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Bad Hönningen

Bad Hönningen bringt Stolpersteine auf den Weg: Stadt erinnert an jüdische Mitbürger

Von Simone Wittig
In dem Haus Bischof-Stradmann-Straße 9/9a lebten zahlreiche jüdische Mitbürger, an die künftig Stolpersteine erinnern sollen.
In dem Haus Bischof-Stradmann-Straße 9/9a lebten zahlreiche jüdische Mitbürger, an die künftig Stolpersteine erinnern sollen. Foto: Simone Wittig

Der Hönninger Günther Heymann wurde am 8. Mai 1945 in Auschwitz ermordet, an dem Tag, der heute als Datum der Befreiung vom Nationalsozialismus gilt. An sein Schicksal und das weiterer jüdischer Mitbürger werden bald Stolpersteine auf den Gehwegen ihres ehemaligen Heimatorts erinnern. Einstimmig hat der Stadtrat die Verlegung der ersten 14 Gedenktafeln beschlossen. Der Künstler Gunter Demnig wird die Messingsteine in die Bürgersteige vor den ehemaligen Wohnhäusern der zwangsenteigneten, deportierten und ermordeten Juden aus Hönningen einsetzen.

Lesezeit: 3 Minuten
Dass in Bad Hönningen mittlerweile ausreichend gesicherte Informationen vorliegen über das Schicksal der Juden, die zur NS-Zeit im Gebiet der heutigen Stadt und Verbandsgemeinde lebten, ist zu einem großen Teil Willi Schüllers Verdienst. Der Vorsitzende des Geschichtsvereins Bad Hönningen recherchiert seit zwei Jahren für die Stadt, aber auch für Rheinbrohl, ...
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Liste gibt Auskunft über die Familien Jakobsohn, Heymann, Wolf und Levy

Bisher liegen Willi Schüller gesicherte Informationen über das Schicksal von rund 20 jüdischen Mitbürgern vor. Die meisten von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. Einige gingen ins Exil oder starben den Quellen zufolge eines natürlichen Todes. Die Recherchen werden fortgesetzt.

  • In der ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Straße 9 (heute Bischof-Stradmann-Straße) lebten Ernestine Jakobsohn, (geb. Neumann 1865), ermordet am 14. August 1942 in Theresienstadt; Außer Samson Jakobsohn, geb. 1869, der 1938 in Bonn nach einer Krankheit starb, wurde die ganze Familie Jakobsohn am 31. Juli 1942 in Auschwitz ermordet: Max (geb. 1897), Hedwig (geborene Goldschmidt 1906), Helmut (geb. 1931) und Ilse (geb. 1936).
  • An der gleichen Adresse lebten Wilhelm Isidor Heymann (geb. 1892), ermordet in Auschwitz, Henriette (Henny) Heymann (geb. Jakobson 1893), ermordet am 31. Juli 1942 in Auschwitz, und Günther Heymann (geb. 1925), ermordet am 8. Mai 1945in Auschwitz.
  • In der Neustraße 24 lebten Abraham Wolf (geb. 1866), ermordet im September 1942 in Treblinka, und Johanna (Hannchen) Wolf (geb. 1868). ermordet am 12. Juni 1942 in Theresienstadt
  • In der Schmiedgasse 10 lebte Flora Wolf (geb. Friedmann 1873), ermordet 1942 in Auschwitz, mit ihren Kindern Josef (geb. 1905), der nach New York emigrierte, sowie Johanna (geb. 1910) und Otto (1912). Johanna starb als Frau von Paul Rubinstein im Alter von 32 Jahren am 24. Juli 1942 in Trostenez Minsk.
  • Im Haus an der Ecke Hauptstraße/Schultheißgasse lebten Isidor Levy 1873 (1869), ermordet am 21/22.September 1942 in Treblinka; Regina Levy (geb. Lazarus1862), ermordet am 8. Oktober 1942in Theresienstadt, sowie Julia (Julchen) Levy(geb. 1877), die 1941einem Herzleiden erlag.
  • In der Hauptstraße 143 lebte Mathilde Bär (geb. Kahn 1875) mit Bernhard (geb. 1907) und Senta (Zhaneta, geb. 1911). Sie wurden 1942 ermordet.

Hönningen in der NS-Zeit

Der Gemeinderat von Hönningen beschloss nach Inkrafttreten der antisemitischen „Nürnberger Gesetze“ in seiner Sitzung am 25. September 1935 laut vorliegendem Protokoll, dass der Zuzug von Juden verboten wird. Außerdem wurde den Juden unter anderem der Erwerb von Grund und Boden, die Errichtung von Neubauten sowie das Bieten bei Verpachtungen und Versteigerungen verboten. Gemeindeaufträge wurden nicht mehr an Bürger vergeben, die ihre Ein- und Verkäufe bei Juden tätigten.

Am 8. November 1938, in der Pogromnacht, wurden in Hönningen laut den Aufzeichnungen von Guido Job unter anderem die Metzgerei Wolf (Schmiedgasse) sowie die Metzgerei Levy (Hauptstraße) beschädigt. Das Haus der Geschwister Wolf (Neustraße) und die Metzgerei Jakobson (Ecke Neustraße/Bischof-Stradmann-Straße) wurden ebenfalls beschädigt. Nach Willi Schüllers Recherchen wurde auch ein Gebetsraum verwüstet. „Es war ein kontrollierter Mob“, sagt der Historiker. Die Angriffe fanden nach Jobs Recherchen unter Aufsicht von Amtspersonen inklusive des damaligen Bürgermeisters Paul Penth, der dem NSDAP-Führungskader angehörte, statt. In Rheinbrohl wurde die Synagoge niedergebrannt. Im selben Jahr wohnten Jobs Aufzeichnungen zufolge 18 jüdische Mitbürger in Hönningen, 1941 waren es noch 13. Ende 1942 gab es keine jüdischen Mitbürger mehr in der Stadt. sim

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