Stadt Neuwied beteiligt sich an rheinland-pfälzischer Woche der Kinderrechte - Viele Präventionsangebote
Aufklären und stärken: Kinder sowie Jugendliche in Neuwied vor Gewalt und sexuellen Übergriffen schützen
Expertentagung: Kinderschutz braucht stärkere Lobby
Aufklärung ist alles: Deshalb müsse sie auch Kinder und Jugendliche früh erreichen. Foto: dpa/Patrick Pleul
Patrick Pleul. picture alliance/dpa/dpa-Zentral

Neuwied. In der Deichstadt gibt es bereits viele Präventionsangebote, die über Gewalt und sexuelle Übergriffe informiert, doch es geht noch mehr. „Starke Kinder sagen Nein!“ lautet das Motto der rheinland-pfälzischen Woche der Kinderrechte, an der sich auch die Stadtverwaltung beteiligt.

Kinder haben ein Recht auf Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch, weiß die Stadt Neuwied und verweist auf die UN-Kinderrechtskonvention. Trotz der bestehenden Schutzrechte sei Gewalt gegen Kinder, auch sexualisierte Gewalt, in Deutschland jedoch nach wie vor ein ernstzunehmendes Problem, macht die Stadt in einer Pressmeldung aufmerksam. Um dem entgegenzuwirken, arbeiteten in Neuwied die städtische Jugendschutzbeauftragte und die Fachstelle Partizipation intensiv an der Verwirklichung der Kinderrechte.

Kriminalstatistik 2022 offenbart Anstieg von sexueller Gewalt besonders im Netz

„Laut der polizeilichen Kriminalstatistik von 2022 werden in Deutschland jeden Tag 48 Kinder Opfer von sexueller Gewalt, mit einem deutlichen Anstieg bei den Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen im Netz. Die Dunkelziffer ist noch höher“, betont Tanja Buchmann als Jugendschutzbeauftragte der Stadt. „Daher müssen wir das Problem auch in Neuwied weiterhin bearbeiten.“

Im Zentrum stehe die Prävention, so Buchmann: Kinder müssten ihre Rechte kennen und stark sein, aber sie könnten sich nicht selber schützen. „Sie brauchen erwachsene Ansprechpersonen, die wissen, wie Täter und Täterinnen agieren, welche Signale Kinder und Jugendliche aussenden und welche Wege der Hilfe es gibt. Daher sind Schutzkonzepte in Institutionen, Aufklärung des Fachpersonals, der Lehrkräfte und der Eltern sowie Präventionsangebote für Kinder enorm wichtig.“

Viele Aufklärungsaktionen zu Gewalt und Missbrauch in Neuwied geplant

„Starke Kinder sagen Nein!“ lautet das Motto der rheinland-pfälzischen Woche der Kinderrechte. Auch in der kinderfreundliche Kommune Neuwied plant das Team um Bürgermeister Peter Jung zahlreiche Aktionen zum Schutz vor sexuellem Missbrauch. Die Fachstelle Partizipation fördert mit der Woche der Kinderrechte in diesem Jahr Kinderrechteprojekte zum Thema „Starke Kinder sagen Nein!“. Sie unterstützt so 23 Institutionen in Neuwied, wie Kitas, Hortgruppen, inklusive Einrichtungen und Jugendorganisationen.

Der Kinder- und Jugendschutz bietet in diesem Jahr unter dem Slogan „Kinder und Jugendliche stark machen!“ neun Präventionsworkshops, teils geschlechtergetrennt und für verschiedene Altersklassen, als wichtige Präventionsmaßnahmen an. Darüber hinaus wurden Fachkräfte der Kinder- und Jugendförderung im Rahmen des Safer Internet Day über Pornografie im Netz und die Rolle von künstlicher Intelligenz aufgeklärt. Schulsozialarbeiter und Lehrer der Robert-Krups-Schule informierten sich zudem beim Fachvortrag zum Thema „Sexualisierte Gewalt, ein Einblick in das Strafrecht“. Die Schulsozialarbeit der Kinzing-Schule und der Robert-Krups-Schule thematisierten das Thema Cybermobbing und Cybergrooming mit dem Theaterstück „#disslike“. Einmal im Jahr werden zudem Grundschulen finanziell bei der „Großen Nein Tonne“ unterstützt, ebenfalls ein Kindertheaterstück zur Prävention von sexualisierter Gewalt.

Kinder und Jugendliche sollen ihren eigenen Gefühlen folgen

Das Präventionstheater „Ganz schön blöd“ der Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen „Zartbitter“ lädt für Donnerstag, 7. November, die dritten und vierten Klassen der städtischen Grundschulen ins Schlosstheater ein. Das Stück stärkt mit viel Lebensfreude und Musik das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, unterscheidet zwischen schönen und blöden Gefühlen, fördert ein gesundes Misstrauen gegenüber Grenzverletzungen und somit das Vertrauen in sich selbst. Informationen und Reservierung für Schulklassen beim Kinder- und Jugendbüro unter der Telefonnummer 02631/802.170.

„Wir sind sehr glücklich darüber, dass so viele Institutionen die Kinderrechte im Allgemeinen und in diesem Jahr den Artikel 34 zum Thema machen,“ resümiert Sonja Jensen von der Fachstelle Partizipation. Bürgermeister Peter Jung lobt das Engagement aller Kooperationspartner: „Über 1000 Kinder und Jugendliche, deren Eltern und Fachpersonal können wir so gemeinsam mit der Fachstelle Kinder- und Jugendschutz aufklären und stark machen gegen sexuellen Kindesmissbrauch“, sagt er.

Anlaugstellen bei Verdacht auf Missbrauch

Wer Hilfe braucht, einen Fall des sexuellen Missbrauchs vermutet, selber betroffen ist oder sich allgemein beraten lassen möchte, findet qualifizierte Ansprechpersonen bei folgenden Beratungsstellen, verweist die Stadt Neuwied:

  • Heilpädagogisches Zentrum Kinderschutzdienst: www.htz-
neuwied.de/
kinderschutzdienst
  • Kinderschutzdienst Neuwied – Fachberatungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Gewalterfahrungen, Telefonnummer 02631/965 61 17
  • Stadtjugendamt Neuwied – Allgemeiner Sozialer Dienst, Heddesdorfer Straße 33, Neuwied, Telefonnummer 02631/802 100
  • Caritasverband Neuwied – Caritasverband Rhein-Wied-Sieg, Interventionsstelle gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen, Heddesdorfer Str. 5, Telefon 02631/987 552, 
interventionsstelle@
caritas-neuwied.de

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