch Leitungen, mit Pumpen oder anderen Hilfsmitteln zu entnehmen. Durch eine Wasserentnahme dürfen generell weiterhin keine Eigenschaften des Wassers beeinträchtigt und keine wesentliche Minderung der Wasserführung zu erwarten sein, heißt es im Gesetz.

Dieser Teil des Krumbachs im Asbacher Bereich ist ausgetrocknet.
Dieser Teil des Krumbachs im Asbacher Bereich ist ausgetrocknet.
Foto: Kreisverwaltung Neuwied

Aufgrund der aktuellen Lage mit den niedrigen Wasserständen rät Mahlert derzeit zusätzlich davon ab, Gießkannen oder auch Eimer mit Wasser aus Bächen und Flüssen zu füllen. Er vermutet überdies, dass es die illegale Wasserentnahme durch Pumpen bereits in der Vergangenheit gegeben habe, dies aber durch die höheren Wasserstände einfach nicht groß aufgefallen sei. Der Erste Kreisbeigeordnete kündigt deshalb an, dass in nächster Zeit vermehrt kontrolliert werden soll und bei Verstößen auch Bußgelder verhängt werden. Er sagt aber auch: „Wir können nicht alle Gewässer kontrollieren.“

Stärkeres Bewusstsein erhofft

Er erhofft sich grundsätzlich, dass sich das Bewusstsein verstärkt, schonend mit der Ressource Wasser umzugehen. Und damit steht er absolut nicht allein da. In der jüngeren Vergangenheit riefen nach und nach die Verbandsgemeinden (VG) Dierdorf, Rengsdorf-Waldbreitbach und Puderbach öffentlich dazu auf, Wasser zu sparen (die RZ berichtete).

Die VG Puderbach empfahl zum Beispiel, das Gießen von Pflanzen auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem sollen Bürger möglichst den Wasserverbrauch auf die für den notwendigen Bedarf wie Trinken, Nahrungszubereitung, Körperpflege und Toilette beschränken. Michael Vogel vermutet, dass der Bach von Anliegern als Entnahmequelle genutzt wird, um anschließend den eigenen Teich neu zu befüllen oder auch die Gartenpflanzen mit ausreichend Wasser zu versorgen – ohne Trinkwasser aus der Leitung nehmen zu müssen

Info: Tipps für die ressorucenschonende Gartenbewässerung

Im eigenen Garten können Tricks helfen, besonders ressourcenschonend mit Wasser zu haushalten. Lucia Preilowski, Erste Vorsitzende des Naturschutzbundes Rengsdorf, empfiehlt, aufs Rasensprengen mit Trinkwasser zu verzichten. Sie rät grundsätzlich dazu, die Pflanzen mit Wasser aus dem Regenwasserbehälter zu gießen. Dafür sollen die Gärtner in der regenreichen Zeit einen möglichst großen Wasservorrat anlegen, sagt Preilowski. Zusätzlich: „Ganz wichtig ist das Mulchen der Pflanzen“, betont sie. Preilowski verwendet zum Mulchen Grasabschnitt, Stroh, Holzhäcksel und rohe Schafwolle, die als Dünger und Wasserspeicher dient: „Mulchmaterial schützt den Boden vor dem Austrocknen und verbessert die Bodenstruktur“, unterstreicht die Erste Vorsitzende.

Kreis Neuwied
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